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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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saß, machte sie nervös. Sie wollte nicht mit ihm sprechen, ehe Karlsson eintraf. Sie hatte schon genug Fehler gemacht. Als das Telefon klingelte, ging sie sofort ran.
    »Frieda?«
    »Chloë! Ich kann jetzt nicht telefonieren. Ich rufe dich später zurück, ja?«
    »Nein, nein, nein, warte! Mein Dad fliegt Weihnachten nach Fidschi.«
    »Ich bin gerade sehr beschäftigt.«
    »Ist dir das wirklich scheißegal? Was mache ich jetzt bloß? Er sollte doch eigentlich mit mir wegfahren und nicht mit seiner Tussi. Nun sitze ich die ganzen Weihnachtsferien mit meiner Mutter in unserem dreckigen Rattenloch fest.«
    »Chloë, wir reden später darüber!«
    »Ich habe hier eine Rasierklinge, nur damit du es weißt. Ich sitze mit einer Rasierklinge in meinem Zimmer.«
    »Ich lasse mich nicht erpressen!«
    »Du bist meine Tante. Du müsstest mich doch lieben. Ich habe sonst niemanden, der mich liebt. Dad liebt mich jedenfalls nicht, und meine Mutter – die hat sie nicht mehr alle.
Und ich drehe auch bald durch. Da kannst du Gift drauf nehmen.«
    »Ich komme heute Abend vorbei. Dann reden wir darüber.«
    »Dürfen wir an Weihnachten bei dir feiern?«
    »Bei mir?«
    »Ja.«
    »Dafür ist mein Haus viel zu klein, und kochen kann ich auch nicht. Außerdem hasse ich Weihnachten. Bei mir gibt’s nicht mal einen Baum.«
    »Bitte, Frieda. Du kannst mich doch hier nicht verrotten lassen.«
    »Also gut, also gut.« Hauptsache, Chloë gab endlich Ruhe. »Ich muss jetzt aufhören.«
     
    Frieda war beeindruckt von Karlsson. Er schien in der Lage zu sein, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Während er in dringlichem Ton mit jemandem auf dem Polizeirevier telefonierte und dabei klare, knappe Befehle erteilte, lotste er Frieda und den bestürzten Alan aus dem Gebäude und zu seinem Wagen. »Ich möchte, dass Sie und Dr. Klein mit mir kommen«, sagte er an Alan gewandt. »Wir erklären es Ihnen unterwegs.« Mit diesen Worten hielt er ihnen die Wagentür auf.
    »Habe ich mir etwas zuschulden kommen lassen?«, fragte Alan.
    Frieda legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. Karlsson stieg vorne ein. Frieda bekam Bruchstücke seiner Befehle mit. »Lasst die beiden ja nicht zusammen!«, bellte er, und dann: »Ich will, dass jeder Zentimeter dieses Hauses genau unter die Lupe genommen wird!«
    Währenddessen sprach Frieda so klar und ruhig mit Alan, wie sie nur konnte. Dabei hatte sie ständig das seltsame Gefühl, die Geschichte zum zweiten Mal demselben Mann zu erzählen. Sie konnte nicht umhin, die beiden miteinander zu vergleichen. Wieso war ihr der Unterschied nicht gleich aufgefallen? Trotz
des ähnlichen Mienenspiels wirkte Alan bei jeder neuen Information wie vom Schlag getroffen. Als Frieda etwa die Hälfte erzählt hatte, flüsterte er: »Ich habe noch eine Mutter! Und einen Zwillingsbruder! Wie lange wissen Sie das schon?«
    »Noch nicht lange. Erst ein paar Tage.«
    Er holte tief Luft und klang dabei ein wenig zittrig. »Meine Mutter …«
    »Ihr Gedächtnis funktioniert nicht mehr allzu gut, Alan. Sie ist alt und krank.«
    Er blickte auf seine Hände hinunter. »Ist er mir sehr ähnlich?«
    »Ja.«
    »Auch von der Art her?«
    Frieda wusste, was er meinte. »In mancherlei Hinsicht schon«, antwortete sie. »Das ist alles ein bisschen kompliziert.«
    Alan betrachtete sie plötzlich mit einer Schärfe, die Frieda bisher immer nur hatte erahnen können. »Es geht Ihnen dabei gar nicht um mich, oder? Nicht wirklich. Sie benutzen mich nur, um an ihn heranzukommen.«
    Einen Moment schämte sich Frieda, war aber gleichzeitig fast stolz auf ihn. Er brach unter der Last der Neuigkeiten nicht einfach wimmernd zusammen, sondern wehrte sich. Er war wütend auf sie. »So dürfen Sie das nicht sehen. Ich bin hier, um Ihnen beizustehen. Trotzdem gibt es da …« – sie machte eine ausladende Geste – »… diese ganze Sache.«
    »Sie glauben, er hat in die Tat umgesetzt, was ich mir nur gewünscht habe?«
    »Es könnte sein, dass Sie gewisse Gefühle teilen«, antwortete Frieda.
    »Dann bin ich also wie er?«
    »Wer weiß?«, meldete Karlsson sich vorne so überraschend zu Wort, dass Alan erschrocken zusammenzuckte. »Auf jeden Fall hätten wir gerne eine Aussage von Ihnen«, fuhr Karlsson fort. »Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mit uns zusammenarbeiten würden.«

    »In Ordnung.«
    Als sie sich dem Polizeirevier näherten, sahen sie vor dem Gebäude eine Gruppe von Männern und Frauen, zum Teil mit Kameras.
    »Was wollen die denn

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