Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
Außerdem bezweifelte sie, dass Lilith oder Lora sich an Menschen heranwagen würden, die vorbereitet waren und sie kannten. Und sie konnten sich verteidigen.
Die Vampire hielten sich aus gutem Grund lieber an die Hilflosen. So verschwendeten sie weder Zeit noch Mühe, das Risiko war gering und die Wirkung groß.
Sie war absolut ruhig, als sie sich bewaffnete, das Schwert in die Scheide und den Pflock in den Gürtel steckte. Ihr Verstand arbeitete präzise wie ein Uhrwerk, als sie nach draußen ging.
Viele würden nicht da sein, dachte sie. In dieser Phase wäre es eine schlechte Strategie gewesen, mehr als nur eine Hand voll Soldaten zu vergeuden.
Sie rechneten sicher damit, dass sie jetzt vollkommen
am Boden zerstört wäre und sich weinend ins Bett gelegt hätte. Das war ein Irrtum.
Sie sah zwei von rechts und links auf sich zukommen. »Hallo, Jungs. Wollt ihr ein bisschen feiern?«
Mit einem zischenden Geräusch glitt das Schwert aus der Scheide; sie wirbelte herum und enthauptete mit einem raschen, zweihändigen Schlag den Vampir, der von hinten auf sie zukam.
»Zur rechten Zeit am richtigen Ort.«
Als sie angriffen, war sie bereit. Wie ein Racheengel schwang sie ihr Schwert. Sie fügten ihr einen Kratzer am Arm zu, aber sie hieß ihn willkommen; sie wollte den Schmerz spüren.
Sie waren ungeschickt, dachte sie. Jung und schlecht ausgebildet. Dick und verweichlicht durch das Leben, das sie vor ihrer Umwandlung geführt hatten. Nicht ganz hilflos, nicht wie Jeremy, aber weit davon entfernt, erfahrene Krieger zu sein.
Sie zog den Pflock heraus und erledigte einen.
Der Vampir zu ihrer Linken ließ sein Schwert fallen und wollte fliehen.
»Hey, hey, ich bin noch nicht fertig.« Sie setzte ihm nach und warf ihn zu Boden. Dort hielt sie ihn fest, den Pflock auf sein Herz gerichtet. Er blickte sie angstvoll an.
»Ich habe eine Botschaft für Lora. Kennst du sie? Die Französin? Gut«, sagte sie, als der Vampir nickte. »Sag ihr, in einem hat sie Recht gehabt. Wir zwei werden gegeneinander kämpfen, und wenn ich sie vernichte, wird es … Ach, egal, ich sage es ihr selbst.«
Sie ließ den Pflock sinken. Dann erhob sie sich, ergriff ihre Waffen, die herumlagen, und ging zurück zum Haus. Die Tür flog auf, noch bevor sie sie erreicht hatte, und Larkin kam herausgestürmt. »Bist du wahnsinnig geworden?«
»Sie haben nicht damit gerechnet.« Sie warf ihm eines der Schwerter zu und drängte sich an ihm vorbei ins Haus. »Es waren ohnehin nur drei.« Sie legte die anderen Schwerter, die sie eingesammelt hatte, auf die Küchentheke. »Und es waren Leichtgewichte.«
»Warum bist du alleine hinausgegangen und hast dein Leben riskiert?«
»Ich bin fast mein ganzes Leben lang alleine unterwegs«, erinnerte sie ihn. »Und Risiko gehört zu meinem Job.«
»Es ist kein Job.«
»Doch, genau das ist es.« Sie goss sich einen Becher Kaffee ein. Ihre Hände zitterten noch nicht einmal, stellte sie fest. Auftrag erfüllt. »Ich gehe rasch nach oben und ziehe mir trockene Sachen an.«
»Du hattest nicht das Recht, dich so in Gefahr zu begeben.«
»Es war ein minimales Risiko«, entgegnete sie und ging hinaus. »Mit exzellentem Ergebnis.«
Als sie sich umgezogen hatte, begab sie sich zu den anderen in der Bibliothek. Sie sah ihren Gesichtern an, dass Larkin sie bereits über ihren kleinen Ausflug informiert hatte.
»Sie waren ganz nahe am Haus postiert«, begann sie. »Vermutlich haben sie versucht, etwas zu sehen oder zu hören, was sie berichten konnten. Das ist jetzt kein Problem mehr.«
»Es wäre ein Problem gewesen, wenn mehr Vampire da gewesen wären.« Hoyts Stimme war ruhig, aber man spürte die Strenge dahinter. »Es wäre ein Problem gewesen, wenn sie dich getötet oder gefangen genommen hätten.«
»Ist ja nicht passiert. Wir müssen bereit sein, Gelegenheiten zu ergreifen. Nicht nur wir sechs, sondern auch die
Leute, die wir in die Schlacht schicken. Wir müssen sie lehren, wie und wann sie töten müssen. Nicht nur mit Schwert und Pflock, sondern auch mit ihren bloßen Händen und allem, was zur Verfügung steht. Alles ist eine Waffe. Wenn sie nicht gut trainiert und bereit sind, werden sie einfach nur dastehen und sterben.«
»Wie Jeremy Hilton.«
»Ja.« Sie nickte Larkin zu. Sie spürte, dass er zornig war, und auch das lastete ihr auf der Seele. »Wie Jeremy. Cian, hast du etwas herausfinden können?«
»Er ist tot.«
Sie unterdrückte ein Stöhnen. »Ist es möglich, dass sie ihn
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