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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Fransen, für die Jungen Decken aus Jeansstoff. In beiden Zimmern standen ein Schreibtisch, eine Kommode, farblich passende Sitzsäcke und ein großes Regal für neue Bücher, Stofftiere und Spiele, die ich den Kindern kaufen wollte.
    Ich hoffte so sehr, dass ihnen die Zimmer gefallen würden.
    Und ich nahm mir vor, Jay nicht sofort anzuspringen, wenn er mein Haus betrat. Wegen der Kinder und so.
    Jay erschien als Erster mit mehreren Flaschen Wein.
    Ich war so nervös, ihn, Deidre und die Kinder zu sehen, dass ich mir den Wein am liebsten in den Hals geschüttet hätte.
    Jay trug Stiefel, eine Jeans und ein dunkelblaues Hemd.
    Eine Weile stand ich sprachlos im Türrahmen.
    »Immerhin bin ich nicht nackt«, stieß ich hervor. Ich konnte genauso gut alles auf eine Karte setzen, dachte ich.
    Ich würde nie bereuen, diese kleine neckische Bemerkung gemacht zu haben. Jay lächelte mich aufrichtig an, seine blauen Augen wurden ganz weich, und ich wusste, dass ich ihn nach vielen, unendlich langen Wochen erreicht hatte. »Und das soll gut sein?«
    Ich lachte, er lachte, und einen Moment lang standen wir da, glücklich, dazu das Geräusch des Flusses und einiger zwitschernder Vögel.
    »Komm doch rein«, sagte ich und stieß die Tür weit auf.
     
    Jeanne Marie, elf Jahre alt, sah genauso aus wie ich, hatte aber nicht meine schroffe Art. Sie war groß und dünn und hatte goldene Locken. Dabei war sie zurückhaltend und fasziniert von meinen Antiquitäten, insbesondere von dem Sekretär. Sie schrieb Gedichte. Gemeinsam verfassten wir ein trauriges. »So ist das Leben, Tante Jeanne, weißt du. Manchmal ist es doof, deshalb kann man nicht immer nur lustige, nette Gedichte schreiben. Wir müssen schreiben, wie es
wirklich
ist.«
    Tommy war mit seinen neun Jahren schon größer als Jeanne Marie und erinnerte sie daran, indem er ihr regelmäßig über den Kopf strich und sie »Stummelchen« nannte. Er brachte einen Basketball, einen Fußball und einen Football mit. Wir spielten gemeinsam Fußball. »Du bist gar nicht so schlecht für dein Alter«, sagte er keuchend mit ehrfurchtsvollem Glitzern in den Augen, bevor ich an ihm vorbeirannte und ein Tor schoss.
    Theo sah aus wie seine Mutter. Er hatte unzählige Sommersprossen auf der Nase, Grübchen in den Wangen und Augen, die er nach oben verdrehte, wenn er sich über etwas wunderte. Er war sieben Jahre alt, benahm sich aber wie vierzehn und erkundigte sich nach meinen »politischen Tendenzen«. Er liebte Mathe und rechnete oft nur so zum Spaß. Er hatte sogar sein Mathearbeitsbuch dabei. Zusammen brüteten wir über sechsstelligen Multiplikationsaufgaben. Ich hätte drei Fehler gemacht, erklärte er mir, aber ich würde besser werden, wenn ich ein wenig übte. »Mathe braucht Zeit.« Er schob seine Brille hoch. »Du darfst nicht zu schnell machen.«
    Julie Anne war fast drei Jahre alt. Sie hatte keine Ähnlichkeit mit mir, sondern mit Charlie. Dafür hatte sie mein Temperament. Sie hatte einen starken Willen, war stur und hörte nicht auf das Wörtchen »nein«. Julie Anne trug eine geblümte rot-violette Hose, ein rot-gelb gestreiftes T-Shirt und ein schwarz abgesetztes gelbes Tutu. Dazu einen grünen Hut in Froschform. Der Frosch hatte eine fünfzehn Zentimeter lange rosa Zunge, die ihr ständig ins Auge fiel. Mitten beim Essen verschwand Julie Anne in einem anderen Zimmer, zog ihre Sachen aus und wollte für den Rest des Abends nur noch das Tutu und den grünen Froschhut tragen, weil es ihr angeblich zu warm war.
    Und Deidre war da. Die Frau, zu der ich so unhöflich gewesen war, die ich beschimpft und über deren langweiliges, engstirniges Hausfrauendasein ich hergezogen hatte.
    Sie sah umwerfend aus, schlank und sportlich. Als sie mich erblickte, tänzelte sie auf der Stelle, breitete die Arme aus und drückte mich fest an sich. »Du hast mir so gefehlt«, sagte sie.
    Ich weinte in ihren Armen.
     
    Jay, Deidre, Charlie, die Kinder und ich saßen draußen auf der Veranda an meinem neuen Glastisch unter einem großen roten Schirm. Ich hatte das Essen von Donovan bereiten lassen: riesengroße, mehrlagige Club Sandwiches, rosa Limonade, zwei Salate, lila Wackelpudding für die Kinder, Chips, Schokolade, Eiscreme und Kaffee.
    Während wir aßen, tanzte Julie Anne um den Tisch herum, und Jeanne Marie flocht mir das Haar. Als sie fertig war, kam ich mir vor wie Soman.
    Wir unterhielten uns über sehr wichtige Themen: Wie viele Wale schwammen jährlich an der Küste Oregons vorbei?

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