Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
dieses Mal ein wenig Mühe kostete, die Kellnerin anzulächeln, als sie das Bier brachte. »Danke.« Er hob sein Glas und nahm einen tiefen Schluck.
»Du bist sauer«, murmelte sie. »Warum bist du sauer?«
»Ich mag es nicht, wie du dich aufführst.«
»Wie ich mich aufführe? Bist du …«
»Sei still. Ich sage, ich bin gerne charmant zu den Damen. Ich flirte gerne hier und da, und ich habe auch gegen eine kleine Bettgeschichte nichts einzuwenden. Aber ich verletze Frauen nicht, weder mit meinen Händen noch mit meinen Worten. Ich lüge nicht. Wenn ich dir also sage, wie ich dich sehe, so ist das die reine Wahrheit. Ich finde dich großartig.«
Er trank noch einen Schluck und nickte, als sie ihn anstarrte. »Na, das hat dir für einen Moment lang die Sprache verschlagen, was? Großartig«, wiederholte er. »Von Gesicht und Gestalt, von deinem Herzen und deinem Verstand. Großartig in allem, was du tust und schon vor Jahren getan hast, als du noch ein kleines Mädchen warst. So jemanden wie dich habe ich noch nie kennengelernt. Und ich sage dir eins, wenn ein Mann dich ansieht und nicht begreift, was für ein Wunder er vor sich hat, dann stimmt etwas mit seinen Augen nicht, denn mit dir hat das nichts zu tun.«
6
Sie nahmen ihre Routine wieder auf, trainierten, entwarfen Strategien. Und nach den Geräuschen und Lichtblitzen zu urteilen, die aus dem Turm drangen, wusste Blair, dass auch an magischer Unterstützung gearbeitet wurde.
Im Moment jedoch war alles in der Schwebe.
»Wir müssen etwas unternehmen.« Sie boxte mit schnellen Schlägen auf den schweren Sandsack ein, den sie an einem Ende des ehemaligen Ballsaales aufgehängt hatten. »Wir drehen uns im Kreis, und es ist an der Zeit, etwas zu tun, damit die Dinge in Bewegung kommen.«
»Ja, dafür bin ich auch.« Larkin beobachtete sie beim Training. »Mir schwebt ein Angriff auf die Höhlen bei Tageslicht vor.«
»Da waren wir doch schon.« Sie tänzelte vor dem Sack herum und platzierte ihre Schläge – links, links, rechts. »Das haben wir doch schon gemacht.«
»Nein, wir waren zwar da, haben sie aber nicht angegriffen, oder?«
Verärgert blickte sie ihn an. Er hatte ja eigentlich Recht. »Wenn wir hineingehen, sind wir tot. Oder die meisten von uns.«
»Das mag ja sein, aber am Ende werden wir sowieso sterben, zumindest die meisten von uns.«
Tja, das ist wohl wahr, dachte sie. »Ja, es sieht ganz danach aus.«
»Vielleicht gibt es ja einen Weg, ihnen etwas zum Nachdenken zu geben, ohne tatsächlich hineinzugehen. Obwohl ich ja gerne mal die Gelegenheit dazu hätte, sie zur Abwechslung auf ihrem eigenen Territorium zu bedrängen.
« Er ergriff einen Pflock und schleuderte ihn auf die Strohpuppe.
Sie verstand ihn gut, weil sie dasselbe empfand. Aber sie wusste auch, dass es klüger war, sich zurückzuhalten. »Man sollte sich immer davor hüten, sie auf ihrem eigenen Gebiet zu bekämpfen. Die Höhlen sind Selbstmord.«
»Ja, für sie, wenn wir sie anzünden.«
Sie wandte sich zu ihm. »Anzünden?«
»Feuer. Aber es müsste unter uns bleiben. Die anderen, vor allem Moira, würden nie zustimmen.«
Blair wickelte sich die Bandagen von den Händen. Der Gedanke reizte sie. »Ich wollte dich wegen der Verwandlung in den Drachen sowieso schon fragen. Spuckst du auch Feuer?«
Er riss die Augen auf. »Ob ich Feuer spucke?«
»Ja. Drachen spucken doch Feuer.«
»Nein. Warum sollten sie so etwas tun? Und wie soll das gehen?«
»Da stellt sich doch zuerst die Frage, wie es geht, dass sich ein Mann in einen Drachen verwandelt, aber – na ja, schon wieder eine Fantasie zerstört. Wie willst du also die Höhlen anzünden?«
Er hob sein Schwert. »Es bräuchte nur einer von uns weit genug hineinzugehen. Aber das würde ich schon gerne machen. Allerdings …« Er legte das Schwert wieder weg. »Praktischer wären brennende Pfeile.«
»Brennende Pfeile, die man am helllichten Tag in Höhlen schießt. Na, das erregt ja wohl kaum Aufmerksamkeit. Ich will es dir nicht ausreden«, fügte sie rasch hinzu, bevor er etwas erwidern konnte. »Das Erdbeben und der Drache haben ja auch niemanden interessiert. Aber es gibt einen weiteren wichtigen Faktor. Es sind immer noch Menschen da drin.«
»Ich weiß. Können wir sie retten?«
»Höchst unwahrscheinlich.«
»Wenn ich in einen Käfig eingesperrt wäre und darauf warten würde, von einem Vampir verspeist oder in einen verwandelt zu werden, würde ich lieber verbrennen. Das hast du auch schon
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