Blaue Rosen
hatte zwar seit einigen Wochen einen
Nachmittagsjob in der Autowerkstatt, aber das Geld, das er da
verdiente, gab er meist gleich wieder aus, um Delilah ins Kino oder
zum Essen einzuladen. Sie machte sich dennoch keine Sorgen. Sie
wusste, dass er sie eines Tages gut versorgen würde. Er würde
ein guter Ehemann sein.
Sie sahen sich eine Sendung im Fernsehen an. Präsident
Eisenhower hielt eine Rede.
„So“, sagte Ricky und
stand auf, „ich mach mich dann langsam auf den Weg. Schließlich
will ich meinen Eltern auch von der guten Neuigkeit
berichten.“
„Grüße die beiden bitte
herzlichst von uns“, sagte Mrs. Roberts.
„Ich bringe
dich zur Tür, Ricky“, sagte Delilah und folgte ihrem
baldigen Ehemann.
„Ich kann es noch immer nicht glauben. Du
machst mich zum glücklichsten Mädchen auf der ganzen
Welt.“
„Baby, du machst mich jeden Tag, seit wir uns
kennen, zum glücklichsten Mann auf der Welt.“
Er
lächelte und küsste sie noch einmal innig, bevor er sich
auf den Weg machte. Delilah sah ihm glückselig hinterher.
♥
Am nächsten Tag erzählte sie Andrea von
dem Antrag. Doch die wusste schon davon. Die ganze Schule schien es
zu wissen. Ein paar ihrer Mitschüler waren gestern auch im
McDonald`s gewesen und hatten es gleich brühwarm weitererzählt.
Doch das machte ihnen nichts aus. Wenn es nach Ricky und Delilah
ginge, konnte die ganze Welt von ihren Plänen wissen.
Delilah hatte in letzter Zeit des Öfteren bemerkt,
wie Frank sie anstarrte. Heute sah er sie ganz unverhohlen an, und er
sah fast traurig aus. Sie sah, wie er sich ständig mit anderen
Mädchen traf, doch er schien noch immer nicht über sie
hinweg zu sein. Er tat ihr fast ein wenig leid.
♥
Ricky redete von nichts anderem mehr, als von ihrer
beider Schulabschluss und den Sommerferien. Er hatte sich wie Delilah
an verschiedenen Colleges beworben, hatte aber im Gegensatz zu ihr
bisher nur Absagen erhalten. Die Tatsache, dass er mehr als einmal
Ärger in und auch außerhalb der Schule gemacht hatte, half
ihm nicht gerade weiter.
Doch er schien das Ganze nicht sonderlich schlimm zu
finden. Er sagte, er würde halt einfach mit ihr dorthin gehen,
wo auch immer sie zu studieren gedachte. Dann würde er halt
einen Job in einer Werkstatt finden und ihnen ein schönes Heim
bauen, während Delilah lernte und Karriere machte. Er wollte sie
nur glücklich sehen, alles andere war nicht wichtig.
Delilah hatte bereits Zusagen von Berkeley, Stanford und
der UCLA. Und es standen noch mehrere Bewerbungen aus. Sie konnte
sich aber jetzt schon nicht entscheiden, wo sie hingehen sollte. Sie
wusste nur, dass sie in Kalifornien und in der Nähe ihrer
Familie bleiben wollte. Sie dachte, dass Berkeley vielleicht geeignet
wäre. Sie hatte gehört, dort gab es nette kleine Wohnungen
auch außerhalb des Campus, wo sie zusammen mit Ricky wohnen
könnte. Nachdem sie geheiratet hatten, natürlich. Sie
wollten sich das Ja-Wort geben, noch bevor das erste Semester anfing.
Delilah und ihre Mom besprachen schon, wie ihr Kleid
aussehen sollte. Und die Frisur. Sie hatten kein Geld für eine
große Hochzeit. Doch alle wollten zusammenlegen, die Eltern der
Braut, Rickys Eltern, und Ricky, der wie verrückt in jeder
freien Stunde arbeitete.
„Ich kann es gar nicht erwarten,
den Rest meines Lebens mit dir zu beginnen“, sagte Delilah
eines Abends zu ihm.
„Es soll nur noch uns beide geben. Ich
liebe dich über alles, Baby.“
„Ich liebe dich
auch, Ricky.“
Eng umschlungen standen sie am Stadtrand und
sahen sich den Sonnenuntergang an.
♥
Es war an einem Freitag, zwei Wochen vor ihrem
Schulabschluss. Delilah hatte sich bereits entschieden, nach Berkeley
zu gehen. Sie stand in ihrem Zimmer vor dem Kleiderschrank und
überlegte, was sie zu ihrem Date am Abend anziehen sollte. Das
rosa Kleid oder doch lieber das blaue? Mit der neuen blauen
Haarschleife?
Wie immer, wenn ihr Blick auf den Ring an ihrem Finger
fiel, musste sie lächeln. Bald würde sie nicht mehr Delilah
Roberts sein. Sie würde Delilah Baley sein. Mrs. Baley. Wie
würde es sich anfühlen, verheiratet zu sein? Bestimmt
wundervoll, dachte sie und entschied sich für das blaue Kleid.
Sie war gerade dabei, es vom Bügel zu nehmen, als sie es an der
Haustür klingeln hörte. Das konnte doch noch nicht Ricky
sein? Sie wusste, dass er bis zum Ladenschluss arbeitete, um
möglichst viel Geld für ihre Hochzeit zusammenzusparen.
Außerdem hatte er ihr gesagt, dass er es nicht vor acht Uhr
schaffen
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