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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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jemand, auf den ihre Beschreibung zutraf, in die Notaufnahme eingeliefert worden war, setzte sie sich mit einer Tasse starken, süßen Tees in einen Sessel und wartete darauf, dass sie sich besser fühlte.
    Aber sie fühlte sich nur elend.
    Elend und alt und ängstlich.
    Mehr als ängstlich.

47.
    Jacks Temperatur war auf 38,9° gestiegen.
    »Du fühlst dich miserabel, stimmt’s?«, fragte Christopher und nahm vorsichtig die Hand seines Sohnes. »Fieber ist eine miese Sache, auch wenn es ein Schutzmechanismus des Körpers ist.«
    Jack wusste, dass man zitterte, um die Körperwärme zu erhöhen, und schwitzte, um für einen Hitzeverlust zu sorgen; er hatte sich solche Dinge angeeignet, weil sein Dad der Meinung war, Angst entstehe oft nur aus Unwissenheit, und die Sorge, sich schlecht zu fühlen, könne den Zustand weiter verschlimmern.
    Jack fühlte sich wirklich sehr schlecht.
    »Mir geht’s ganz gut«, sagte er.
    »Du bist ein tapferer Kerl«, sagte Christopher.
    »Ich bin froh, dass du da bist«, sagte Jack leise.
    »Ich werde immer da sein, wenn du mich brauchst«, sagte Christopher. »Falls ich kann.«
    »Ich weiß«, sagte Jack. »Mom dreht durch, wenn ich krank bin.«
    »Tut sie das?«
    »Sie versucht es zu überspielen, aber ich sehe es in ihren Augen.« Jack atmete rasselnd ein, schluckte und verzog das Gesicht, weil sein Hals wehtat. »Sie fühlt sich auch besser, wenn du hier bist.«
    »Das freut mich«, sagte Christopher.
    Jack sah ihn einen Moment an. »Geht es dir gut, Daddy?«
    »Mir geht’s prima, Jack.«
    »Es ist nur eine schlimme Erkältung, weißt du. Dr. Kapur hat es mir gesagt, als Mom aus dem Zimmer war, und sie ist immer ehrlich zu mir. Viel Flüssigkeit, das Übliche eben, und es geht mir bald wieder gut.«
    »Er kriegt es auf der Lunge«, sagte Christopher in der Küche zu Lizzie, wo sie ihm ein Sandwich machte. »Wenn es ihm morgen früh nicht besser geht, rede ich vielleicht mal mit dem Zentrum.«
    Es gab nur drei Spezialzentren im Land – gegründet von der Muskeldystrophie-Stiftung und besetzt mit Experten für neuromuskuläre Erkrankungen –, und die Wades hatten das Glück, in relativer Nähe zu zweien dieser Einrichtungen zu wohnen: Eine befand sich im Radcliffe-Krankenhaus in Oxford, die andere im Hammersmith Hospital.
    »Meinst du, wir sollten Hilda bitten, ihn dort einzuweisen?«
    Christopher sah die Angst in ihren Augen. »Das ist im Moment nicht nötig.« Er blickte auf das dick geschnittene Vollkornbrot, das sie mit mehreren Scheiben englisch gebratenen Roastbeefs belegt und mit seinen Lieblings-Essiggurken garniert hatte. »Das sieht köstlich aus.«
    »Senf?« Lizzie schüttelte den Kopf. »Natürlich Senf.«
    Christopher sah ihr zu, wie sie scharfen Englischen Senf aufs Sandwich strich, mit einer zweiten Scheibe Brot zuklappte, leicht zusammendrückte, es in zwei Hälften schnitt und auf einen Teller legte. »Danke, Lizzie.«
    »Gern geschehen.«
    Edward kam ins Zimmer. Er trug eines seiner übergroßen T-Shirts und Shorts – seine bevorzugte Version eines Schlafanzugs. »Geht es Jack gut?«
    »Nicht so doll im Augenblick«, antwortete Christopher.
    »Warum schläfst du nicht?«, fragte Lizzie. »Und wo sind deine Hausschuhe? Du bist auch noch erkältet, Schatz.«
    »Mir geht’s schon tausendmal besser, Mom.« Edward setzte sich auf einen Stuhl am Tisch. »Sophie ist auch wach. Sie wollte in Jacks Zimmer und sich zu ihm setzen, aber ich hab ihr gesagt, sie soll es lassen.«
    »Das ist bestimmt klüger«, sagte sein Vater, »auch wenn sie sich wahrscheinlich nicht noch einmal ansteckt.«
    »Wie geht es Sophie?«, erkundigte sich Lizzie.
    »Sie macht sich Sorgen um Jack«, näselte Edward.
    »Das muss sie nicht«, sagte Lizzie. »Ihr beide nicht.«
    »Na ja«, sagte Edward, »ich glaube, Sophie macht sich Vorwürfe, weil sie die Erkältung als Erste hatte.«
    »Ich hoffe, du hast ihr gesagt, dass das Unsinn ist«, erklärte Christopher.
    »Ich hab ihr gesagt, dass sie nicht die Erste war«, erwiderte Edward, »dass die Erkältung immer wieder im ganzen Land herumgeht und dass es Pech ist, wenn man sie als Nächster bekommt.«
    »Das stimmt so nicht ganz«, sagte sein Vater.
    »Ich glaube, das ist jetzt nicht so wichtig.« Lizzie kam an den Tisch und setzte sich zwischen die beiden. »Ihr wisst beide sehr gut, dass wir uns alle ein bisschen wie Sophie fühlen, wenn wir eine Erkältung bekommen und sie mit nach Hause bringen. Wir haben immer Angst, dass Jack sich ansteckt

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