Blankes Entsetzen
Küchenstühle sinken und starrte zum Inspector auf. »Sie glauben, ich habe es getan, nicht wahr? Sie glauben, ich habe meine eigene Frau umgebracht.«
61.
Am Mittwochmorgen um kurz nach halb acht saß Helen Shipley vor ihrem Gespräch mit Trevor Kirby, der gleich zu einer Konferenz nach Victoria fahren würde, an ihrem Schreibtisch und aß noch schnell einen Donut, als Geoff Gregory in ihr Büro kam.
»Ich habe gerade etwas erfahren, das dich vielleicht interessiert.«
Mit noch vollem Mund leckte Helen sich den Zucker von den Fingern und hob als Antwort nur die Augenbrauen.
»Im Zusammenhang mit dem Epping-Forest-Mord«, sagte Gregory.
»Was ist damit?«
»Es heißt, die Kollegen haben den Ehemann in der Mangel, aber …«
»Aber was?«
»Aber sie haben gestern in Theydon Bois noch einen anderen Kerl verhört, weil er das Haus des Opfers beobachtet hat.«
»Nun rück schon mit der Sprache raus, Geoff.«
»Einen Privatdetektiv«, sagte Gregory, »namens Novak.«
»Himmel«, rief Helen.
Im blauen Arbeitszimmer auf der Ostseite der Allbeury-Wohnung saß Novak in einem der luxuriösen schwarzen Ledersessel. Er hatte den Anwalt noch nie so wütend gesehen.
»Ich weiß, es war meine Schuld, dass sie mich erwischt haben«, sagte Novak, »aber Clare ist völlig aufgelöst wegen des kleinen Mädchens, jetzt, wo die Mutter tot ist, und …«
»Du würdest sie gern da raushalten«, beendete Allbeury seinen Satz.
»Natürlich will ich helfen, den Scheißkerl zu erwischen, der das getan hat, ob es nun ihr Mann war oder nicht, aber Clare hat ja nichts weiter getan, als eine Information weiterzuleiten, und …«
»Ich bin im Bilde, Mike«, unterbrach Allbeury. »Und ich kann der Vorstellung, Clare oder ihre Freundin da hineinzuziehen, ebenfalls nichts Gutes abgewinnen. Außerdem überprüft die Polizei zurzeit ohnehin schon Irinas Krankenhausakten, von daher …« Er nahm einen goldenen Kugelschreiber in die Hand und drehte ihn zwischen den Fingern. »Wenigstens gibt es ein Gutes. Jetzt, wo die Polizei weiß, dass ein Risiko für das Kind besteht, muss sie Patston schnell verhaften.«
»Und wenn er es nicht war?«, fragte Novak. »Wenn seine Gewalttätigkeit Irina gegenüber in die falsche Richtung deutet und die Polizei sich wegen meiner Aussage nicht die Mühe macht, nach jemand anderem zu suchen?«
»Das sind keine Narren, Mike«, sagte Allbeury. »Das weißt du selbst doch am besten.«
»Aber ich weiß auch, dass sie gern Ergebnisse vorweisen wollen«, erwiderte Novak.
»Mit ein bisschen Glück«, sagte Allbeury, »macht Patston schlapp und gesteht.«
Novak blickte den Anwalt mürrisch an und schwieg.
»So oder so«, fügte Allbeury hinzu, »halte ich es nicht für die größte Ungerechtigkeit der Welt, wenn die Polizei sich eine Zeit lang auf einen Mann einschießt, der seine vierjährige Tochter schlägt.« Er stand auf, ging zum Panoramafenster hinter seinem Granitschreibtisch und starrte hinaus auf den Fluss. »Ich hoffe sehr, dass Patston schnellstens überführt wird. Um ehrlich zu sein, habe ich auch meine eigenen Gründe dafür. Ich kann es nicht gebrauchen, dass man mir zu viele Fragen darüber stellt, auf welche Weise ich Joanne helfen wollte.«
»Wenn sie Fragen stellen, ist das meine Schuld«, sagte Novak mürrisch.
»Du konntest ja nicht ahnen, dass du deinen Wagen mitten in den Schauplatz einer Mordermittlung geparkt hattest.« Allbeury drehte sich wieder zu ihm um und setzte sich. »Es geht dabei nicht nur um mich, Mike. An diesen Operationen sind auch noch andere beteiligt.«
»Das ist mir bewusst«, sagte Novak.
»Ich schreibe dir nicht vor, was du sagen sollst, wenn die Polizei bei dir anklopft – das ist deine eigene Entscheidung. Aber ich kann dir sagen, dass ich meine Antworten sehr schlicht halten werde, wenn sie zu mir kommen: Als ich Joanne traf, war sie unsicher, was sie tun sollte. Sie hatte Angst vor einer Scheidung. Wie du bereits ausgesagt hast, war ich besorgt, als ich sie nicht erreichen konnte, und habe dich gebeten, mal nachzusehen.«
Novak sprach den Punkt an, der ihm am meisten auf dem Herzen lastete.
»Und was ist, wenn sie sich an deine Verbindung zu Lynne Bolsover erinnern?«
»Damit befasse ich mich, wenn es so weit kommt«, sagte Allbeury. » Falls es so weit kommt.«
Helen, den Blick auf die Wanduhr gerichtet, telefonierte mit Constable Pat Hughes und sprach über eine mögliche Verbindung zwischen dem Mord im Epping Forest und dem an Lynne
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