Blaubeertage (German Edition)
dachte, es sei seine Freundin gewesen. Aber das Problem ist ja offensichtlich aus der Welt. Es ist meine Mutter. Ich habe ihr nichts von ihm erzählt. Und deswegen fühle ich mich wahnsinnig schlecht. Sein kleines, dreckiges Geheimnis wollte ich nicht sein, aber ich habe ihn zu meinem gemacht. Ich bin froh, dass ich mit dem Rücken zu ihm stehe, denn ich merke, wie mir der Ekel ins Gesicht geschrieben steht, der Ekel vor mir selbst. Ich winde mich aus seinen Armen und schaue auf die Uhr an der Wand. »Ist es wirklich schon acht? Wir sollten uns lieber auf den Weg machen, Xander.«
»Bevor wir zurückfliegen, will ich dich unbedingt in dieses kleine mexikanische Restaurant auf dem Las Vegas Strip einladen. Ist nicht weit. Und unglaublich lecker.«
30.
E r hat dich also in ein Flugzeug gesetzt und dich zu einem College geflogen, damit du mal in den Fachbereich der Naturwissenschaften reinschnuppern kannst und im Gegenzug machst du …?« Skye versucht, mich dazu zu bringen, mir etwas total Ausgefallenes für unseren nächsten Berufsinformationstag auszudenken, aber wie soll ich das denn bitte überbieten?
»Äh, eigentlich kommt er sogar schon morgen Abend vorbei, weil meine Mom da dieses Treffen der Kleinunternehmer hat …« Ich weiß nicht, wie ich den Satz beenden soll, und nehme mir ein kleines Schmuckkästchen aus einem Regal. Der Holzdeckel ist mit Plastikschmucksteinen beklebt und damit ein perfektes Beispiel dafür, warum ich diesen Laden »Die Müllhalde« nenne.
Skye ist damit beschäftigt, alte Bücher in ein Regal einzusortieren; sie dreht mir den Rücken zu. »Das kapier ich nicht. Wie willst du daraus einen Berufsinformationstag machen? Willst du ihn zu dem Treffen mitnehmen? Ihn dabei zuschauen lassen, wie sich Kleinunternehmer in die Haare kriegen?«
»Nein.« Ich stelle das Schmuckkästchen ab. »Nein, ich glaube nämlich nicht, dass meine Mom zu der Versammlung geht. Ich glaube, sie geht mit irgendeinem Typen aus. Ein Hinter-meinem-Rücken-Date.«
Jetzt dreht sie sich um und stemmt ihre Hände in die Hüften. »Moment. Willst du damit sagen, dass du und deine Mom beide heimlich einen Freund habt?« Sie lacht.
»Nein, Xander ist nicht mein Freund.« Noch nicht. Nicht, bis ich den Mut aufgebracht habe, es meiner Mom zu sagen. Ich habe mir dafür eine Woche gegeben.
Sie verdreht ihre Augen. »Du und Xander seid die verliebtesten platonischen Freunde, die ich kenne. Warte mal kurz.« Sie geht nach hinten und ruft Lydia, der Besitzerin des Ladens, zu: »Ich bin mit den Büchern fertig und das Schild ist umgedreht. Brauchst du mich noch für etwas?«
»Nein, schönen Feierabend. Wir sehen uns morgen.«
Skye hakt sich bei mir ein, lotst mich durch die Hintertür und nimmt die Abkürzung über den Seitenweg in den Hinterhof unseres Ladens. »Wo ist deine Mom?«, fragt sie und zeigt auf den leeren Parkplatz.
»Sie ist nach Ladenschluss noch schnell einkaufen gefahren.«
»Also gut, zurück zum Berufsinformationstag. Ich weiß immer noch nicht, was du mit Xander vorhast.«
»Ich auch nicht. Eigentlich wollte ich meiner Mom hinterherspionieren. Aber okay, blöde Idee.«
Sie lacht.
»Ich hatte noch an was anderes gedacht.« Wir gehen die Treppe zu unserer Wohnung hoch. »Ich hab letzte Woche mit Eddie gesprochen und er hat mir versprochen, dass er uns beibringt, wie man seine berühmten Muffins macht.«
Skye verzieht ihr Gesicht. »Wieso denn das?«
»Weil Xander die Muffins mag. Er mag alles, was mit Essen zu tun hat, ehrlich. Überall, wo wir hingehen, landen wir in einem seiner Lieblingsrestaurants. Ich dachte, dass er sich vielleicht mit Eddie unterhalten könnte, um zu sehen, ob ein eigenes Restaurant etwas für ihn wäre.«
»Hach«, sagt Skye. »Nicht schlecht gedacht. Und so süß.« Sobald wir in der Wohnung sind, geht sie zum Kühlschrank. »Und du tust so, als wärst du nicht in den Typen verliebt.«
Ich lächele, während sie den Inhalt des Kühlschranks inspiziert. Das Licht des Anrufbeantworters blinkt. Ich drücke auf den Knopf. »Sie haben eine neue Nachricht«, sagt die Roboterstimme, ihr folgt eine Frauenstimme. »Hi Mrs Meyers, hier spricht Tina, Praxis Dr. Saunders. Wir haben Ihre Ultraschalluntersuchung für den fünfzehnten vorgesehen. Bitte kommen Sie eine halbe Stunde früher und achten Sie darauf, dass Sie auch wie besprochen genug trinken. Falls Sie noch irgendwelche Fragen haben, rufen Sie uns bitte an.«
Ich höre, wie die Kühlschranktür hinter mir
Weitere Kostenlose Bücher