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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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war.
    »Bleib liegen. Ja, es ist Rotwein. Genau genommen wollte ich den frühestens zu Weihnachten öffnen, so teuer ist das Zeug. Aber wo du jetzt schon mal hier bist ...«
    Sie spürte, wie sein Blick in der Dunkelheit kurz über ihren Körper wanderte. Dann reichte er ihr eine Decke. Pia drehte sich auf die Seite und nahm das Glas Wein entgegen. Sie trank einen Schluck, dann noch einen. Allmählich wich die Kälte aus ihren Gliedern.
    »Oh Mist, der ist gut. Dabei vertrage ich Wein nicht besonders ...«
    »Was bekommst du davon, Asthma? Dann gib wieder her!«
    Er griff nach ihrem Glas, doch sie zog ihre Hand weg.
    »Nein, einen dicken Kopf, aber erst morgen.«
    »Von dem bestimmt nicht.«
    »Was machen wir hier eigentlich?«
    »Ich überlege gerade, ob ich mich dir unsittlich nähern möchte.«
    Er drehte sein Gesicht ein wenig in Richtung Fenster, und Pia sah, dass ihm ein spöttisches Lächeln auf den Lippen lag. Er überlegte? Ein Gemisch aus drängendem Verlangen und Angst vor Zurückweisung ließ wieder Empörung in ihr aufflammen.
    »Glaub ja nicht, dass ich hier noch lange so liegen bleibe ...«
    »Hältst du es noch drei Sekunden aus?«
    »Wir werden sehen.«
    Er stand auf und zog sich ebenfalls aus. Pia atmete bewusst ein und aus. Sie schwenkte den Rotwein in ihrem Glas und atmete das angenehm schwere Aroma ein. Sie beobachtete, wie Hinnerk Stück für Stück seine Sachen zu Boden fallen ließ. Sie hatte sich nicht getäuscht: Ein Mann mit so schönen Unterarmen hatte auch einen schönen Körper. Pia bedauerte, dass es nicht ein klein wenig heller war im Raum.
    Der Wein, da machte auch ein Brunello keine Ausnahme, entfaltete die Wirkung, die er in so einer Situation immer hatte. Dagegen waren alle gegebenen Versprechungen, sich in der derzeitigen Situation von genau diesem Mann fernzuhalten, machtlos.
 
    »Mir ist etwas sehr Merkwürdiges passiert«, sagte Tia Maria Koeppen. Sie ließ drei Pastillen Süßstoff in ihren Tee fallen und rührte ihn um.
    Gesa Widmann, die nach der Nachtschicht ausgelaugt war und schnell nach Hause wollte, hatte Mühe, wenigstens annähernd so erwartungsvoll auszusehen, wie es sich ihre Kollegin nach ihrer Andeutung wohl erhoffte.
    »Und zwar?«
    »Etwas wirklich Merkwürdiges. Stell dir vor, irgendjemand, den ich nicht kenne, hat sich in meiner alten Praxis nach mir erkundigt und um ein Gespräch mit mir gebeten.«
    »Ein Patient von früher, dem du nicht aus dem Kopf gehst und der dir einen Heiratsantrag machen will?«
    Gesa zog es vor, die komische Seite zu betonen, denn nach einer Nacht im Pflegeheim stand ihr nicht mehr der Sinn nach Merkwürdigkeiten.
    »Meine Nachfolgerin, die Frau Lutter, hat mich angerufen. Es wäre eine Frau in der Praxis gewesen, die wissen wollte, wer dort Anfang der Achtziger als Arzthelferin gearbeitet hat. Das waren nur ich und Helga Goretzki, soweit ich mich erinnere. Die Goretzki ist vorletztes Jahr gestorben, also bleibe nur noch ich.«
    »Wofür, warum denn?«
    »Ich weiß es nicht. Frau Lutter hat mir einen Zettel mit dem Namen und der Telefonnummer gegeben. Die Frau nannte sich Frau Schwarz. Die Nummer ist hier aus Barsinghausen. Was meinst du, Gesa, soll ich sie anrufen?«
    Gesa hielt mit dem Umkleiden inne. »Ich weiß nicht. Könnte ja gut sein, dass es Ärger gibt. Das riecht förmlich nach Ärger. Warum wendet sie sich nicht an den Arzt? Andererseits, vielleicht springt ja etwas Geld für dich dabei heraus. Du musst vorsichtig bei ihr vorfühlen und versuchen rauszukriegen, was sie eigentlich will. So würde ich es jedenfalls machen ...«
    »1980 – wenn ich nur wüsste, was damals so los war in der Praxis. Schwarz, Schwarz, der Name ist recht häufig, ich erinnere mich nicht, dass mal etwas Besonderes mit einer Schwarz war. Schade, dass die Goretzki tot ist, die wusste immer alles. Na ja, zu spät, sie zu fragen.«
    Tia Maria Koeppen stellte ihren halb ausgetrunkenen Teebecher auf der Tischplatte ab. Sie warf einen Blick auf die Uhr über der Tür. Es war Zeit für sie, mit der Arbeit zu beginnen. Sie seufzte und erhob sich langsam.
    »Verfluchter Mist, wieder mein Rücken! Ich hab vergessen, meine Pillen zu schlucken.«
    »Gegen einen kaputten Rücken helfen keine Pillen. Mach doch mal Sport.«
    »Machst du Witze, Schätzchen, wann das denn?«
    »So wird das jedenfalls nie besser«, meinte Gesa und sah ihrer Kollegin nach, die leicht humpelnd durch die Tür entschwand.
    Den Zettel mit dem Namen und der Telefonnummer hatte sie

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