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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Georgious sind auf Zypern.« Tony ging zum Waschbecken und drehte den Wasserhahn auf. »Wahrscheinlich ist Joanne noch unterwegs, einkaufen oder so. Tut mir Leid, dass sie dir Irina den ganzen Tag aufgehalst hat.«
    »Das macht nichts«, sagte Sandra. »Ich finde es schön, die Kleine hier zu haben.«
    Tony wusch die ölige Paste ab und drückte sich Spülmittel auf die Handflächen. »Trotzdem hat sie uns ausgenutzt, oder? Dich und mich. Und ich habe ihr noch gesagt, sie soll mit ihrer Freundin ausgehen.«
    »Mit welcher Freundin?«, fragte Sandra.
    »Weiß ich nicht.« Tonys Gedanken waren nur auf einen Drink gerichtet. »Macht es dir etwas aus, Irina erst einmal bei dir zu behalten?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Sandra. »Aber du rufst mich an, sobald Joanne sich meldet, ja?«
    »Ja, sicher«, sagte Tony. »Aber du hörst wahrscheinlich zuerst von ihr, meinst du nicht auch?«
    »Ich hoffe es«, sagte Sandra.

44.
    Obwohl ihn an einem Montagnachmittag in Bedford Row eigentlich ganz andere Dinge hätten beschäftigen müssen, kreisten Allbeurys Gedanken unerwartet beharrlich um Lizzie Piper und ihren Mann, während er sich in seinem komfortablen Büro einen Scotch einschenkte.
    Der Anwalt hatte im Laufe vieler Jahre gelernt, Äußerlichkeiten wenig Wert beizumessen. Er wusste besser als viele andere, wie viele nach außen hin scheinbar gute Ehen von innen durch blaue Flecken, sogar Blut verunstaltet wurden und wie viele Makel sich selbst bei den glamourösesten Paaren fanden. Und am gestrigen Abend hatte Allbeury trotz Lizzies herzlicher Gastfreundschaft und Christophers Freundlichkeit von Anfang an das Gefühl gehabt, dass zwischen beiden irgendetwas sehr Ungesundes in der Luft lag.
    Und damit meinte er nicht die Kinder.
    Der Anruf aus Marlow, erinnerte er sich, war erst nach dem ersten Mini-Zusammenstoß gekommen: dieser Sache mit der Oper. Es hatte nicht länger gedauert als einen oder zwei Wimpernschläge, aber in diesem Moment hatte Lizzie – die reizende, herzliche Frau, die sie sonst zu sein schien – eisige Kälte ausgestrahlt. Das hatte seine Neugier geweckt. Anschließend hatte sie von der Erkältung ihrer Kinder erfahren – zu diesem Zeitpunkt hatte er, Allbeury, noch nicht von der Muskeldystrophie ihres Sohnes gewusst. Der arme Junge. Das musste eine allgegenwärtige Quelle des Kummers und der Angst für die ganze Familie sein, vor allem, wenn ein Virus grassierte.
    Arme Lizzie.
    Doch es war diese Umarmung am Ende des Abends gewesen, die seine Neugier und seine Sorge erst richtig angestachelt hatte – auch wenn es ihm ganz gewiss nicht zustand, besorgt zu sein. Christopher hatte den Arm um Lizzie gelegt, und sie hatte es zugelassen; sie hatte ihn nicht weggeschoben, sondern neben ihm auf der Türschwelle gestanden und gelächelt, bis Susan und er gegangen waren.
    Das Deuten von Körpersprache wurde Allbeurys Meinung nach meist überbewertet, doch es gab Augenblicke, in denen man sie unmöglich übersehen konnte, und diese Situation zwischen den Wades war ein solcher Augenblick gewesen. Lizzie mochte ihren Mann nicht direkt abgewehrt haben, doch Allbeury war sicher, dass sie seine Umarmung nicht gewollt hatte.
    Warum nicht? Wo doch alles, was er über diese Beziehung gelesen hatte, geradezu nach »perfektem Paar« schrie.
    Ganz gleich, wie beschäftigt er im Büro war, ganz gleich, wie beschäftigt er dann noch zu Hause sein würde, wo er Joanne Patstons Befreiung aus ihrer Notlage in die Wege leiten wollte – Allbeury bekam Lizzie Piper einfach nicht aus dem Kopf.
    Das beunruhigte ihn.
    Denn wenn Lizzie tatsächlich so ernsthafte Probleme hatte, wie er vermutete, wusste er jetzt schon, dass er versucht war, ihr zu helfen.
    Und Allbeury hatte nie zuvor beschlossen, einer Frau zu helfen, zu der er sich hingezogen fühlte.
    Sehr hingezogen fühlte.

45.
    Nach einer komplizierten dreistündigen Operation eines Unfallopfers im St. Clares kehrte Christopher um kurz vor halb sechs in die Beauchamp-Klinik zurück, wo er von seiner Sekretärin Jane Meredith erfuhr, dass Lizzie angerufen hatte: Jack zeige nun ebenfalls Symptome jener Virusinfektion, die Edward und Sophie erwischt hatte.
    Eilig lief Christopher in sein Büro und rief zu Hause an. »Wie geht es ihm?«
    »Nicht schlecht«, antwortete Lizzie. »Er hat nur ein bisschen erhöhte Temperatur.«
    »War Hilda da?«
    »Vor einer Stunde. Sie hat mich sehr beruhigt.«
    »Gut.« Christopher hielt inne. »Soll ich kommen?«
    »Wenn du kannst, wäre es

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