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Blaue Rosen

Blaue Rosen

Titel: Blaue Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Bloom
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würde.
    Sie hörte, wie ihre Mom die Haustür öffnete,
hörte Stimmen. Schnell zog sie sich an. Sie war gerade dabei,
sich einen Pferdeschwanz zu machen und das blaue Band darum zu
binden, als es an ihrer Tür klopfte.
„Herein!“,
rief sie fröhlich.
Die Tür öffnete sich und ihre
Mom stand mit Tränen in den Augen da.
„Mom? Was ist
denn passiert?“, wollte sie wissen. Sofort machte sich ein
ungutes Gefühl in ihrem Bauch breit.
„Komm bitte
einmal mit nach unten“, sagte ihre Mom und ging die Treppen
hinunter.
Delilah folgte ihr. Als sie in die Küche kam,
saßen dort Rickys Eltern.
„Guten Tag, Mr. und Mrs.
Baley“, begrüßte sie sie. Sie nahm sehr wohl die
verzweifelten Blicke wahr, die alle ihr zuwarfen. Eine nie gekannte
Angst überkam sie.
    „ Bitte
sagen Sie mir, was los ist! Wo ist Ricky? Geht es ihm gut?“
„Ricky
...“, begann Mr. Baley und räusperte sich. Er setzte
erneut an, doch seine Stimme versagte.
Delilah begann zu weinen,
bevor sie wusste, was los war.
„Delilah, es ist etwas
Schreckliches passiert“, sagte nun ihre Mom, kam auf sie zu und
legte einen Arm um ihre Schulter.
    Sie sah ihre Mom an. Nein, sie wollte es gar nicht
wissen. Was es auch war, sie wollte es nicht hören. Alles war
gut. Alles war gut.
„Ricky hatte heute einen Unfall“,
sagte nun Rickys Mutter, die gefasster zu sein schien als ihr
Ehemann.
„Was denn für einen …“, brachte
Delilah mit letzter Kraft heraus.
„Auf dem Weg zur Arbeit
geriet er in eine Messerstecherei. Es war eine Bande, eine
Drogenbande anscheinend. Wir wissen nicht genau, was eigentlich
passiert ist. Uns wurde gesagt, dass Ricky wohl helfen wollte. Sie
stachen ihn einfach nieder.“
„Wo ist er jetzt? Wie
geht es ihm? Ist er im Krankenhaus? Ich muss sofort zu ihm!“
    Dann sah sie alle die Blicke senken. Und sie wusste es.
„Er hat es nicht geschafft, Delilah. Er hat es nicht
geschafft.“
„Nein!“, schrie sie und sackte auf
den Boden, wo sie die Hände vors Gesicht legte und schluchzte.
„Nein! Nein! Mein Ricky! Nein! Das kann nicht sein.“
Ihre
Mom hockte sich neben sie und hielt sie im Arm wie ein kleines Kind,
das sein liebstes Spielzeug verloren hatte.
„Es tut mir so
leid, Delilah.“
    „ Wie
gehen jetzt besser. Wir können es auch noch immer nicht
verstehen“, sagte Rickys Mom und berührte ihren Mann sanft
am Arm. Die beiden standen auf, verabschiedeten sich leise und
gingen. Delilah bekam von alledem nichts mit. Sie saß noch eine
halbe Ewigkeit am Boden und weinte, bis ihr Dad irgendwann nach Hause
kam und sie in ihr Zimmer trug.
„Mein armes kleines
Mädchen“, sagte er. Er setzte sich zu ihr aufs Bett und
blieb bei ihr und streichelte ihr übers Haar, bis sie irgendwann
vor Erschöpfung eingeschlafen war.

Zerplatzte Träume
    Delilah fing sich nur langsam wieder. Sie blieb
tagelang im Bett liegen und verpasste die letzten Schultage und sogar
ihre Abschlussfeier. Doch all das war nicht mehr wichtig.
Sie
hatte den einen Menschen verloren, der sie verstanden hatte, der sie
so bedingungslos geliebt hatte. Sie fühlte sich verloren ohne
ihn. Und sie wusste nicht, wie sie jemals weitermachen sollte, konnte
sich nicht vorstellen, dass sie jemals wieder lachen würde.
    ♥
    Der Tag seiner Beerdigung kam und sie zwang sich,
das Bett zu verlassen. Sie trug ihr schwarzes Kleid, für das sie
bisher noch nie eine Gelegenheit gefunden hatte. Sie war ein
fröhlicher Mensch gewesen, hatte bunte Farben gemocht, doch das
schien alles so weit weg zu sein, wie in einem anderen Leben.
    Sie stand zwischen ihrer Mom und ihrem Dad, die ihr Halt
gaben, vor Rickys Grab. Sie hörte gar nicht, was der Prediger
sprach, sie weinte nur stille Tränen und dachte an ihre
verlorene Liebe, bis ihr schwindelig wurde und sie umkippte.
    ♥
    Als sie erwachte, lag sie wieder in ihrem Bett.
Habe
ich das alles nur geträumt?, dachte sie. Doch als sie an sich
herunter sah, sah sie, dass sie noch immer das schwarze Trauerkleid
trug. Es war kein Traum gewesen. Ricky war nicht mehr da. Und er
würde nie wiederkommen.
    Nie wieder würde sie seine zärtlichen Küsse
spüren, nie wieder würden sich ihre nackten Körper
aneinander schmiegen. Nie wieder würde sie sein Lächeln
sehen oder in seine himmelblauen Augen blicken können.
Sie
schreckte auf, denn gerade hatte sie sich an etwas erinnert. Die
blaue Rose! Sie lief zu ihrem Regal und schlug das Buch auf, das
diese wunderschöne Blume beherbergte. Als sie sie sah, so
verschrumpelt und allem Leben beraubt,

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