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Blau unter Schwarzen - Gesammelte Prosa I

Blau unter Schwarzen - Gesammelte Prosa I

Titel: Blau unter Schwarzen - Gesammelte Prosa I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gsella
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sich vorm Mac plazierte. Diktator Hintner kam allen Fragen zuvor: »Layout ist englisch für auslegen. Zwei Euro täglich beispielsweise drückt Gsella ins Layout-Sparschwein, auf dass Riemen wie dieser ins Blatt kommen.« Petzte der absurd Kurzhalsige und reichte dem Chinesenhasser ein Gezapftes.
    »Prost! Hm, lecker Licher. Sie arbeiten noch mit Photoshop?« So erstaunt der Dalai war, so kraftvoll schoss er ein dem Nest entflohenes Katzenbaby per linkem Außenrist durchs Fenster. »Als Buddha vierzig wurde, erhöhte sein Vermieter übrigens die Nebenkosten. Schlimm? Nein. Denn gleichzeitig senkte er die Miete um siebzig Prozent.«
    »Jaja, typisch J-Jude, hups!« Gärtner musste im Geheimen vorgetrunken haben. »Aber was drückt sich denn da so durch Ihre Hungerkutte? Das sieht doch gottverdammt nach Pim … nach Schw… nach Schparschwein aus!«
    »Fresse, Komiker. Oder dir zeigen ein paar Cracknigger, was ein Lötkolben kann. – Hey, war nur Spaß.« Und nur ein Filmzitat, gewiss, doch auch ein neuer Ton, und dass der Friedensnobelpreisträger ihn beherrschte, konnte länger nicht bezweifelt werden. Der Staniewski-Schreibtisch jedenfalls schien weithin offen und unbewacht. Klagend flog ein zweites Perserpummelchen ins andere Leben. »Laut Brecht«, bemerkte Buddha, »kann der Mensch nicht fliegen. Katzen aber doch, hihi!«
    Humboldtsch war das nicht. Und zudem das Gsella-Sparschwein in der Tat von Hintners Tisch verschwunden! Offenbarte das per se grundfalsche Asien hier seine widerlichste Fratze? »Das Sparschwein ist mir«, quacksalberte der Morgenländler, ließ Hintner eilig zweidrei liebe Fotos machen und zeigte einem dritten und gar vierten Kätzlein dann die Hauptstraße: »Flieg, Vögelchen, flieg! Denn ein andermal ging Buddha seines Weges, als er aber eines mächtigen Baumes gewahr wurde. Da der Erleuchetete erschöpft war, legte er sich in den Schatten und schlief ein. Dem Mythos zufolge soll er nach knapp drei Stunden wieder aufgestanden sein; andere Quellen sprechen von vier. Moral: Um halb sechs geht mein Flieger, und wenn ihr mir nicht augenblicks ein Taxi ruft, seh ich für diesen Strubbelköter grottenschwarz!«
    Es war nämlich zu jener Zeit (achtzehn Uhr) der Producer Stefan Reinhard körperlich erschienen, wie stets mit einem kuriosen Hirtenhund. »Dies Wesen stinkt«, erkannte Buddha und schwamm hinfort in einem Meer der Zustimmung. »Schöner als hässliche sind aber liebliche Gerüche, und wer die Wahl hat zwischen Kloake und Rosenbeet, der entscheide sich für Letzteres! Also komm mal her, Hundchen, koooomm, wuffwuff, ja, so ist’s recht, noch ein Schrittchen – hups, da bin ich mit meinen Büßersandaletten wohl mit voller Kaft ans Tier geraten. Nun aber tschüs, Kollegen, denn siehe: Wer Taxi fährt, umgeht das Laufen. Markwort und Aust erwarten mich am Tabledance.«
    Der Köter winselte, verdattert stand die Redaktion. Keine Frage, der Barbar hatte Stil; aber war das eigentlich noch Buddhismus? Zur Klärung dieser Frage blieb dann keine Zeit: Das Taxi kam, lächelnd tänzelte der Hochlandkiller über die längst ohnmächtig daliegende Staniewski, dann war er im Hausflur.
    Und in den Weiten Frankfurts verschwunden.

    Kleine Flirtschule
    Wenn Sie ein »echter« Mann sind, fahren Sie bitte mit zwei Hämmerchen und einer langen Leiter in einen tiefen Wald. Dort steigen Sie auf einen hohen Baum und schmeißen die Leiter dann ganz weit weg – es soll ja niemand drauf kommen, dass Sie da oben sind. Nun ziehen Sie die beiden Hämmerchen hervor und schlagen mit ihnen so schnell gegen den Stamm, dass es sich möglichst anhört wie ein Specht. Und jetzt mal angenommen, es ist noch jemand anderes in dem tiefen Wald. Sagen wir, ein naturinteressierter Sonderling oder speziell ein emeritierter Vögelkundler. Natürlich möchte der Opa den selten gewordenen Specht sehr gerne sehen. Er wird also dem Hämmern folgen, und wenn er Sie dann auf Ihrem Baum sieht, ist die Enttäuschung natürlich mehr als perfekt. Zum Schluss bitten Sie ihn, Ihnen die Leiter zu reichen, steigen hinunter und haben so zumindest schon mal Humor bewiesen: eine Eigenschaft, die moderne Frauen fast noch süßer finden als Muskeln, Wohnung oder PKW .
    Haushaltstipp
    Bewegt man die Maus blitzschnell von unten nach oben, so schnell, dass der Pfeil volle Kanne gegen den Bildschirmrand pfeffert, fix wieder runter mit der Maus, Anlauf nehmen, erneut mit Karacho gegen den Bildrand, wieder und wieder und wieder, fünf Stunden

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