Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
hättest.«
»Ich wusste ja nicht, wie lange du noch schlafen wolltest. Was macht der Biss?«
»Ich spüre ihn kaum noch.« Er trat zu ihr, ergriff ihre Hand und drehte ihr Handgelenk nach oben. »Jetzt haben wir beide Narben.«
»Deine Haare sind nass.«
»Ich habe geduscht. Meine Knochen schmerzten, und außerdem habe ich nach meinem Ausflug vermutlich ziemlich gestunken.«
»Der Verband ist jetzt bestimmt auch nass.« Sie runzelte die Stirn. »Lass mich mal gucken.«
»Es juckt ein bisschen«, sagte er und genoss das Gefühl, ihre Finger auf der Haut zu spüren.
»Die Wunde heilt schnell. Das liegt an Glennas Zaubersalbe. Mann, so etwas hätte ich damals auch gebraucht.«
»Ja?«, sagte er, packte sie um die Taille und hob sie auf den Tisch.
»Vorsichtig, du bist immer noch nicht ganz gesund.«
»Ich weiß gar nicht, wovon du redest. Es spielt aber auch keine Rolle. Ich habe eben deinen Mund beobachtet.« Er strich ihr mit dem Daumen über die Unterlippe. »Er strahlt solche Energie aus.«
»Bist du nicht völlig erschöpft? Ich glaube, du solltest besser …«
Weiter kam sie nicht, weil er ihr die Lippen einfach mit einem Kuss verschloss.
Dieses Mal probierte er nicht nur, sondern nahm alles. Auf so viel Hunger war sie gar nicht vorbereitet gewesen, und sie wehrte sich nicht, als Verlangen sie überflutete.
Er berührte sie überall, streichelte ihren schlanken Körper, ihre festen Brüste und ihre starken Schultern. Endlich glitten seine Hände über die Formen, von denen er bisher nur geträumt hatte.
Er spürte, wie sie erschauerte, hörte sie tief in der Kehle stöhnen und wusste, sie gehörte ihm.
Aber plötzlich drückte sie ihm die Hände gegen die Brust. »Warte, warte. Lass uns ein bisschen warten.«
Ihre Stimme klang atemlos, und er hätte sie am liebsten aufgeschleckt wie Sahne.
»Warum?«
»Ich weiß nicht, aber gleich kann ich bestimmt wieder klar denken, und dann fällt mir etwas ein.«
»Warum denn? Es ist doch perfekt so.«
»Nein, das ist es nicht. Ich möchte mich ja auch darauf
einlassen, und letztendlich wird es wohl auch so weit kommen. Aber es ist kompliziert, Larkin.«
»Die Dinge sind immer so einfach oder kompliziert, wie du sie machst.«
»Nein, manchmal ist es einfach so. Du kennst mich ja noch nicht einmal.«
»Blair Murphy, Dämonenjägerin. Daran denkst du immer zuerst – es ist dir beigebracht worden, zuerst daran zu denken. Aber das macht nicht deine ganze Person aus. Natürlich bist du stark und mutig.«
Sie wollte ihn unterbrechen, aber er legte ihr den Finger auf die Lippen. »Aber in dir steckt mehr als nur Tapferkeit und Pflicht. Du hast weiche Stellen in deinem Herzen. Das habe ich gesehen, als Glenna und Hoyt ihr Handfasting hatten. Du hast dir solche Mühe mit den Blumen und den Kerzen gegeben, weil du ihnen ein ganz besonderes Fest schenken wolltest. Du wusstest, dass sie sich lieben und dass das wichtig ist. Es war so süß von dir.«
»Larkin …«
»Und du bist verletzt worden. Deine Wunden sind alle innerlich, sodass niemand sie sehen kann, und sie geben dir das Gefühl, allein zu sein. Aber das bist du nicht. Ich weiß, dass du dein ganzes Leben lang gegen etwas Schreckliches gekämpft hast, und du hast ihm immer die Stirn geboten. Und trotzdem kannst du lächeln und lachen, und du bekommst feuchte Augen, wenn zwei Verliebte sich Treue schwören. Ich kenne zwar deine Lieblingsfarbe nicht, und ich weiß nicht, welches Buch du zuletzt in deiner Freizeit gelesen hast, aber ich kenne dich.«
»Ich weiß nicht, was ich mit dir machen soll«, sagte Blair, als sie die Sprache wiedergefunden hatte. »Wirklich nicht. So soll es für mich doch gar nicht sein. Das müsste ich doch wissen.«
»Gibt es denn keine Überraschungen? Das ändere ich nur zu gerne für dich. Und da ich dir im Moment wohl nicht die Kleider vom Leib reißen kann, lass uns doch einfach ein wenig spazieren gehen.«
»Ah … Hoyt und ich haben heute Früh eine schnelle Runde durch den Wald gedreht und drei erledigt.«
»Von einer Jagd habe ich nichts gesagt. Ein Spaziergang. Nur ein Spaziergang. Es ist noch ganz hell draußen.«
»Oh. Äh …«
»Du brauchst ein Hemd oder eine Jacke. Wir gehen durch die Küche und holen dir eine. Dabei kann ich mir auch noch eine Schachtel Kekse mitnehmen.«
War das nicht seltsam, dachte sie, mit einem Mann in der Nachmittagssonne über die Felder zu spazieren? Einfach nur so, ohne Auftrag, ohne Jagd. Bewaffnet mit Schwert und Pflock
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