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Blaue Rosen

Blaue Rosen

Titel: Blaue Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Bloom
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von ihm sie nie verlassen. Als wäre
er nie wirklich fort gewesen.
    ♥
    Vier Monate nachdem Frank gestorben war, ging
Delilah zu Rickys Grab. Sie hatte zuerst einen Strauß gelber
Margeriten vor Franks Grab abgelegt und nun stand sie vor seinem. Es
war sein Geburtstag. Und zugleich der Jahrestag des ersten Mals, wo
sie ihre Liebe auch körperlich gefeiert hatten.
    Delilah stutzte. Denn sie hatte soeben eine blaue Rose
entdeckt, sie lag oben auf Rickys Grabstein. Verwirrt nahm sie sie in
die Hand und hielt sie an die Nase, um ihren lieblichen Duft zu
schnuppern. Sie sah sich nach allen Seiten um und fragte sich, woher
die wohl kommen mochte. Da sie niemanden entdecken konnte, kniete sie
sich nieder und zupfte ein bisschen Unkraut, das um die
Stiefmütterchen gewachsen war, heraus.
    Plötzlich nahm sie eine Bewegung wahr und blickte
auf. Sie erschrak. Ein Mann war hinter einem Baum hervor getreten und
stand etwa zwanzig Meter von ihr entfernt da und beobachtete sie. Wer
war dieser Mann? Sie stand auf und legte eine Hand an die Stirn, um
besser sehen zu können. Als die Sonne nicht mehr blendete,
erkannte sie, dass er etwa so alt wie sie, schlank und gut gekleidet
war. Er hatte etwas an sich, das ihr bekannt vorkam. Langsam kam er
auf sie zu. Sein Gang … nein, das konnte doch nicht sein.
    Delilah hielt noch immer die blaue Rose in der Hand.
Weit und breit war niemand zu sehen, sie war allein mit diesem Mann
auf dem Friedhof, während es schon abendlich dämmerte. Doch
Angst hatte sie keine. Es überkam sie sogar ein merkwürdig
wohliges Gefühl.
Der Mann hatte sie nun fast erreicht und
blieb etwa zwei Meter vor ihr stehen. Er sagte kein Wort, sah ihr nur
in die Augen. Diese blauen Augen …
    Delilah erschrak. Sie schrie auf und ließ die Rose
zu Boden fallen. Sie legte die Hand an den Mund und schluchzte. Vor
ihr stand Ricky. Sie musste halluzinieren, der Verlust von Frank und
der ganze Stress, der der Trauerfeier gefolgt war – so viel
hatte geregelt werden müssen – musste sie mehr mitgenommen
haben, als sie sich hatte eingestehen wollen.
    Der Mann tat noch einen Schritt auf sie zu und sprach:
„Hallo, Delilah. Ich wusste, dass ich dich heute hier finden
würde.“
Delilah wusste nicht, wie ihr geschah. Wie war
das möglich? Ihr fiel nur eine Möglichkeit ein. Sie musste
selbst gestorben sein und Ricky kam, um sie abzuholen und in den
Himmel zu geleiten. Wie sonst wäre es möglich gewesen, dass
ihr sein Geist erschien und mit ihr sprach. Aber wieso war er
gealtert? Man sagte doch, dass der Geist eines Menschen so alt aussah
wie er bei seinem Tode.
    „ Ricky?“,
fragte Delilah vorsichtig. „Bist du es wirklich?“
„Ich
bin es“, sagte er und sie fiel ihm in die Arme. Sie fiel nicht
durch ihn hindurch. Er bestand aus Fleisch und Blut. Delilah verstand
gar nichts mehr. Sie wusste nur, wie gut es sich anfühlte, ihn
wieder zu spüren.
„Oh, Ricky. Wie kann das sein? Du
bist doch tot!“
Er ließ sie los und hielt sie ein
wenig von sich, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte, wenn er
sprach.
„Ich war nie tot, Delilah.“
    Verwirrt schüttelte Delilah den Kopf. „Aber …
was …? Ich … du warst tot. Natürlich. Ich war doch
auf deiner Beerdigung.“
„Die war nicht echt. Ein
leerer Sarg wurde begraben“, erzählte er ihr und sie trat
einen Schritt zurück.
Unverständnis, Wissbegierde und
Wut kamen in ihr auf. „Wie meinst du das? Du bist nie
gestorben? Es hat nie eine Messerstecherei gegeben?“
„Doch,
das hat es. Bitte lass mich dir die ganze Geschichte erzählen.
Können wir irgendwo hingehen und reden?“
„Nein!
Ich will es jetzt sofort hören. Dort vorne ist eine Bank. Da
kannst du mir alles erzählen.“
Sie begriff noch immer
kein Wort von dem, was er sagte. Er war gar nicht tot? Nie gewesen?
    Gemeinsam gingen sie hinüber zu der Parkbank und
setzten sich. Und Ricky begann, zu erzählen. Von dem Tag, an dem
er auf dem Weg zur Arbeit diesen Jungen wiedergesehen hatte, den mit
den Rosen. Wie er zu ihm gegangen war und ihm eine blaue abkaufen
wollte und sich schon auf ihr Gesicht gefreut hatte, das sie
sicherlich gemacht hätte, wenn er sie ihr abends überreicht
hätte.
Wie aus dem Nichts zwei Autos – ein rotes und
ein weißes – angerast kamen und zusammengestoßen
waren. Wie die Insassen wütend ausgestiegen waren und sich
geprügelt hatten. Zwei von ihnen hatten Pistolen und schossen
wild um sich. Ricky hatte schnell geschaltet und sich zusammen mit
dem Blumenjungen auf den Boden

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