Blaue Rosen
leid.“ Er sah sie so lieb an, dass sie ihn herein bat.
Nachdem sie ihm ein Glas Limonade gebracht hatte, setzte
sie sich zu ihm an den Wohnzimmertisch. „Wie geht es dir?“,
fragte sie aus Höflichkeit.
„Ich werde bald aufs San
Bernardino Valley College gehen.“
„Oh, das freut mich
für dich.“
Er senkte seinen Blick. Er schien nach
Worten zu suchen. „Ich wollte dir so viel sagen, und nun fällt
mir nichts ein.“
„Du musst nichts sagen.“
„Doch.
Ich möchte mich entschuldigen, dafür, wie ich dich
behandelt habe. Das war nicht richtig. Ich habe das jetzt eingesehen.
Ich war so dumm. Dich gehen zu lassen, war überhaupt das
Dümmste, was ich je getan habe.“
„ Ist
längst vergessen.“ Sie hatte weiß Gott Schlimmeres
durchgemacht. Da war das eine Lappalie.
„Trotzdem, ich
wollte, dass du weißt, dass es mir leid tut. Und dass ich mich
geändert habe. Ich bin nicht mehr der Frauenheld, den du
kanntest. Ich möchte mich einfach nur noch niederlassen, mit einer Frau.
Mit der Richtigen.“ Er sah ihr direkt ins Gesicht. Sprach er
etwa von ihr?
„ Frank.
Ich kann das nicht. Ich liebe ihn noch immer.“
„Oh“,
sagte er nur. Und gleich darauf: „Ich kann warten. Ich gebe dir
alle Zeit, die du benötigst.“ Er griff über den Tisch
nach ihrer Hand und hielt sie. „Ich liebe dich, Delilah. Ich
möchte dich wieder glücklich machen.“
Das kann keiner, dachte sie. Doch wie er so ihre Hand
hielt, das war schön. Es fühlte sich einfach nur schön
an. Sie fing an zu weinen. Sie wollte es ja nicht. Wollte niemals
einem anderen ihr Herz schenken. Aber sie brauchte so dringend ein
bisschen Trost gegen diese Einsamkeit und gegen den Schmerz.
Und deshalb ließ sie sich von Frank umarmen. Und
dann nahm sie ihn hinauf in ihr Zimmer und ließ sich von ihm
trösten.
♥
Drei Monate später fand die Hochzeit statt.
Inzwischen wusste Frank natürlich, dass sie schwanger war, doch
nur sie selbst und ihre Mom wussten, dass sie es bereits gewesen war,
bevor sie angefangen hatte, mit ihm auszugehen.
Frank selbst
dachte, dass das Kind seines war. Und Delilah war sich auch noch
nicht im Klaren darüber, wie sie ihm die Wahrheit sagen sollte.
Oder ob sie sie ihm überhaupt sagen würde. Wenn sie Glück
hatte, würde er es gar nicht in Frage stellen. Sie könnte
sagen, das Baby sei eine Frühgeburt. Männer kannten sich da
nicht so aus. Vielleicht würde sie damit durchkommen.
Aber wollte sie ihn wirklich anlügen? Würde
sie verleugnen, dass Ricky der Vater war und es als Franks Kind
ausgeben können? Wie könnte sie das jemals tun? Dieses Baby
war alles, was sie noch von Ricky hatte. Sie trug mit diesem Kind
einen Teil von ihm bei sich. Sie ging auch weiterhin an sein Grab und
erzählte alle Neuigkeiten dem Wind, der sie zu ihm hinauf in den
Himmel trug.
Delilah war eine wunderschöne Braut. Ihr weißes
Kleid war etwas eng um ihren Bauch herum, doch Frank schien hin und
weg, als er sie den Gang zum Altar entlanglaufen sah.
Ihr Dad
hatte Tränen in den Augen, als er sie Frank übergab. Er
wusste, er hätte sie einem anderen übergeben sollen, und er
bedauerte alles sehr. So war das nicht geplant gewesen. Er fühlte
zutiefst mit seiner Tochter.
♥
Vier weitere Monate später gebar Delilah ein
wundervolles kleines Mädchen. Sie nannte es Rose.
Als sie am Morgen nach der Geburt in ihrem
Krankenhausbett erwachte und die Augen öffnete, dachte sie,
nicht richtig zu sehen. Hatte sie irgendwelche Medikamente bekommen,
die sie die Farben falsch erkennen ließ? Denn neben sich auf
dem kleinen Nachttisch sah sie einen Strauß blauer Rosen.
Sie
musste halluzinieren. Wer sollte ihr ausgerechnet blaue Rosen
geschenkt haben? Man bekam sie in ganz San Bernardino nicht, sie
hatte doch selbst vergeblich nach ihnen gesucht. Vielleicht hatten
Verwandte von außerhalb sie mitgebracht. Oder ein Blumenladen
in der Stadt hatte sie neu eingeführt. Sie nahm sich vor, sich
danach zu erkundigen, wer sie ihr gebracht hatte.
Als Frank eine halbe Stunde später mit dem Baby auf
dem Arm und einer Krankenschwester im Schlepptau ins Zimmer kam,
hielt sie sich gerade eine blaue Rose unter die Nase und roch daran.
Sie erinnerte sie so sehr an Ricky, dass sie all ihre Kraft
aufbringen musste, um nicht loszuheulen.
„Hallo, Mrs.
Chesterfield, sehen Sie, wen wir Ihnen mitgebracht haben. Hier hat
jemand Hunger.“
Die Schwester nahm ihr die Blume aus der Hand und
steckte sie zurück in die Vase, bevor sie ihr das Baby zum
Stillen
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