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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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die Tür trat, fiel ihm noch etwas ein, das er eigentlich gar nicht hatte sagen wollen. »Ich träume von ihm«, gestand er. »Wenn ich aufwache, kann ich mich an keine Einzelheiten erinnern, weiß aber, dass der Traum von ihm handelte.«
    »So ist es mir damals auch ergangen«, meinte Tanner. »Ich habe es dann mit ein paar Gläschen vor dem Zubettgehen versucht. Manchmal hat es geholfen.«
     
    »Du hast mir gestern Nacht gefehlt«, erklärte Sandy.
    Frieda blickte sich in der Küche um. Sie erschien ihr bereits wie fremdes Territorium.
    »Ich habe gerade gefrühstückt«, fuhr er fort. »Möchtest du…«
    »Nein, danke.«
    »Wenigstens regnet es nicht mehr. Du siehst heute sehr gut aus. Ist das eine neue Jacke?«
    »Nein.«

    »Ich quatsche wie ein Idiot vor mich hin. Das mit gestern Abend tut mir leid. Bitte entschuldige. Du hattest allen Grund, wütend zu sein.«
    »Jetzt bin ich nicht mehr wütend.«
    »Nein«, sagte Sandy. »Weil du beschlossen hast, nicht mitzukommen. Habe ich recht?«
    »Ich kann hier nicht alles stehen und liegen lassen«, erklärte sie. »Nicht einmal, um mit dir zusammen zu sein.«
    »Hast du denn gar keine Angst davor, das zu verlieren, was wir beide haben?«
    Frieda hatte es nicht vorgehabt, aber irgendwie küssten sie sich plötzlich. Dann zog er ihr Jacke und Bluse aus, und sie stolperten gemeinsam zum Sofa hinüber. Sandy presste seinen Mund auf den ihren, und sie schlang die Arme um seinen nackten Rücken, um ihn ein letztes Mal an sich zu ziehen. Er rief immer wieder ihren Namen. Sie wusste, dass sie nachts aufwachen und diesen Ruf hören würde.
    Hinterher sagte sie: »Das war ein Fehler.«
    »Das sehe ich nicht so. Ich fahre doch erst nach Weihnachten. Lass uns die Zeit bis dahin noch gemeinsam verbringen. Lass uns darüber reden.«
    »Nein. Ich mag keine langen Abschiede.«
    »Wie kannst du es ertragen, jetzt zu gehen? Nach dem, was gerade war?«
    »Leb wohl, Sandy.«
    Nachdem sie die Wohnung verlassen hatte, trat er ans Fenster und blickte auf den Platz hinunter, auf dem sie gleich auftauchen würde. Nach ein paar Minuten war sie da: eine schlanke, aufrechte Gestalt, die raschen Schrittes auf die Straße zusteuerte. Sie sah nicht zu ihm empor.

17
    D er Chef wird stinksauer sein«, bemerkte DC Foreman düster.
    Sie saßen zu mehreren in der Einsatzzentrale. Karlsson war unterwegs und wurde erst später zurückerwartet. Sie blätterten durch die Morgenzeitungen, in denen das Matthew-Fieber unvermindert weiterwütete. Eines der Boulevardblätter brachte neun Seiten über den Jungen: etliche Fotos von ihm, Interviews mit Leuten, die ihn kannten oder zumindest behaupteten, ihn zu kennen, Artikel über Täterpsychogramme und einen langen Text über Matthews Familienleben, in dem darüber spekuliert wurde, dass es mit der Ehe der Faradays nicht zum Besten stehe. Als angebliche Quellen wurden Personen genannt, »die direkten Einblick in die Ermittlungen« hätten.
    »Wer, zum Teufel, hat da geplaudert?«
    »Die schreiben das aufs Geratewohl. Weil sie genau wissen, dass es für gewöhnlich der Vater oder der Stiefvater ist.«
    »Matthews Dad war zur betreffenden Zeit meilenwert entfernt. Er kommt als Verdächtiger überhaupt nicht in Frage. Warum drucken die so was?«
    »Tja, warum wohl? Matthew bedeutet Geld. Irgendwo habe ich gelesen, dass die Zeitungen ihre Auflagen um Zehntausende von Exemplaren erhöhen können, wenn sie auf der Titelseite Nachrichten über den Jungen bringen. Die Sache entwickelt sich womöglich zu einem Dauerbrenner.«
    »Blutgeld.«
    »Das sagt sich so leicht. Wem von euch ist schon Geld angeboten worden?«
    »Wofür denn? Fürs Ausplaudern?«

    »Dich fragen sie auch noch. Wart’s nur ab.«
    »Der Chef wird nicht begeistert sein.«
    »Genauso wenig wie sein Chef. Es heißt, der Polizeipräsident nimmt großen Anteil an dem Fall.«
    »Crawford ist ein Wichser.«
    »Ein Wichser, der einem das Leben ganz schön schwer machen kann.«
    »Karlsson ist die wahre Spürnase. Wenn jemand diesen Fall lösen kann, dann er.«
    »Demnach sieht es im Moment wohl so aus, als könnte es keiner, was?«
     
    Das Ganze lag zweiundzwanzig Jahre zurück, doch als Karlsson Deborah Teale seinen Namen nannte, sah er in ihren Augen Hoffnung aufglimmen, aber auch Angst. Sie presste zwei Finger gegen die Unterlippe und lehnte sich an den Türpfosten, als bebte unter ihren Füßen die Erde.
    »Ich kann Ihnen wirklich nichts Neues über Ihre Tochter berichten«, erklärte er

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