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Blaue Wunder

Blaue Wunder

Titel: Blaue Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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hatte es Ledersitze, und er kam sich mächtig schnieke darin vor. Er holte mich ab, öffnete mir galant die Beifahrertür und starrte dabei unentwegt auf meine Beine. Was verständlich war, denn ich konnte es mir damals noch leisten, kurze Röcke zu tragen.
    Er glotzte also ohne Unterlass, und ich fühlte mich so lange geschmeichelt, bis er mich fragte, ob ich mir womöglich gerade eben erst die Beine eingecremt hätte. Wenn ja, dann könne das nämlich zu hässlichen Verfärbungen seiner Ledersitze führen, und er würde mir dann lieber ein Handtuch unterlegen. Natürlich hatte ich mir die Beine eingecremt, nicht nur das, ich hatte sie sogar eingeölt, weil ich gelesen hatte, dass das der Haut einen feuchten, sinnlichen Schimmer verleihen würde. Und man weiß ja, dass jede Andeutung von feuchtem Schimmer Männer zu willenlosen Wesen macht. Lipgloss und Wetgel sind zum Beispiel nur zu diesem Zwecke erfunden worden. So bretterte ich also mit Gregor durchs Münsterland, feucht schimmernd und mit einem Handtuch unterm Po wie eine Inkontinenzpatientin, die ihre Windeln zu Hause liegen gelassen hat. Petra und ich haben später in langen Gesprächen analysiert, dass das tatsächlich der Punkt war, an dem ich die Beziehung mit Gregor getrost hätte beenden können.
    Aber bei Martin gibt es nichts, von dem ich jetzt schon sagen könnte, dass ich es irgendwann nicht mehr ertragen werde. Es ist nicht so, als würde ich Martins Makel und Fehler nicht wahrnehmen, aber sie machen mir einfach nichts aus. Zum Beispiel bin ich eigentlich kein Fan von Leberflecken, schon gar nicht auf heller Haut. Und Martin, das muss man objektiv so sagen, hat ein paar flächige, gleichzeitig leicht hubbelige Exemplare auf Unterarmen und Oberschenkeln, die sehen wirklich aus, als hätte er sich mit Pflaumenkompott bekleckert. Ist mir aber völlig egal. Es gibt noch etwas, worin Martin nicht unbedingt eine Spitzenkraft ist: das Telefonieren. Doch wenn ich ihm das übel nehmen wollte, müsste ich in Zukunft von jedem männlichen Exemplar Mensch die Finger lassen. Ein Großteil von ihnen mutiert mit einem Telefonhörer in der Hand zum Einsilber. Ist es nicht erstaunlich, dass ausgerechnet ein Medium, das der reibungslosen Kommunikation dienen soll, Männer zum Schweigen bringt? Ja, selbst wenn sie es sind, die einen anrufen, heißt das nicht unbedingt, dass sie auch mit einem sprechen wollen. Sobald es um mehr geht als die Übermittlung von Fakten, werden sie wortkarg und provozieren so unangenehme Schweigezeiten, die am Telefon ja auch nur schwer durch Händchenhalten, freundliches Lächeln oder vielsagenden Blickkontakt überbrückt werden können. Gespräche mit Martin laufen eigentlich meist nach folgendem Schema ab:
    Dingel, Dingel, mein Handydisplay zeigt ANRUF VON AMORE MOBIL.
    Ich, fröhlich: «Martin, mein liebster Schatz, hallo!» Martin, förmlich: «Hallo, Elli.» Schweigen.
    Ich: «Wie geht es dir, was machst du gerade?» Martin: «Bin im Büro.» Schweigen.
    Ich frage mich, kommt da jetzt noch was? Nach mehreren Sekunden Stille gebe ich mir selbst die Antwort: Wohl eher nicht. Ich: «Liebster, ich bin auch gerade im Büro, und du wirst nicht glauben, was mir gerade passiert ist. Meine Vorgesetzte hat mich völlig unvermittelt zu sich gebeten und gesagt, (hier folgt eine längere Erzählung über irgendwas, die nur dazu dient, den Mann zu unterhalten, der doch eigentlich mich angerufen hat). Es ist ein Phänomen, dass alle mir bekannten Frauen sich grundsätzlich für jede auftretende Gesprächspause verantwortlich fühlen. Wahrscheinlich reden Frauen allein aus diesem Grund dreimal so viel wie Männer, weil sie sich immer bemühen, das von Männern geschaffene Schweigen zu brechen. Wie ungerecht ist es unter diesem Gesichtspunkt, dass doch etliche Männer finden, Frauen würden dazu neigen, viel Unsinn zu erzählen. Ja, dazu werden wir doch von euch gezwungen! Die Tausende von Minuten, Stunden, ja Schweigemonaten, die ihr verursacht, kann eine Frau ja schließlich nicht nur mit sinndurchtränkten Monologen über den Verfall der Werte im dritten Jahrtausend füllen. Aber zurück zu dem typischen Telefongespräch mit Martin. Fünf Minuten später. Ich habe mein Pulver verschossen. Schweigen.
    Martin, tonlos: «Und sonst so?»
    Ich, verzweifelt: «Ich muss mal langsam wieder an die Arbeit.»
    Martin, erleichtert: «Alles klar, ich auch.»
    Ich, verwirrt: «Martin, warum hast du eigentlich angerufen?»
    Martin, ebenso verwirrt: «Wollte

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