Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
erzählen haben, wird sie schon genug erschrecken.«
Er stellte sie hin, hielt sie aber noch fest. »Geht es so?«
»Ja, ich fühle mich schon viel besser, wirklich.«
Trotzdem legte er ihr die Hand auf den Arm, als sie zur Küche gingen.
»Wenn sie das können, warum haben sie es dann nicht schon früher getan?« Hoyt saß am Kopfende des Tisches im Esszimmer, das prasselnde Kaminfeuer im Rücken. Er warf Cian, der am anderen Ende des Tisches saß, einen fragenden Blick zu.
»Ich habe noch nie davon gehört.« Achselzuckend nahm sich Cian von dem Fisch, den Glenna zubereitet hatte. »Ja, wenn eine persönliche Verbindung zwischen dem Vampir und dem Menschen besteht, dann kann der Mensch zu einer Einladung verführt oder verlockt werden. Aber hier handelt es sich um etwas ganz anderes. Du hast ja gesagt, dass du geschlafen hast.«
»Es gibt immer ein erstes Mal.« Appetitlos pickte Blair
in ihrem Essen herum. »Wir haben Magier in unserem Team, aber sie offensichtlich auch. Das war eine Art Zauber.«
»Ich bin in der Bibliothek eingeschlafen, und …« Moira trank einen Schluck Wasser, um ihre Kehle anzufeuchten. »Da war etwas. Nicht so etwas, wie es dir passiert ist, Blair, aber doch so ähnlich. Ich hatte das Gefühl, Lilith wäre bei mir, und wir befänden uns gar nicht in der Bibliothek. Sie war mit mir in meinem Schlafzimmer, zu Hause, in Geall.«
»Was ist passiert?«, fragte Blair. »Weißt du es noch?«
»Ich …« Moira schlug die Augen nieder. Röte stieg ihr in die Wangen. »Ich war eingeschlafen, und sie schien da zu sein, so real wie ihr hier jetzt. Sie kam zu mir ins Bett. Sie … berührte mich. Meinen Körper. Ich spürte ihre Hände auf mir.«
»Das ist nicht ungewöhnlich.« Blair spießte ein Stück Fisch auf ihre Gabel. »Dass der Traum so klar war, vielleicht, aber der Inhalt nicht. Vampire sind sexuelle Wesen und sehr oft bisexuell. Es klingt so, als wollte sie dich austesten, mit dir spielen.«
»Ich hatte eine ähnliche Erfahrung, kurz nachdem wir hierhergekommen sind«, sagte Glenna. »Danach habe ich Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und mich während des Schlafs geschützt. Es war dumm, richtig dumm von mir, dass ich nicht daran gedacht habe, die anderen ebenfalls zu schützen.«
»Da siehst du es.« Blair wackelte mit der Gabel in Glennas Richtung. »Selbst du denkst nicht an alles.«
»Ich hätte wirklich daran denken sollen.«
»Wir überlegen uns jetzt was, denn es kommt ja überhaupt nicht in Frage, dass sie einen von uns überwältigen und hier eindringen.«
»Sie haben jemanden mit Macht. Keinen Vampir.« Moira blickte zu Cian, der ihre Aussage mit einem leichten Nicken bestätigte. »Ich habe gelesen, dass manche Vampire Menschen in Trance versetzen können, aber dann müssen sie körperlich bei ihrem Opfer sein. Oder sie müssen es vorher gebissen haben. Dieser Biss verursacht eine Verbindung, ein Band zwischen ihnen, sodass sich der Mensch möglicherweise von dem Vampir kontrollieren lässt.«
»Bisse gibt es hier keine«, erklärte Blair. »Das stimmt. Und du hast genau wie ich geschlafen, und Glenna auch. Deshalb konnten sie uns nicht in die Augen schauen.«
»Es kostet einen Vampir unendlich viel Kraft, einen Menschen zu überwältigen«, sagte Blair. »Und Übung.«
»Das stimmt«, bestätigte Cian.
»Dann haben sie also eine Hexe oder einen Zauberer verwandelt«, meinte Hoyt.
»Nein.« Moira biss sich auf die Lippe. »Ich glaube nicht. Wenn das, was ich gelesen habe, stimmt, gewinnt der Vampir zwar Zauberkraft, wenn er jemanden aussaugt, der die Macht besitzt, aber sie wird dabei vermindert. Und wenn die magische Person umgewandelt wird, verliert sie den größten Teil ihrer Zauberkraft. Das ist der Preis für die Unsterblichkeit. Der Dämon verliert die Gabe entweder oder besitzt sie nur in geringem Maße.«
»Dann ist es also wahrscheinlicher, dass sie Hexen oder Zauberer sozusagen auf ihrer Gehaltsliste hat«, überlegte Blair. »Jemand, der sich sowieso schon der dunklen Seite zugewandt hat. Oder jemand, den sie kontrolliert. Einen mächtigen Halb-Vampir.«
»Ich weiß nicht, ob das unbedingt der Fall sein muss.« Im Gegensatz zu den anderen hatte Larkin bereits seinen Teller leer gegessen und nahm sich eine weitere Portion. »Ich habe euch gut zugehört.«
»Wie können deine Ohren bloß funktionieren, wenn dein Mund so beschäftigt ist?«, wunderte sich Blair.
Er lächelte nur und schaufelte sich Fisch und Reis auf den Teller. »Es ist gutes
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