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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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gesagt?«
    »Eigentlich nicht. Oder doch, etwas ziemlich Seltsames. Ich solle nicht vergessen, dass einem Schlimmeres passieren könne, als tot zu sein.«
    »Was hat er damit gemeint?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wie war er? Aufgeregt?«
    »Ich war mit den Nerven völlig fertig, aber er wirkte ganz ruhig. Er schien es auch gar nicht eilig zu haben. Als wüsste er genau, wie es bei ihm weitergehen würde.«
    »Fällt Ihnen sonst noch etwas ein?«
    »Nein. Zum Abschied hat er mir einen Klaps auf die Schulter gegeben und gesagt, es sei nett gewesen, mich kennenzulernen. Dann ist er einfach gegangen.«
    »Wohin?«
    »Das kann ich Ihnen nicht genau sagen. Ich habe ihn nur
noch von der Hauptstraße abbiegen sehen. In die Straße, die zum Busbahnhof führt, und zu dem Stück Brachland, wo sie jetzt den Megamarkt bauen.«
    »Er hat Ihnen nicht gesagt, wo er als Nächstes hinwolle?«
    »Nein.«
    »Sie versuchen aber nicht, ihn zu schützen, oder?«
    »Das würde ich nie tun. Er ist ein böser Mensch. Er hatte so etwas an sich …« Er klang plötzlich fast angewidert.
    »Sind Sie nach Ihrem Treffen gleich nach Hause zurück?«
    »Vorher habe ich noch Carrie angerufen und ihr gesagt, dass es mir gut gehe und dass er weg sei. Es war ein seltsames Gefühl, aber irgendwie fühlte ich mich auch erleichtert. Als wäre eine Last von mir abgefallen – als wäre ich dadurch von ihm befreit.«
    »Sie sind danach nicht noch anderswo hingegangen oder haben mit jemand anderem gesprochen?«
    »Nein. Mit niemandem.«
    »Und sonst fällt Ihnen wirklich nichts mehr ein?«
    »Das ist alles. Es tut mir leid. Ich weiß, dass das nicht richtig von mir war.«
    Karlsson stand auf. »DC Long bleibt erst einmal hier bei Ihnen. Ich schicke noch jemanden zur Verstärkung vorbei. Tun Sie einfach, was die Kollegen Ihnen sagen.«
    »Sie meinen, er kommt hierher?« Carrie schlug die Hand vor den Mund.
    »Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme.«
    »Sie glauben, wir sind in Gefahr?«
    »Er ist ein gefährlicher Mann. Womöglich ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Ich wünschte, Sie hätten uns angerufen.«
    »Es tut mir leid. Ich konnte einfach nicht anders, ich … Ich musste ihn sehen. Nur das eine Mal.«
     
    Karlsson beorderte zusätzliche Suchtrupps in das Viertel, in dem Reeve sich mit seinem Bruder getroffen hatte, machte sich allerdings
keine großen Hoffnungen. Obwohl es noch früh am Nachmittag war, bewegte sich der insgesamt recht düstere Tag schon wieder in Richtung Dämmerung. Die Leute hatten die Fenster ihrer Häuser oder Wohnungen bereits festlich beleuchtet, und an den Türklopfern hingen Weihnachtskränze. In den Läden standen farbenfroh geschmückte Bäume, und auf den Straßen funkelten Neonglocken, Rentiere und Zeichentrickfiguren. Vor einem Supermarkt sang ein kleiner, aus Männern und Frauen bestehender Chor Weihnachtslieder. Mittlerweile segelte wieder die eine oder andere Schneeflocke durch die bitterkalte Luft. Es waren zumindest einigermaßen weiße Weihnachten, ging Karlsson durch den Kopf, auch wenn dieses Fest für ihn seltsam irreal blieb. Er dachte einen Moment an seine Kinder, die weit von hier entfernt in ihrem Haus feierten. Er konnte es sich in etwa vorstellen: den Baum, unter dem sich die Geschenke stapelten, den Geruch nach Mince Pies, die geröteten Wangen der Kinder – das ganze Familienleben, das wie gewohnt weiterging, wenn auch ohne ihn. Matthew war gerettet und in Sicherheit. Mit dieser frohen Botschaft hatte inzwischen niemand mehr gerechnet. Die Zeitungen würden die Rettung des Jungen als das schönste Weihnachtsgeschenk bezeichnen, das seine Eltern je bekommen würden. Ein Wunder. Für Karlsson war es wahrhaft ein Wunder, denn er hatte Matthew längst schon für tot gehalten. Nun empfand er eine solche Freude, dass er seine Müdigkeit gar nicht mehr spürte. Ganz im Gegenteil, er fühlte sich auf eine fast schmerzhafte Weise wach. Es kam ihm vor, als hätte er schon seit Tagen keinen so klaren Kopf mehr gehabt.
    Als er wieder auf dem Revier eintraf, befand sich Frieda immer noch dort. In ziemlich aufrechter Haltung und mit frisch frisiertem Haar saß sie in einem leeren Verhörraum und trank aus einem großen Becher Tee. Karlsson stieg der Geruch von Pfefferminze in die Nase. Erwartungsvoll sah sie ihn an.
    »Die Suche nach ihm läuft noch. Er muss sich irgendwo da draußen herumtreiben. Wo kann er nur hin sein?«

    »Geht es Alan gut?«
    »Er steht ziemlich unter Schock. Wer wäre nach einer solchen Sache

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