Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
es ist auch viel los. Restaurants, tolle Einkaufsmöglichkeiten, Museen, Klubs. Vampire.«
»Eine große Stadt? Größer als Ennis?«
»Viel größer.«
»Wenn es so eine große Stadt mit so vielen Menschen ist, warum haben sie sich dann nicht zusammengetan, um gegen die Vampire zu kämpfen?«
»Die meisten glauben nicht daran, und selbst die, die es tun, lassen sich nichts anmerken. Wenn jemand angegriffen oder getötet wird, behaupten sie, es seien Banden oder Kriminelle gewesen. Und die Vampire halten sich auch zurück. Meistens suchen sie sich Obdachlose oder Flüchtlinge als Opfer, Leute, die niemand vermisst.«
»In Geall gab es Legenden über Kreaturen, die der Schrecken der Nacht waren und vor langer Zeit Menschen
töteten. Ich habe auch nie daran geglaubt, bis die Königin – meine Tante – von ihnen getötet wurde. Und selbst dann …«
»Es fällt schwer, an etwas zu glauben, was einem als reine Fantasie nahegebracht wurde. Deshalb wehrt man sich dagegen. Das ist ganz normal.«
»Aber bei dir ist es anders.« Er musterte ihr Profil. Diese hübsche Wangenlinie und diese dunklen Haare, die so einen reizvollen Kontrast zu der weißen Haut bildeten. »Du hast es immer gewusst. Hast du dir jemals gewünscht, nichts damit zu tun zu haben?«
»Es hat ja keinen Zweck, sich etwas zu wünschen, was man nicht haben kann.«
»Was für einen Sinn hat es denn, sich zu wünschen, was man einfach bekommen kann?«, konterte er.
Da hatte er nicht Unrecht, dachte Blair. Wenn man ihm lange genug zuhörte, war das meistens der Fall.
Sie fand eine Parklücke und holte Geld aus der Tasche für den Parkautomaten. Larkin stand da, die Hände in den Taschen der Jeans, die Glenna ihm gekauft hatte, und schaute sich um. Es war eine Erleichterung, nicht ständig mit Fragen bestürmt zu werden. Er war zwar schon einmal im Ort gewesen, aber wahrscheinlich war jeder Besuch hier für ihn wie ein Ausflug nach Disney World.
»Bleib in meiner Nähe, ja? Ich möchte nicht ständig auf dich aufpassen müssen.«
»Ich gehe nicht von dir weg.« Er ergriff ihre Hand und hielt sie noch ein bisschen fester, als sie sich ihm entziehen wollte. »Du solltest mich festhalten«, erklärte er unschuldig. »Sonst gehe ich am Ende noch verloren.«
»Das ist doch Blödsinn.«
»Nicht im Geringsten.« Er verschränkte seine Finger mit ihren. »Hier sind so viele Menschen, es gibt so viel
zu sehen und zu hören, dass ich mich jederzeit verlaufen könnte. Unser Dorf zu Hause ist nicht annähernd so groß wie dieses hier, und dort ist auch nicht so viel Betrieb. Na ja, am Markttag, da kann es voll und farbenprächtig werden. Aber dort kenne ich mich ja auch aus.«
»Du kennst dich überall aus«, murmelte sie.
Er hatte gute Ohren, und seine Mundwinkel zuckten. »Am Markttag kommen die Leute von überall her. Es gibt wundervolle Sachen zu essen …«
»Was für dich bestimmt am wichtigsten ist.«
»Ein Mann muss schließlich essen. Aber es gibt auch Kleider, Kunsthandwerk und Musik. Hübsche Steine aus den Bergen und Muscheln vom Meer. Und man kann handeln, was auch großen Spaß macht. Wenn wir wieder zu Hause sind, kaufe ich dir am Markttag ein Geschenk.«
Er blieb stehen, um die Auslage eines Juweliers zu betrachten. »Hier habe ich nichts zum Handeln dabei, und Hoyt hat mir gesagt, wir können mit unseren Münzen hier nicht bezahlen. Du magst Schmuck, oder?« Er tippte mit dem Finger an ihren Ohrring. »Dann kaufe ich dir ein Schmuckstück auf dem Markt.«
»Ich fürchte, wir werden zu beschäftigt sein, um Schmuck einzukaufen. Komm.« Sie zog ihn mit sich. »Wir müssen Vorräte einkaufen.«
»Wir brauchen uns nicht so zu beeilen. Wir können doch auch ein bisschen Spaß haben. Du machst mir nicht den Eindruck, als ob du dich oft vergnügst.«
»Wenn wir im November noch leben, schlage ich Rad auf der Straße. Und zwar nackt.«
Er grinste sie an. »Das ist ein ganz neuer und wichtiger Grund für mich, zu kämpfen. Ans Radschlagen habe ich nicht gedacht, aber ich habe mir dich ein- oder zweimal nackt vorgestellt. Oh, schau mal. Kuchen!«
Sex und Essen, dachte sie. Fehlten nur noch das Bier und eine Sportveranstaltung. »Nein.« Sie verdrehte die Augen und wehrte sich halbherzig, als er sie über die Straße zog. »Wir sind auch nicht hier, um Kuchen zu kaufen. Ich habe eine lange Liste von Dingen, die wir wirklich brauchen.«
»Darum kümmern wir uns gleich. Oh, schau dir den mal an. Siehst du den langen dort, mit der
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