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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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lautet doch deine Theorie, oder?«
    »Es gibt eine Möglichkeit herauszufinden, ob sie stimmt.«
    »Ich könnte dich begleiten.«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn ich das allein mache«, entgegnete Frieda. »Du hast mir sehr geholfen, Jack. Ich weiß das zu schätzen und bin dir wirklich dankbar dafür. Vielen Dank.«
    Er murmelte irgendetwas Unverständliches. Sie wusste nicht so recht, ob er sich über ihr Lob freute oder enttäuscht war, weil sie ihn nicht mitnahm.

27
    A lans Begegnung mit Heidi hatte in der Nähe des Victoria Park stattgefunden. Die Adresse, die Jack bekommen hatte, lag in der Brewery Road in Poplar, etliche Kilometer weiter östlich. Frieda nahm einen Regionalzug. Bei ihrer Ankunft starrte sie vom Bahnsteig einen Moment auf den Fluss Lea, der sich in diesem Teil Londons schmutzig und grau dahinschlängelte, ehe er schließlich in die Themse mündete. Frieda wandte sich ab und ging am Busbahnhof vorbei unter der großen Straßenkreuzung hindurch. Über sich hörte sie die Lastwagen hinwegdonnern. Die Unterführung mündete auf einer Seite in einen großen Supermarkt. Frieda warf einen Blick auf ihren Stadtplan und bog dann nach rechts ab, in Richtung der Wohnsiedlung, die auf der anderen Seite lag. Sie befand sich hier im Herzen des alten East End, das während der deutschen Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg viele von den Bomben abbekommen hatte, die eigentlich für die Hafenanlangen bestimmt gewesen waren. Alle paar hundert Meter standen trotzig ein paar alte Häuser zwischen den Wohnblöcken und Hochhäusern, die auf dem zerbombten Gelände errichtet worden waren. Doch auch die Fassaden der neueren Wohngebäude bröckelten bereits wieder, viele wirkten fleckig und ausgebleicht. Hin und wieder entdeckte Frieda Fahrräder und Blumentöpfe auf den schmalen Balkonen und Vorhänge vor den Fenstern. Bei anderen Häusern waren Türen und Fenster mit Brettern zugenagelt. In einem Hof hatte sich eine Horde Teenager um ein Feuer versammelt, für das kaputtes Mobiliar als Brennholz diente.
    Frieda ging absichtlich langsam, um ein Gefühl für die Gegend zu bekommen, die für sie bisher nur ein Name gewesen
war. Es handelte sich um einen vergessenen, verratenen Teil der Stadt. Selbst die lieblose Art, mit der man hier Neues über dem Alten errichtet hatte, wirkte wie eine Zurückweisung. Frieda kam an einer stillgelegten Tankstelle vorbei. Wo einmal die Pumpen gestanden hatten, klafften nun tiefe Gruben, und dahinter ragten ruinenhaft die Überreste eines alten Ziegelbaus auf. In der daran anschließenden Ladenzeile hatten bis auf zwei Geschäfte alle dichtgemacht, nur ein Friseur und ein Laden für Angelbedarf waren noch geöffnet. Als Nächstes folgte eine ungenutzte Fläche, wo bereits Nesseln aus dem aufgerissenen Asphalt wucherten. Frieda kam an einer Reihe von Straßen vorbei, die man nach Grafschaften im Westen benannt hatte – Devon, Somerset, Cornwall. Danach war man zu Dichtern übergegangen: Milton, Cowper, Wordsworth.
    Schließlich erreichte sie einen Abschnitt mit Gebäuden, die den Bomben getrotzt hatten. Frieda spähte durch den Zaun einer Grundschule. Auf dem Pausenhof spielten ein paar Jungen Fußball. Abseits von ihnen hatte sich eine Gruppe kichernder kleiner Mädchen versammelt, alle mit Kopftuch. Beim nächsten Gebäude handelte es sich um eine aufgelassene Fabrik. Laut einem Schild an der Vorderseite sollten daraus Büroräume und Apartments entstehen. Dann folgten ein Pub mit schmutzigen Fenstern und schließlich eine Reihe von Häusern, bei denen sämtliche Türen und Fenster mit Metallplatten versiegelt waren, die man mit dicken Bolzen an den Wänden befestigt hatte. Frieda warf erneut einen Blick auf ihren Stadtplan. Sie überquerte die Straße und bog in die Brewery Road ein. Die Straße beschrieb eine Rechtskurve, sodass Frieda ihren weiteren Verlauf nicht sehen konnte, aber einem Schild zufolge handelte es sich um eine Sackgasse. An der Ecke gab es weitere Läden, die jedoch alle geschlossen und verlassen waren. Frieda las die alten Beschriftungen. Demnach hatte dort eine Taxifirma, ein Geschäft für Elektrogeräte und ein Zeitungsladen existiert. Nun hingen dort die Schilder etlicher Immobilienmakler:
»Geschäftsräume zu vermieten«. Dann folgten wieder Wohnhäuser. Viele standen leer, andere waren in einzelne Wohnungen unterteilt. Eines aber war mit einem Baugerüst versehen. Jemand hatte den Schritt gewagt. Schließlich war man hier nur ein paar Minuten von der Isle

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