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Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Titel: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vea Kaiser
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versuchte er, durch die Nase zu atmen. Nicht einmal, als ihm Peter Parseier vor acht Jahren mit feistem Kopfstoß die Nasenwurzel gebrochen hatte, nachdem Alois gestänkert hatte, Parseier spiele Fußball wie ein Mädchen, hatte er solche Schmerzen verspürt. Alois nahm es stoisch hin und lauschte dem Plärren seines Sohnes. Der Bub würde sicherlich mal der Held des Kindergartens werden, fantasierte er. Der Stärkste und Kräftigste, gegen den sich niemand durchsetzen könnte. Als wären die Promille mit dem Nasenblut ausgelaufen, raffte sich Alois schließlich auf und betrat das Schlafzimmer. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, starrte nur gerührt auf seine Frau, halb sitzend, halb liegend, umgeben von zahlreichen Laken und Handtüchern, bereits gesäubert, mit einem erleichterten, aber überaus erschöpften Gesichtsausdruck und einem kleinen, krebsroten Bündel auf dem Arm, das wild schreiend die Augen zusammenkniff, fast so, als wäre es unglücklich, in der Welt angekommen zu sein. Die Hebamme, der der Schweiß im Dekolleté stand, räumte keuchend auf. Ilse versuchte, dem wild brüllenden Butzerl die Brust zu geben. Sie nahm ihren Mann nicht zur Kenntnis, sondern war ganz auf das Kind konzentriert. Vorsichtig setzte sich Alois an den Bettrand.
    »Wia hoaßt’n da Klane hiazn?«, fragte er.
    Ilse streichelte die Wange des Kindes, wiegte es auf ihren Armen.
    »Johannes«, seufzte Ilse resignierend, als hätte sie nach dieser Anstrengung Frieden mit allen Problemen ihres Lebens geschlossen, »i möcht mein eigenen Johannes.«
    Alois räusperte sich. Ilse blickte auf, und er sagte mit kräftiger Stimme und Betonung auf den Mittelbuchstaben:
    »Johannes A. Irrwein, s’A. is scho wichti!«
    Kaum hatte er zu Ende gesprochen, verfinsterte sich Ilses Gesicht:
    »Loisl, bist du ang’soffen?« Alois sah betreten beiseite, hustete, und Ilse roch die Wolke aus Alkohol- und Blutdunst. »Und wos is’n mit deim G’sicht passiert? Woarst du im Wirtshaus? Sag net, dass i mi dreiazwanzg Stund mit deim Bua abg’müht hab, d’schlimmsten Schmerzen in meim Leben, und du hast in der Zwischenzeit g’soffn und g’schlägert?«
    Alois stockte.
    »Na, oiso, so woar’s net. I woar net im Wirtshaus.«
    »Lüg mi net an«, keifte Ilse, »wia du ausschaust! Wer hat’n di so zuag’richtet?«
    »De Leiter.«
    »Welcher Leitner?«
    »Na, i, oiso, da woar, und draußd, da Schnaps, i woar so nervös und de depperte Tür –«
    Das Schreien des Neugeborenen übertönte Alois’ Erklärungsversuche. Ilse versuchte, es zu beruhigen. Alois biss sich auf die Lippe und beugte sich vorwärts, um mit dem Zeigefinger die kleine Faust seines Kindes zu erhaschen, doch da er dazu eine Hand vom Bettrahmen lösen musste, verlor er das Gleichgewicht, und um nicht auf Ilse zu kippen, ließ er sich nach hinten fallen und stürzte auf den Schlafzimmerboden. Alois kapitulierte vor der Schwerkraft und blieb liegen.
    »Vielleicht sollt ma hiazn do den Herrn Doktor holn«, sagte die Hebamme mit Blick auf Alois und dem Hintergedanken, dass sie es kaum erwarten konnte, Johannes Gerlitzens Gesicht zu sehen, wenn er erfuhr, dass sie, die Hebamme Trogkofel, seinen Enkel auf die Welt geholt hatte. Als sie jedoch die Nachbarskinder zum Dorfarzt schickte, war die Praxis geschlossen. Schuarl, der am Nachmittag in die Ordination gekommen war, weil er sich bei dem Versuch, den lockeren Dachziegel der Volksschule zu fixieren, den Daumennagel eingerissen hatte, hatte gepetzt. Johannes Gerlitzen hatte daraufhin die Ordination zugesperrt, seinen Kombi mit den wichtigsten Präparaten und Büchern beladen und war in die Stadt gefahren. Bücher kaufen, die Helminthenabteilung des Naturhistorischen Museums aufsuchen, ein paar Kollegen treffen, Zigarren rauchen und was man sonst so in der Hauptstadt tat, wenn man auf der Flucht war und sich ablenken wollte. Wenn Ilse meinte, sie brauche ihn nicht, dachte Johannes Gerlitzen, der noch gar nicht wusste, dass sein Enkel nach ihm benannt worden war, dann sollte sie schauen, wie sie zurechtkäme. Diese Kränkung hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Doktor Johannes Gerlitzen trat einen Mülleimer auf der Ringstraße der Hauptstadt um und schwor sich, für dieses Kind nicht als Großvater zur Verfügung zu stehen. Er hatte genug von allen Irrweins dieser Welt.
    In der Nacht von Allerheiligen auf Allerseelen setzte nach einer vierzigminütigen Ruhepause zwischen zwei und drei Uhr früh das Säuglingsweinen wieder ein. Als

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