Blankes Entsetzen
und seine Krankheit dadurch vielleicht schlimmer wird. Aber das ist Unsinn, weil wir ohnehin nichts dagegen tun können.«
»Deshalb fühlen wir uns aber trotzdem so, oder?«, bemerkte Edward.
Christopher streckte die Hand aus und zauste das dunkle Haar seines Sohnes. »Willst du ein Stück von meinem Sandwich?«
»Nein danke, Dad.«
Lizzie stand auf. »Ich glaube, ich rede kurz mit Sophie und sehe nach Jack.«
»Er schläft wahrscheinlich«, sagte Christopher.
»Ich wecke ihn nicht auf.«
»Ich weiß.« Er sah sie an, wie sie im Türrahmen stand. »Wenn Sophie nicht schlafen kann, sag ihr, sie soll noch eine Weile runterkommen.«
Sophie, von Edward offenbar ausreichend getröstet, war eingeschlafen. Sie schnarchte leise von den Nachwirkungen ihrer eigenen Erkältung. Lizzie streichelte ihr Haar und lächelte über Edwards Beschreibung der »Erkältung der Nation«, die ihre Kreise durchs Land zog und Opfer aufsammelte wie ein Busfahrer seine Passagiere.
Sie ließ Sophie allein und ging zu Jacks Zimmer, wo sie ganz leise die Tür öffnete und auf der Schwelle stehen blieb; sie wollte nicht weiter ins Zimmer, denn manchmal, wenn Jack keine Ruhe fand, reichte schon ein knarrendes Dielenbrett, um ihn zu stören. Christopher hatte Recht, der Junge schlief. Sie stand noch ein paar Augenblicke da, beobachtete ihren Sohn und lauschte seinen Atemzügen. Er röchelte ein wenig, aber nicht schlimmer als Edward, als sie am Montagmorgen nach Hause gekommen war.
Jack regte sich ein bisschen, räusperte sich leise und wälzte sich herum. Dann lag er wieder still.
Lizzie blieb noch einen Moment stehen, falls er aufwachte.
»Bitte, Gott«, flüsterte sie ganz leise.
48.
»Mike, hier ist Robin.«
Es war Dienstagmorgen, kurz nach halb acht. Allbeury saß auf der Terrasse, trank Kaffee und aß ein Croissant, das so wohlschmeckend war, dass er keine Butter brauchte.
»Was ist los?« Auch Novak war noch zu Hause, doch er hatte sich daran gewöhnt, so früh am Tag von seinem Klienten Nummer eins zu hören.
»Es ist alles für Joanne und Irina vorbereitet«, sagte Allbeury. »Du müsstest dir von ihr jetzt noch einmal bestätigen lassen, dass sie bereit ist, damit wir dafür sorgen können, dass Mr Patston am fraglichen Tag beschäftigt ist.«
»Hast du einen bestimmten Tag im Auge?«, fragte Novak.
»Donnerstag«, sagte Allbeury. »Wenn sie mehr Zeit braucht, wäre Freitag auch möglich, aber rede ihr das lieber aus. Sie wird mit jedem weiteren Tag mehr in Versuchung geraten, es jemandem zu erzählen.«
»Oder zu kneifen.«
»Wenn sie sich nicht ganz sicher ist, Mike, soll sie lieber darauf verzichten.«
»Ich rufe sie an, sobald Patston weg ist«, sagte Novak. »Er verlässt das Haus meist gegen acht.«
»Pass auf, von wo aus du anrufst.«
»Ich weiß«, sagte Novak.
»Natürlich weißt du das«, sagte Allbeury und legte auf.
»Sie hat bestimmt Angst«, sagte Clare, als er es ihr erzählte.
Novak nickte beipflichtend. »Ja.«
Sie saßen in ihrer kleinen Küche, auf Hockern am Küchentresen, der gleichzeitig als Arbeitsfläche diente. Normalerweise genoss Clare das Frühstück, doch an diesem Morgen schien sie wenig Appetit zu haben. Sie knabberte lustlos an einer Scheibe Toast.
»Geht es dir gut?«, fragte er.
»Bestens.«
Novak trank seinen Kaffee aus und stand auf. »Ich muss los.« Er küsste sie auf die Wange.
»Mike, woher wissen wir, dass Robin sich auch langfristig um Joanne und Irina kümmern wird?«
»Wenn die Arbeit gründlich getan wird«, sagte er und stellte seine Tasse in die Spüle, »werden wir das wohl nie ganz sicher wissen.« Er sah, wie ihre Miene sich plötzlich verfinsterte. »Es gibt keine perfekten Lösungen, Süße.«
»Nein«, sagte sie.
Ihre düstere Stimmung beunruhigte ihn. »Bist du niedergeschlagen?«
»Eigentlich nicht.« Sie lächelte. »Nur ein bisschen müde.«
»Tust du zu viel?« Novak hatte oft den Eindruck, dass sie sich zu sehr unter Druck setzte, indem sie in der Detektei arbeitete und bei Nick Parry aushalf. In letzter Zeit widmete sie Nick noch mehr Zeit, weil ein weiterer seiner Pfleger London verlassen hatte. Clare gab immer alles. Eine Sache nur mit halbem Herzen zu tun, gab es für sie nicht.
»Ganz und gar nicht.« Sie reckte den Hals, um auf die Ofenuhr zu sehen. »Du musst los.«
Es war halb neun, als Novak in der King’s Cross Station eine Telefonzelle gefunden hatte, von der aus man mit Münzen anrufen konnte.
»Hallo?«
Die männliche Stimme,
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