Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
flackernden Kerze und dem zweiten Amulett, das mit dem Kreuz am Fenster hing, schlief Blair in dieser Nacht unruhig.
Und in der Nacht danach auch.
Die körperliche Anstrengung des Trainings half ihr, auf andere Gedanken zu kommen. Sie arbeitete hart, und am Ende des Tages hatten sie alle, sie selbst eingeschlossen,
blaue Flecken und Schrammen. Dafür waren sie aber auch alle ein bisschen stärker, ein bisschen schneller geworden.
Sie sah Moira aufblühen – oder nannte es jedenfalls so. Was Moira an Kraft fehlte, machte sie durch Schnelligkeit und Wendigkeit wett. Und durch ihre Entschlossenheit.
Mit einem Bogen in den Händen konnte es niemand mit ihr aufnehmen.
Glenna arbeitete an den Fähigkeiten, die sie bereits besaß – ihre untrüglichen Instinkte. Und sie wurde immer besser mit Schwert und Streitaxt.
Hoyt tat alles intensiv. Ob er mit dem Schwert kämpfte oder sein Ziel mit Pfeil und Bogen avisierte, er konzentrierte sich voll und ganz. In Blairs Augen war er der zuverlässigste ihrer Soldaten.
Und Cian der eleganteste und leidenschaftlichste. Er besaß die überlegene Kraft seiner Art und die Schlauheit des Tiers, aber was er tat, geschah mit Stil. Er tötete anmutig, dachte Blair.
Larkin war der Vielseitige. Er besaß Durchhaltevermögen und gab einfach nicht auf. Er war weder so intensiv wie Hoyt, noch so elegant wie Cian, aber er kämpfte unermüdlich, bis er seinen Gegner überwältigt hatte.
Und man wusste nie, wann er einen seiner kleinen Tricks ins Spiel brachte, sodass die Feinde auf einmal einem Mann mit einem Wolfskopf, einer Bärentatze oder einem Drachenschwanz gegenüberstanden. Das war sehr praktisch und wirkungsvoll. Und verdammt sexy.
Manchmal forderte er ihre Ungeduld heraus. Er war ein wenig zu impulsiv und draufgängerisch.
Letztlich jedoch hätte sie niemand anderen im Kampf an ihrer Seite haben mögen.
Aber auch Soldaten mussten essen, Wäsche waschen und den Müll rausbringen.
Blair übernahm das Einkaufen, weil sie endlich wieder aus dem Haus wollte. Zwei Tage Regen hatten die Aktivitäten draußen eingeschränkt, und das hatte sie nervös gemacht. Sie konnte die Bemerkungen darüber, dass der Regen Irland so grün machte, nicht mehr hören.
Hinzu kam, dass es seit dem Abend ihrer Begegnung mit Lora kein Zeichen mehr vom Feind gab. Irgendetwas braute sich zusammen. Es konnte gar nicht anders sein.
Am liebsten wäre sie allein gefahren, um ein paar Stunden in Ruhe ihren Gedanken nachhängen zu können. Aber sie musste zugeben, dass es ein unnötiges Risiko war.
Allerdings hatte sie sich geweigert, Larkin auf dem Weg nach Ennis eine Fahrstunde zu geben.
»Ich weiß nicht, warum ich nicht fahren darf«, beschwerte er sich. »Ich habe Glenna beim Fahren zugeschaut. Und sie hat es Hoyt beigebracht.«
»Hoyt fährt wie ein alter, blinder Mann aus Florida.«
»Ich weiß nicht, was das bedeutet, aber es ist wohl eine Beleidigung. Ich könnte es besser als er, mit diesem Wagen oder mit der Schönheit, die Cian im Stall stehen hat.«
»Garage. Autos stellt man in Garagen, und Cian hat deutlich zu verstehen gegeben, dass er jeden beißt, der seinen Jag anfasst.«
»Du könntest es mir ja auf diesem hier beibringen.« Er streichelte ihr über den Nacken. »Ich wäre ein guter Schüler.«
»Dein Charme nützt dir nichts.« Sie schaltete das Radio ein. »Hier, hör der Musik zu und genieß die Fahrt.«
Er legte den Kopf schräg. »Das klingt ein bisschen wie zu Hause.«
»Das ist ein irischer Sender mit traditioneller Musik.«
»Es ist doch wundervoll, dass man mit einem Fingerschnipsen Musik haben kann, oder? Und auch, dass man
sich in einer Maschine so schnell von einem Ort zum anderen bewegen kann.«
»In Chicago geht es nicht so schnell. Dort ist zu viel Verkehr, und die meiste Zeit sitzt man nur herum, statt sich zu bewegen.«
»Erzähl mir von deinem Chicago.«
»Es ist nicht mein Chicago, sondern nur der Ort, wo ich seit zwei Jahren wohne.«
»Vorher war es Boston.«
»Ja.« Aber Boston war Jeremy, und das musste sie hinter sich lassen. »Chicago. Es ist, ach, es ist einfach eine Stadt. Eine Großstadt im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten. An einem See – einem Riesensee.«
»Fischst du auch darin?«
»Fischen? Ich? Nein. Aber man kann es vermutlich. Ach ja … und auf dem See kann man auch segeln. Wassersport und so. Im Winter ist es ziemlich kalt, und es ist sehr windig. Das hat etwas mit dem See zu tun. Es gibt viel Schnee und Eiseskälte. Aber
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