Blaubeertage (German Edition)
Skye kommt dazu, um mir zu helfen. Nachdem wir an mehreren Knäufen gedreht und auf ein paar Knöpfe gedrückt haben, haben wir es geschafft, eine der Gasflammen anzubekommen.
Xander sucht immer noch nach der heißen Schokolade. Er wirkt in seiner eigenen Küche wie ein Fremder und öffnet Schranktüren, von denen er ganz offensichtlich keine Ahnung hat, was sich dahinter befindet. Endlich reißt er mit einem lauten »Ah!« eine Dose ganz hinten aus einem Schrank.
»Hast du je in deinem Leben schon mal in diese Schränke geschaut?«, frage ich.
»Na klar.«
»Dann lass uns ein Spiel spielen. Skye wird uns ein Küchengerät nennen. Wer es zuerst findet, gewinnt.«
»Gewinnt was?«
»Er darf damit angeben.«
»Das hier ist unser Haus. Ich bin sicher, dass ich gewinnen werde.«
»Beweise es, du Luxuskind. Tess ist nicht hier, um dir dein Fläschchen zu machen.«
»Oh, dir zeig ich’s!«
Ich grinse. Ich kenne mich mit Küchen aus. Und wenn eine Köchin sie eingerichtet hat, dann nach logischen und praktischen Gesichtspunkten. Kochlöffel neben dem Herd, Gläser über der Spüle. Alles klar. Ich nicke Skye zu.
Sie lächelt. »Wir fangen mit etwas Leichtem an: Pfannenwender.«
Xander rennt zur Kücheninsel und fängt an, die Schubladen zu durchwühlen. Ich gehe zum Herd und ziehe die Schubladen rechts und links davon auf. Auf Anhieb finde ich den Pfannenwender, drehe mich um und halte ihn hoch.
»Die erste Runde geht an Caymen«, sagt Skye und Xander reißt seinen Kopf hoch, um mich anzustarren. Er knurrt.
»Okay. Kommen wir zu zweitens: Müslischale.«
Ich gebe einen Laut der Entrüstung von mir. »Das ist unfair. Er weiß, wo die ist, das ist dir doch klar.« Und natürlich weiß er es. Im Schrank neben der Speisekammer.
»Gleichstand!«, ruft Skye. »Sucht mir einen Durchschlag.«
Ich lache über Xanders Gesichtsausdruck. Er sieht so aus, als wüsste er nicht einmal, was das ist. Ich rase zur Spüle. Es muss darunter in einem der Schränke sein. Als ich meine Hand nach dem Schrank ausstrecke, umfassen zwei Hände meine Hüfte und ziehen mich zurück. Dann drängelt Xander sich an mir vorbei und reißt die Schranktür auf, die ich gerade aufmachen wollte. Ich hechte nach vorne, stelle mich neben ihn und versuche dabei, ihn mit meinem Körper wegzuschieben.
»Betrügerin«, sagt er.
»Ich? Du bist der Betrüger.« Er weicht nicht einen Zentimeter, ich schaffe es nicht, ihn wegzudrängen. Er durchsucht die Schrankfächer.
»Es sieht wie eine Schüssel mit Löchern aus«, ruft Skye ihm zu.
»Selbst meine beste Freundin stellt sich gegen mich.« Ich schlinge meine Arme um Xanders Hüften und versuche, ihn zurückzuziehen. Der Kessel auf dem Herd pfeift und Skye nimmt ihn von der Flamme.
»Ich hab’s!« Xander hält den Durchschlag in die Luft. Ich springe hoch und versuche, ihn mir zu schnappen, und er hält es knapp außerhalb meiner Reichweite. Als ich versuche, seinen Arm herunterzuziehen, legt er seinen freien Arm um meine Schulter und drückt mich gewaltsam an sich. »And the winner is … Xander!«
»Betrüger! Alle beide!«
Er räuspert sich. »Diesen Sieg verdanke ich allein meiner herausragenden Kenntnis in Sachen Küche und Küchenutensilien, die ich schon bei zahlreichen Gelegenheiten unter Beweis stellen konnte. Wenn nicht …« Er unterbricht sich mitten im Satz. »Oh, hi Mom«, sagt er.
Ich ziehe sofort meine Hände zurück, die ich gegen Xanders Brust gestemmt habe, und versuche, mich aus seinem Griff zu winden. Er legt den Durchschlag auf die Küchentheke und hält mich mit beiden Armen fest. »Mom, das sind Caymen Meyers und ihre Freundin Skye.«
Ich drehe ihr den Kopf zu, weil mein Körper immer noch in Xanders Griff gefangen ist. Ich fürchte mich vor dem, was ich in ihrem Gesicht lesen werde. Fürchte mich, dass das der Moment sein wird, in dem ich endgültig auf Widerstand gegen diese Beziehung stoße.
Aber ihr viel zu junges Gesicht, um Xanders Mutter sein zu können, sieht sympathisch aus. Ihre Haare sind blond und ihre Augen blau. Jetzt verstehe ich, von wem Lucas sein Aussehen geerbt hat. Xander hat überhaupt nichts von seiner Mutter. Aber dann lächelt sie, vielleicht, weil ich anfange, mit Xander zu ringen, und ich merke, dass er seine beste Eigenschaft von ihr geerbt hat.
»Schön, euch kennenzulernen, ihr zwei. Caymen, ich habe schon so viel von dir gehört.«
»Hallo Mrs Spence. Ihr Sohn will mich nicht loslassen, weil er ein Betrüger ist, aber wie nett, Sie
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