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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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weg. Du musst sie als vermisst melden.«
    »Es sind noch nicht mal vierundzwanzig Stunden«, sagte Tony.
    »Das ist mir egal«, entgegnete seine Schwiegermutter. »Meine Tochter ist verschwunden, und wenn du es nicht der Polizei meldest, tue ich’s.«
    »Die werden nur denken, dass wir uns gestritten haben.«
    »Und?«, fragte Sandra. »Habt ihr euch gestritten?«
    »Natürlich nicht.«
    »Warum willst du dann nicht die Polizei einschalten?«
    »Du hast doch schon die Krankenhäuser angerufen, also wissen wir, dass sie nicht …«
    »Ich habe nur im Waltham General und im Whipps Cross angerufen.«
    »Wie viele verdammte Krankenhäuser gibt es denn sonst noch hier in der Gegend, die eine Notaufnahme haben, Sandra?«, wollte Tony wissen. »Wenn dir welche einfallen, ruf ich dort an.«
    »Ich verstehe dich nicht«, sagte sie. »Wirklich nicht. Wenn es Joanne gut ginge, hätte sie ganz sicher angerufen, um sich nach Irina zu erkundigen, oder glaubst du etwa nicht?« Ihr Schwiegersohn schwieg. »Selbst wenn ihr Streit hattet, und du willst es mir nicht erzählen …«
    »Wir hatten keinen Streit, okay?«
    »Nein, es ist nicht okay.«
    »Zu schade. Denn ich werde die Scheiß-Polizei nicht anrufen, weil meine Frau sich davongemacht hat!«
    »Könntest du bitte das Fluchen lassen?«, bat Sandra ihn leise.
    »Tut mir Leid. Ich bin nur aufgebracht.«
    »Das bin ich auch.«
    »Ich weiß.«
    »Also, rufst du jetzt die Polizei an, oder soll ich?«
    Tony atmete tief ein. »Ich tu’s.«
    »Versprochen?«
    »Sandra, wenn ich sage, ich tue es, dann tue ich es auch.«
    »Ich weiß gar nicht, wie du arbeiten kannst«, sagte Sandra. »Warum du in der Werkstatt bist. Warum bist du nicht zu Hause? Oder unterwegs, um Joanne zu suchen?«
    »Joanne erwartet von mir, dass ich arbeite, Sandra. Wir haben Rechnungen zu bezahlen.«
    »Aber du rufst jetzt die Polizei an, ja?«
    »Allmählich gehst du mir auf die Nerven, Sandra!«
    »Gut«, sagte sie und legte auf.

53.
    »Immer noch nichts«, informierte Novak um fünf vor zwölf Allbeury. Er saß ein paar hundert Meter vom Haus der Patstons entfernt in seinem Clio.
    Es war heute schon das vierte Mal, dass er Allbeury anrief; der Anwalt hatte seine Kontaktpersonen schon vor geraumer Zeit informiert, dass sich bei den Bemühungen, Joanne und Irina Patston aus ihrer Situation zu befreien, wahrscheinlich Verzögerungen ergaben.
    »Es ist niemand gekommen«, sagte Novak. »Keine Spur von Joannes Wagen. Alle Fenster sind noch geschlossen, sowohl zur Straße hin als auch nach hinten, und soweit ich sehen kann, bewegt sich im Haus nichts.«
    »Ist Irina noch bei ihrer Großmutter?«
    »Ja, in Edmonton. Und als ich das letzte Mal nachsah, hat Patston in seiner Werkstatt noch an einem alten Sierra gearbeitet.« Novak hielt inne. »Ich weiß nicht, Robin, aber so langsam gefällt mir das alles nicht mehr.«
    »Macht es dir etwas aus, noch ein bisschen länger zu bleiben?«
    »Natürlich nicht«, sagte Novak.
    Allbeury legte auf, lehnte sich im Stuhl zurück und kehrte gedanklich zu seiner anderen momentanen Sorge zurück: Lizzie Piper Wade.
    Sein Computersystem – damals wie heute auf dem neuesten Stand der Technik – hatte ihm vor fünf Jahren Adam Lerman installiert, der Sohn seines Partners, damals noch Student mit einem Händchen für Computertechnologie und einer Leidenschaft fürs Internet. Leider war Lerman junior inzwischen nach Los Angeles umgezogen, und obwohl er Allbeurys E-Mails mit Fragen zur neuesten Software und zu ungewöhnlichen Problemen zu jeder Tages- und Nachtzeit bereitwillig beantwortete, war dies nicht annähernd so zufrieden stellend wie früher, als Adam kommen und sich selbst an die zwei Terminals im Penthouse setzen konnte.
    Doch Allbeury hatte die Post-Adam-Ära nicht verstreichen lassen, ohne sich selbst sehr viel über das Internet anzulesen und darüber, wie er es für seine Zwecke am besten nutzen konnte.
    Wenn es um Recherchen ging, tendierte er zwar dazu, sich Zeit und Mühe zu sparen, indem er die Novak Investigations beauftragte, aber erstens war Mike anderweitig beschäftigt, und zweitens war dies eine Aufgabe, der er sich lieber persönlich widmete.

54.
    Bei Patston Motors streckte Tony seinen Kopf – der trotz der zweiten Dosis Paracetamol, die er statt eines Mittagessens vor zehn Minuten mit einem Becks heruntergespült hatte, schmerzhaft hämmerte – wieder unter die Motorhaube des Sierra, an dem Novak ihn hatte arbeiten sehen, als ein blauer Mondeo auf den

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