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Blaubeertage (German Edition)

Blaubeertage (German Edition)

Titel: Blaubeertage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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zufällt.
    »Ich hab gar nicht gewusst, dass deine Mom schwanger ist.«
    »Schwanger? Was?«
    »Ultraschall. Den machen sie, wenn man schwanger ist.«
    Mein Hirn registriert kaum die Worte, die sie gesagt hat. »Nein, ist sie nicht.«
    »Ach, und warum wird bei ihr dann ein Ultraschall gemacht?«
    Es muss noch andere Gründe geben, warum man bei Menschen Ultraschalluntersuchungen durchführt. »Ich weiß es nicht.«
    »Ist ihr übel? Ist sie müde?«
    Ich denke zurück. In letzter Zeit hat sie nicht besonders gut gegessen. Vielleicht lag das daran, dass ihr übel war. Und sie ist definitiv dauernd müde. Ich nicke.
    »Also ist sie wahrscheinlich schwanger.« Sie deutet mit dem Kopf auf den Anrufbeantworter. »Außerdem haben sie sie gebeten, genug zu trinken. So können sie beim Ultraschall genauer messen.«
    Ich schüttele langsam und immer wieder den Kopf.
    »Aber ist doch irgendwie aufregend, oder findest du nicht? Du bekommst einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester.«
    »Aufregend? Blödsinn. Nein, sie ist nicht schwanger. Das ist ja lächerlich. Sie hat ja nicht einmal einen …« Mir wird bewusst, dass ich gerade ›Freund‹ sagen wollte. Es ist sehr wohl möglich, dass sie einen Freund hat. »Sie ist nicht schwanger.« Aber wenn sie nicht schwanger ist, was hat sie dann? Ein Gefühl der Angst durchflutet mich. Stimmt irgendetwas nicht mit ihr? Man macht doch einen Ultraschall nicht einfach nur so … oder doch? Vielleicht ist das Routine, sobald man älter wird.
    Skye stellt sich vor mich und streichelt meine Schulter. Ich muss ihr wie erstarrt vorkommen. »Ist wahrscheinlich nichts Schlimmes. Selbst wenn sie schwanger ist, ist das keine große Sache.«
    »Sie ist nicht schwanger«, beharre ich. »Sie ist zu alt, um schwanger zu sein.«
    Skye lacht. »Sie ist erst fünfunddreißig.« Ihr Handy piept. Sie holt es raus und lächelt, nachdem sie die SMS gelesen hat. »Henry. Die Band trifft sich im Scream Shout. Hast du Lust mitzukommen?«
    Ich schaue auf das Licht des Anrufbeantworters, dessen Blinken erloschen ist. Dann sehe ich auf die Wohnungstür. Ich schaffe es kaum, Luft zu holen. Wann wird meine Mom nach Hause kommen? Ich muss sie fragen, was los ist. Aber wird sie es mir erzählen? Sie weigert sich jetzt schon wochenlang, mir irgendetwas zu erzählen.
    Es wird schon nichts sein. Meiner Mom geht’s gut. Routineuntersuchung. »Ja, ich komme gleich runter. Gib mir eine Minute.«
    Sie zögert, aber macht sich dann auf den Weg nach unten. Ich kritzele schnell eine Nachricht, dass ich bei Skye übernachte, und lege sie auf die Küchentheke. Ich packe ein paar Sachen in meinen Rucksack und schließe die Tür hinter mir ab.
    Wir gehen ins Scream Shout, das so gut wie menschenleer ist. Der Barkeeper zeigt auf die Tür neben der Bühne, als Skye ihn fragend anschaut. Sie marschiert quer durch den Club und steuert direkt auf die Tür zu, die in einen schwach beleuchteten Flur führt. Aus einem Hinterzimmer ertönt Musik und wir folgen dem Klang. In einem kleinen Raum sitzen die Bandmitglieder auf Sofas. Sie schauen auf, als wir hereinkommen.
    Henry begrüßt Skye. »There’s my beautiful girl«, singt er und schlägt ein paar Akkorde auf seiner Gitarre an.
    Sie lächelt und schlüpft in die schmale Lücke zwischen ihm und der Sofalehne.
    Mason zwinkert mir zu. »Hey Caymen.«
    »Hi.« Ich pfeffere meinen Rucksack gegen die Wand, suche mir einen Platz auf dem Fußboden und tauche für eine Weile ab. Es scheint zu funktionieren, als die Jungs anfangen, mit Liedzeilen und Tonfolgen herumzuexperimentieren. Die aneinandergereihten Melodien erfüllen mich von Kopf bis Fuß.
    Derrick, der Schlagzeuger, macht einen beiläufigen Song aus dem heutigen Tag. Wie er in seinem Auto gefahren ist, Radio gehört hat. Wie er beim Supermarkt war und Milch gekauft hat und so weiter und so weiter. Ich höre nicht mehr hin, bis er fragt: »Was reimt sich auf fire hydrant?«
    Mason wird ernst und ich gehe davon aus, dass er gleich etwas sagt wie: »Sei kein Idiot. Warum singst du über einen Hydranten?« Aber stattdessen sagt er: »Keine Ahnung, wire tyrant?«
    »Was soll das denn sein?«, fragt Henry.
    »Du weißt schon, ein Draht-Tyrann. Jemand, der es auf alle Drähte dieser Welt abgesehen hat.«
    Ich lache kurz auf.
    »Wie wär’s mit tired rant – müdes Geschwätz?«, fragt Skye. »Wenn du es nuschelst, reimt es sich.«
    »This is our tired rant about a useless fire hydrant«, singt Henry.
    Mason lacht und verbessert:

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