Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
würde.
»Also gehen wir dorthin«, sagte Blair noch einmal.
»In einer Woche findet ihr sechs euch am Tanzplatz der Götter ein, und von dort werdet ihr nach Geall aufbrechen.«
Blair drehte sich um und blickte Morrigan in die Augen. »In einer Woche.«
»In einer Woche von heute an. Ihr habt hier alles getan, was zu tun war, und jetzt macht ihr die Reise nach Geall.«
»Wie?«
»Das werdet ihr schon wissen. In einer Woche. Du musst denen, die bei dir sind, und dem, was du in dir hast, vertrauen. Wenn ihr Geall nicht zur vereinbarten Zeit erreicht, stürzen alle Welten ins Dunkel.«
Die Sonne erlosch. In der Dunkelheit hörte man die Schreie, das Heulen und Weinen. Die Luft stank nach Blut.
»Du bist nicht allein«, sagte Morrigan. »Noch nicht einmal hier.«
Blair fuhr herum und blickte in Larkins Augen. Seine Hände lagen auf ihren Schultern. »Da bist du ja.« Sie war so verblüfft, dass sie sich ihm nicht entzog, als er sie in die Arme nahm und seine Lippen auf ihren Scheitel drückte. »Da bist du ja«, wiederholte er. »War das wieder der Vampir?«
»Nein. Du musst mich loslassen.«
»Gleich. Du zitterst ja.«
»Ich glaube, eher du.«
»Ja, das mag sein. Du hast mir einen furchtbaren Schrecken eingejagt. Du standest da und starrtest ins Leere und hast mit jemandem geredet. Mich hast du weder gehört noch gesehen, obwohl ich direkt vor dir gestanden habe. Und deine Augen …« Er drückte seine Lippen auf ihre Stirn. »Sie waren so tief und so dunkel.«
»Morrigan war da. Sie hat mich auf einen kleinen Ausflug mitgenommen. Ich bin okay.«
»Möchtest du dich ein wenig hinlegen? Ich bleibe bei dir.«
»Nein, ich habe doch gesagt, es geht mir gut. Ich dachte, du wärst böse auf mich.«
»Das war ich auch und bin ich immer noch ein bisschen. Du machst einem das Leben ganz schön schwer, Blair. Es hat mich noch nie so viel Arbeit gekostet, einer Frau den Hof zu machen.«
»Den Hof machen?« Etwas schnürte ihr die Kehle zu. »Mir gefällt das sowieso nicht.«
»Das habe ich auch schon gemerkt, aber ich tue es trotzdem,
schließlich muss ich ja auch auf meine eigenen Wünsche Rücksicht nehmen, oder? Aber ganz gleich, wie ärgerlich du mich machst, ich lasse dich nicht alleine.«
Doch, das tun sie immer, flüsterte eine kleine Stimme in ihrem Kopf. Früher oder später machen sie es alle so. »Es geht mir gut. Es hat mich nur ein bisschen aus der Fassung gebracht, dass die Götter sich mit einer Botschaft gemeldet haben.«
»Wie lautet die Botschaft?«
»Am besten sage ich es euch allen gemeinsam. In der Bibliothek«, fügte sie hinzu. »Das ist der geeignetste Ort.«
Sie ging auf und ab und wartete auf Hoyt und Glenna. Die Magie konnte man offenbar noch nicht einmal für Götterbotschaften unterbrechen. Ungeduldig spielte sie mit den beiden Kreuzen, die sie um den Hals trug. Das eine trug sie schon fast ihr ganzes Leben lang. Es war ein Familienerbstück von Nola, und Hoyt besaß das gleiche. Morrigan hatte ihm damals in seiner eigenen Zeit die Kreuze gegeben, damit er seine Familie schützen konnte.
Das zweite Kreuz hatten Glenna und er mit Silber, Feuer und Magie geschmiedet. Es war ein Schutz, zugleich jedoch auch ein Zeichen für die Zugehörigkeit zu der Gruppe, und jeder von ihnen, außer Cian, trug es ständig bei sich.
Das erste Kreuz hatte ihr einmal das Leben gerettet, dachte sie. Also hatte Magie doch den Vorrang vor Ungeduld.
Moira bot ihr Tee an, aber sie schüttelte den Kopf.
Sie überlegte bereits im Geiste, was alles getan werden musste – und das meiste davon gefiel ihr nicht. Aber dennoch – es hielt sie in Bewegung, und das brauchte sie. Stillstand ertrug sie nicht.
»Da draußen sind zwei«, sagte Moira leise. »Es waren seit Tagen schon keine mehr hier, aber jetzt sehe ich zwei da drüben am Waldrand.«
Blair trat neben ihr ans Fenster und blickte hinaus. »Ja, ich kann sie auch sehen. So gerade noch.«
»Soll ich meinen Bogen holen?«
»Das ist ein weiter Schuss im Dunkeln.« Aber dann zuckte Blair mit den Schultern. »Ja, sicher, warum nicht? Selbst wenn du keinen triffst, zeigt es ihnen, dass wir nicht schlafen.«
Blair blickte sich um, als Moira hinausging. Cian hatte es sich mit einem Glas Wein und einem Buch in einem Sessel bequem gemacht. Larkin saß auf der Couch, trank Bier und beobachtete sie.
Sie wollte sich nicht mit dem Tee beruhigen, den Moira gemacht hatte, aber sie wollte auch keinen Alkohol trinken.
Also ging sie noch ein wenig hin und
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