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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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aufgehoben«, sagte Christopher.
    Es war in Augenblicken wie diesem, da Lizzie die Probleme zwischen ihr und ihrem Mann beinahe vergaß.
    Beinahe.

51.
    Erst kamen die Uniformierten, dann die Kripo – gerade als das Wetter umschlug und Regen einsetzte. Die Umgebung wurde abgesperrt. Kurz darauf trafen die Beamten vom Dezernat für Schwerverbrechen ein. Die Chefin, Superintendent Anne McGraw, besuchte den Ort des Geschehens zusammen mit dem Inspector, dessen Aufgabe darin bestand, das Verbrechen zu untersuchen: Jim Keenan.
    »Sehr hässlich«, bemerkte McGraw, als sie im Tatort-Zelt standen und darauf warteten, dass Amtsarzt Simon Collins eintraf, um den Tod festzustellen und eine vorläufige Untersuchung vorzunehmen.
    Keenan – mindestens zehn Jahre älter als McGraw, mit pfeffer- und salzfarbenem Haar und dünnem, faltigem Gesicht – blickte auf die tote Frau, auf die furchtbaren Wunden in ihrer Brust, am Bauch und (am blutigsten) am Hals, und auf ihr Gesicht, dessen Farbe so grässlich war wie der verzerrte Ausdruck, zu dem es erstarrt war. Obwohl Keenan inzwischen seit einem Jahr unter Anne McGraw arbeitete und wusste, dass sie Wert auf Selbstbeherrschung legte, fiel es ihm unglaublich schwer, sich der hilflosen Wut zu erwehren, die in ihm brannte.
    »Ich vertraue sie deinen Händen an, Jim«, sagte McGraw.
    »Danke, Madam.«
    Ebenso vorsichtig, wie sie hineingegangen waren, traten die beiden aus dem Zelt und in den Regen, zogen ihre Papier-Overalls und Plastiküberschuhe aus und steckten sie als Beweismaterial in Plastiktüten. Keenan wartete, bis sein Team außer Sichtweite war, dann gönnte er sich einen kurzen Spaziergang um das abgesperrte Gebiet. Er war dankbar für die Gelegenheit, Kopf und Magen wieder in einen normalen Zustand zu versetzen. In Kürze würde Collins zu ihnen stoßen, anschließend würden sie die Tote in die Leichenhalle bringen und den Tatort der Spurensicherung überlassen. Daher wünschte sich Keenan im Augenblick nichts sehnlicher als ein paar tiefe Atemzüge sauberer Luft, in der der einzige Hauch von Fäulnis der natürliche Geruch war, den die Schicht modriger Blätter unter seinen Füßen verströmte. Jim Keenan mochte den Wald, seine Geräusche und seine Schattigkeit ebenso wie seinen Geruch. Er erinnerte ihn an die Wanderungen, die er als kleiner Junge mit der Schulklasse unternommen hatte.
    »Sir?«
    Er drehte sich um. Der junge Constable mit der regennassen Kleidung, dessen Aufgabe derzeit darin bestand, Personen aus dem abgesperrten Gebiet hinaus- und andere hineinzuführen, trat von einem Bein aufs andere.
    »Entschuldigung, Sir. Dr. Collins ist hier.«
    »In Ordnung«, sagte Keenan.
    Und schnellte zurück in die Gegenwart, in all ihrer Hässlichkeit.
    Simon Collins, der trotz des Wetters und der Umstände einen makellosen Anblick bot, verriet Keenan wenig mehr, als dieser bereits selbst gesehen hatte: dass die Tote mit vier Stichen getötet worden war, dass es angesichts der Blutflecken in der Umgebung sowie des Aussehens von Leiche und Kleidungsstücken wahrscheinlich schien, dass der Mord hier verübt worden war, und schließlich – auch wenn er es erst später mit Sicherheit sagen konnte –, dass die Frau seit ungefähr vierundzwanzig Stunden tot war.
    »Wir haben Glück«, sagte Collins und hob vorsichtig eine rot verschmierte Hand.
    »Haut unter den Fingernägeln?«, fragte Keenan.
    »Ein wenig«, sagte der Gerichtsmediziner.
    Keenan wusste, dass es jetzt keinen Sinn hatte, zu spekulieren. Das Gewebe unter den Nägeln der Frau konnte ebenso gut ihre eigene Haut sein, wenn sie die Finger in ihre Wunden gekrallt hatte. Aber mit ein bisschen Glück würde sie ihnen einen ersten Anhaltspunkt liefern.
    Freu dich nicht zu früh, Jim.
    Er machte einen weiteren Spaziergang, diesmal mit größerer Aufmerksamkeit, wobei er wider alle Wahrscheinlichkeit hoffte, dass sein Blick vielleicht auf das perfekte Beweisstück fiel – vorzugsweise auf die Mordwaffe, vom Täter in Panik fallen gelassen, nachdem er saubere Fingerabdrücke darauf hinterlassen hatte.
    Sogar gestandene Polizisten konnten manchmal träumen.

52.
    »Was hat die Polizei gesagt?«
    Es war Sandras zweiter Anruf in Tonys Werkstatt an diesem Morgen. Beim ersten Mal hatte er sie abgewimmelt und gesagt, er habe einen Kunden bei sich, aber jetzt wusste er, dass er mit der Wahrheit herausrücken musste.
    »Ich hab noch nicht angerufen.«
    »Warum nicht?«, fragte Sandra entsetzt. »Tony, Joanne war die ganze Nacht

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