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Blau unter Schwarzen - Gesammelte Prosa I

Blau unter Schwarzen - Gesammelte Prosa I

Titel: Blau unter Schwarzen - Gesammelte Prosa I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gsella
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drauf …
    GRESER Ist nebbean net Tengelmann?
    SONNEBORN Warum so teuer? Gibt’s alles bei Aldi.
    ALINA Aldi gut. Ich auch immer geh Aldi!
    SONNEBORN Seht ihr? Sie kennt sich aus.
    GSELLA Aber gibt’s da auch Frosch?
    LENZ Wen?
    GSELLA Frosch! Ich finde, jetzt, wo das scharfe Zeugs alle ist, könnten wir doch endlich mal auf Öko umsteigen.
    SONNEBORN (lächelnd zu Alina) Wir auf Ökokov umsteigov!
    ALINA Was? Ha-ha.
    GSELLA Alina, hast du Lust, kurz ein-kaufen? Zwei Häuser weiter ist Ge-schäft. Du kennen Frosch-Putzmittel?
    ALINA Frosch … putz …?
    SONNEBORN Frosch putz, genau. Das ist erst mal das Wichtigste, hehe!
    LENZ Stimmt. Werden ja schnell dreckig, die Tiere.
    GRESER Und mir solle dene ihre Schenkel fresse!
    Allgemeines Prusten.
    ALINA Schenk fresse. Ha-ha.
    GSELLA Ihr seid echt scheiße. Alina, Frosch ist Fir-ma für Putzmittel. Gutes Putzmit-tel. Frosch sein ööh-koo. Ten-side anio-nisch, nicht ag-gres-siv!
    SONNEBORN Ten-side von Frosch lieb!
    LENZ Rück-stands-frei ab-bau-bar. Blau-er Punkt!
    ALINA Ha-ha. Witz!
    GSELLA Alina, du wol-len gehen kauf? Macht Fische nicht krank.
    ALINA Ich sollen kauf … kranke Fisch?
    LENZ Um Gottes willen.
    SONNEBORN Sie will uns vergiften.
    GRESER So hat des kaan Zweck, gell?
    LENZ Nein. (Bietet Alina eine Apfelsine an. Sie winkt ab. Vorhang.)
    DRITTER AKT
    Zehn Minuten später. Greser, Gsella und Sonneborn am Küchentisch. Auf dem Herd kocht Kaffeewasser. Staubsaugergedröhne aus dem Gemeinschaftsraum.
    GSELLA Also, komisch ist das schon.
    SONNEBORN Eher lustig. Wir sitzen hier, und drüben geht der Dreck weg.
    GRESER ’n klaanes Wundä.
    SONNEBORN Wo steckt eigentlich Lenz?
    GRESER Putzmittel kaafe. Müsst’ allerdings längst widdä da sein.
    Die Küchentür geht auf. Lenz tritt wortlos ein, entlädt eine halbvolle Kehrschaufel in den Abfalleimer und will wieder verschwinden.
    SONNEBORN Lenz!
    LENZ Wie? Was?
    SONNEBORN Darf man fragen, was du da machst?
    LENZ Naja, es … ist erstaunlich, wo sich so überall Flusen sammeln. Allein unter der Kommode hab ich …
    SONNEBORN Du setzt dich sofort hier hin!
    Lenz nickt und setzt sich. Längere Stille.
    LENZ Ein Riesenscheiß.
    GRESER Na, soo schlimm is des doch aach widdä net.
    LENZ Alinas Baby ist in Bulgarien. Hat sie mir gerade erzählt. Es darf nicht nachziehen.
    GSELLA Eine gottverdammte Sauerei. Wie alt?
    LENZ Zwei.
    SONNEBORN Dann ist es ja noch ganz klein!
    LENZ Stimmt.
    Stille. Sonneborn geht zum Herd und greift sich den Wasserkessel. Einen Schluck gießt er in den Kaffeefilter, dann hält er inne und gießt den Rest ins Spülbecken.
    SONNEBORN Gebt mir mal eure Sachen.
    GRESER (räumt Besteck und Geschirr zusammen) Wo sind noch mal Kittel und Abtrockentüchä?
    LENZ Im Schrank oben links. – Ich mach die Fenster.
    Alina betritt die Küche. Längere Stille.
    GRESER Sag amal, Alinsche, stimmt ’n des? Kriegt des escht kaan Visum, dein Bengele?
    ALINA (schüttelt stumm den Kopf)
    GRESER Un so ’n arme Seel soll unsän Staub uffwische!
    SONNEBORN Das können wir nicht machen, oder?
    ALINA Jetz Staub wische?
    GSELLA Neinnein, Alina, dein Baby … ehm … Wir hal-ten das men-tal nicht aus, versteh? Du bist ent-las-sen.
    ALINA Witz? Ha-ha…
    GSELLA Ha-ha. Du ge-feu-ert. (Reicht ihr den Mantel und führt sie zur Tür.) Bitte habe Fair-ständnis!
    Alina ab.
    SONNEBORN Man hätte sich ja wirklich schämen müssen.
    LENZ Stimmt.
    VORHANG

DER EICHHÖRN CHENBLÄSER
    Am 7. November 2000 ließ sich der texanische Gouverneur George W. Bush erstmals ins Weiße Haus wählen und blieb acht Jahre lang Präsident der USA. Weniger bekannt als sein politisches Programm – Senkung der Sozialhilfe, Mumifizierung abgetriebener Föten, Weltkrieg – ist die Lebensgeschichte dieses bibeltreuen Öl-Moguls, der seinen herzkranken Vater noch sexuell missbrauchen ließ, als nach dem Sieg gegen Irak die Rohölpreise längst wieder stiegen …
    Der Himmel überm herbstlichen Huntsville leuchtet pfirsichrot in dieser lauen Abenddämmerung des 16. September 1946. Raben und mächtige Geier tanzen, getragen von warmen Aufwinden, wie bewegte Scherenschnitte vor dem riesigen Sonnenball, der nun immer schneller zu versinken scheint in die von Kakteen und Steppengras bewachsene Ebene rund um die kleine Reichensiedlung nördlich von Houston. Am Horizont, mit bloßem Auge nur zu erahnen, wuchtet sich eine hundertschwere Phalanx von Ölbohrern in die steinige Dürre. An einer Ausfallstraße im südlichen Huntsville, in der

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