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Blaubeeren und Vanilleeis

Blaubeeren und Vanilleeis

Titel: Blaubeeren und Vanilleeis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Helgadottir
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Krimskrams darin, und außerdem noch einen Badeanzug, den sie dringend brauchte. Die Jungs versuchten nämlich immer, den Mädchen die Bikinihöschen runterzuziehen, deswegen hatten sie beschlossen, einfach Badeanzüge zu tragen. Dann würden sich die Jungs im Schwimmbad einen anderen Zeitvertreib suchen müssen. Eines der Mädchen hatte vorgeschlagen, auch den Jungs die Badehosen runterzuziehen, doch diese Idee stieß auf kein großes Interesse. Die Mädchen wollten lieber nicht sehen, was die Jungs in ihren Hosen hatten.
    Vala bekam eine Puppe und einen Puppenwagen, Tumi einen Fußball, ein Tennisnetz und eine Schippe. Und dann hatte Opa noch ein tolles Buch über die Kanarischen Inseln für sie alle gekauft. Das blätterten sie gemeinsam durch, während Oma in der Küche mit einer Freundin telefonierte.
    Nach dem Essen machte Opa einen langen Spaziergang mit Tumi und Vildis durch die Lavalandschaft. Er zeigte ihnen alle möglichen Moose, Flechten und Kräuter, die dort wuchsen, und erklärte ihnen, wie die Lava vor vielen Tausend Jahren geflossen war. Dann sollten sie sich auf den Rücken ins Moos legen, weil Opa am Himmel Federwolken entdeckt hatte.
    »Seht mal, Kinder«, erklärte er, »das sind Federwolken, die sind hoch oben am Himmel und sehen besonders zart aus, fast wie durchsichtige Seide. Das Wasser darin ist zu Eiskristallen gefroren. Genau wie bei den Schäfchenwolken. Früher haben die Leute solche Wolken immer
Marienwolle
genannt und gesagt, dass die Jungfrau Maria da oben ihre Wolle zum Trocknen ausbreitet.«
    »Du weißt so viel«, sagte Vildis und sah ihren Opa voller Bewunderung an.
    »Ich mag das Moos«, sagte Tumi. »Außer mir findet das niemand so schön, glaube ich.«
    »Doch, ich auch«, widersprach Vildis.
    »Genau das ist es, was eure Mutter beschützen will«, sagte Opa, und die Kinder freuten sich darüber, dass Opagut fand, was Mama tat. »Unsere Natur ist das Beste, was wir haben.«
    Zu Hause spielte Vala vergnügt mit der neuen Puppe im Kinderzimmer, während Oma wie ein Murmeltier schlief, mit dem aufgeschlagenen
Willi Wiberg
auf dem Gesicht.
    »Sie denkt, dass sie immer noch am Strand ist«, sagte Opa und lachte. »Genau so lag sie dort auch immer.«
    »Ich habe auf Oma aufgepasst«, sagte Vala stolz. »Sie hat die ganze Zeit geschlafen.«
    »Ja, das hat sie auf den Kanaren auch getan«, sagte Opa.
    Als die arme Oma vom allgemeinen Gekicher aufwachte, war ihr das ziemlich unangenehm.
    »Dir kann man wahrlich keine Kinder anvertrauen«, sagte Opa. Doch als er sah, dass sie wirklich ein schlechtes Gewissen bekam, streichelte er ihr über die Wange.
    Tumi fand das schön. Opa guckte Oma manchmal so lieb an, wenn er sie streichelte.
    Zu Mama ist niemand so lieb, dachte er. Nicht so. Kein Erwachsener.
    Als sie sich später die Nachrichten im Fernsehen ansahen, schrie Vala plötzlich auf: »Da ist Mama!«

Und da war sie wirklich. Sie stand da und hielt eine Leiter fest, auf die gerade ein Mann stieg. Er und eine junge Frau spannten ein Transparent zwischen zwei Masten, auf dem ISLAND SCHÜTZEN stand. Ein schwieriges Unterfangen, da es wie aus Kübeln schüttete und gehörig stürmte. Der Nachrichtensprecher sagte, dass die Gruppe die ganze Nacht dort bleiben würde, und tatsächlich waren rundherum jede Menge Zelte aufgebaut.
    »Herrje, warum muss meine Lolla da nur mitmachen?«, murmelte Oma vor sich hin. »Bei diesem Wetter.«
    Opa sah sie an. »Nu hör mal«, sagte er. »Um unsere Insel sollten wir uns doch wohl bei jedem Wetter kümmern, oder?«
    »Meinst du, dass wir jetzt gehänselt werden, Vildis?«, fragte Tumi.
    »Warum solltet ihr denn gehänselt werden?«, wunderte sich Opa.
    »Na ja, ein paar Kinder haben uns mal gehänselt, weil Mama bei solchen Demos mitmacht«, sagte Vildis. »Aber mir ist das ganz egal.«
    »Mir ist das auch ganz egal«, sagte Vala. »Ich möchte im Oma-und-Opa-Bett schlafen.«
    »Ihr Lieben, nehmt euch das nicht zu Herzen, wenn sich irgendwelche Dummköpfe über Menschen lustig machen, die für eine gute Sache kämpfen. Ihr hättet mal sehen sollen, wie sich die Leute aufgeführt haben, als Oma und ich hier früher demonstriert haben«, sagte Opa.
    »Ihr habt demonstriert?«, fragte Tumi ungläubig.
    »Und wie!«, bekräftigte Opa.
    »Und gegen was habt ihr demonstriert?«, fragte Tumi.
    »Tja, gegen alles Mögliche«, sagte Opa und wurde auf einmal richtig munter. »Gegen den amerikanischen Militärstützpunkt, niedrige Löhne, den Einmarsch der Russen

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