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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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verschwunden, um das Wasser zu holen. Pia sah wieder zu ihrem Bruder hinüber, der mit verschränkten Armen dasaß und vor sich hin starrte.
    »Haben sie dich belehrt?«, fragte sie und bereute sofort ihren eindringlichen Ton, als sie sah, wie Tom zusammenzuckte.
    »Was meinst du?«
    »Ob sie dich vor dem Gespräch vorsorglich belehrt haben? Über deine Rechte. Hast du etwas unterschrieben?«
    Tom sah unschlüssig aus.
    »Da war was. Ich erinnere mich nicht genau. Ist das jetzt wichtig?« Er hörte sich genervt an, aber vielleicht überspielte er damit nur sein Unbehagen.
    »Lass ihn doch erst mal, Pia. Marlenes Verschwinden allein ist schon schlimm genug. Aber nun noch all diese Fragen ... Als ob es Toms Schuld wäre, dass Marlene nicht aufzufinden ist.«
    Genau das versuchen meine Kollegen herauszufinden, dachte Pia, sie müssen es tun. Laut sagte sie: »Wenn sie dich vorsorglich über deine Rechte belehrt haben, dann haben sie dich nicht nur als Zeugen befragt, sondern auch als möglichen Beschuldigten. Damit sichern sie sich ab, verstehst du?«
    »Wenn das so ist, dann haben sie mich bestimmt belehrt. Anstatt Marlene zu suchen, unterstellen sie mir ... sonst was!«
    »Das kommt dir nur so vor, weil du müde und angespannt bist, Tom. Niemand denkt, dass du Schuld an Marlenes Verschwinden hast. Das ist doch lächerlich.«
    Pia wunderte sich über die Naivität ihrer Mutter, auch wenn sie zugeben musste, dass die Worte eine eindrucksvolle Wirkung auf Tom hatten. Er lockerte seine Arme und strich sich das Haar aus der Stirn.
    »Sie wird wieder auftauchen, und dann werden sie alle sehen, dass sie im Irrtum sind. Marlene liebt mich, und sie wird wiederkommen. Das ist alles, was es dazu zu sagen gibt.«
    Pias Eltern nickten zustimmend. Unglaublich für sie, dass es irgendwie anders sein könnte. Auch Pia hoffte von Herzen, dass Tom sich nicht irrte. Doch manches, was geschah, war grausamer, als die Menschen es sich vorstellen konnten – und Marlene war heute seit einer Woche verschwunden. Sieben lange Tage und Nächte. Pia wollte gern glauben, dass Marlene noch am Leben war, aber es gelang ihr nicht so recht.
    So wie der Stand der Dinge jetzt war, konnte es durchaus sein, dass die Staatsanwaltschaft beim Richter Untersuchungshaft für Tom beantragte. Sie fragte sich, ob bereits dringender Tatverdacht bestand? Das hing unter anderem davon ab, wie Toms Befragung verlaufen war.
    Pia musste daran denken, was Tom ihr über Marlenes Kaufsucht erzählt hatte und wie aufgewühlt er dabei gewesen war. Das wäre für einen Richter vielleicht schon ein erstes denkbares Motiv, über weitere wollte sie lieber nicht nachdenken.
    Bei Mord und Totschlag, denn darauf liefen die Ermittlungen ja im Moment hinaus, sahen die Richter es mit dem Haftgrund auch nicht so eng. Da ließ sich eine mögliche Fluchtgefahr beim Beschuldigten schon mit der hohen Strafandrohung begründen.
    Pia trank ihr Glas leer und dachte an ein paar Fälle aus ihrer bisherigen Laufbahn. Viel hing jetzt davon ab, ob ihr Bruder ein Alibi aufweisen konnte für den Zeitraum, in dem Marlene verschwunden und Holger Michaelis zu Tode gekommen war.
    »Sie haben dich doch bestimmt gefragt, was du am Freitag und Samstag gemacht hast?«, tastete sie sich vor.
    Tom schnaubte verächtlich durch die Nase. »Einmal? Hundertmal! Ich habe Marlene am Freitagnachmittag zum Flughafen gefahren, nur leider kann das niemand außer Marlene bestätigen. Ich habe sie vor dem Terminal abgesetzt, weil wir die Parkgebühren sparen wollten. Schlau, nicht?«
    »Und danach?«
    »Ich bin wieder nach Hause gefahren und habe in meinem Arbeitszimmer gesessen. Wer hat mich gesehen? Niemand.«
    »Hast du telefoniert?«
    Tom schüttelte missmutig den Kopf.
    »Warst du nicht mehr draußen?«
    »Doch, später bin ich noch mal weggefahren. Ich war spazieren.«
    Er betonte das Wort »spazieren«, als wäre es das Unglaubwürdigste und Verrückteste, das ein Mensch anstellen konnte.
    »Wo?«
    »Pia ...« Ihre Mutter mischte sich besorgt in den Wortwechsel ihrer Kinder.
    »Lass sie, Mutter. Schaden kann es wohl nicht. Ich bin zum Strand gefahren, zum Priwall. Es war so gut wie nichts los dort. Das Wetter war ja auch nicht besonders.«
    »Das heißt, da war auch niemand, der dich dort gesehen haben kann und der sich vielleicht an dich erinnert?«
    »Doch. Ein Paar mit einem Hund. Sie haben mir zugenickt und ich ihnen.«
    »Um wie viel Uhr?«
    »Das weiß ich nicht. Zwischen acht und neun Uhr?«
    »Was für

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