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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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Mittwoch hier war, waren die Kassetten total verstaubt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr sie euch wenige Tage zuvor angesehen hattet.« Er zögerte immerhin einen Moment, bevor er antwortete: »Bravo, gute Ermittlungsarbeit! Und nun?«
    Sie stand wieder auf, und beim Hochkommen wurde ihr schwindelig. Sie bekam bestimmt eine Erkältung, weil sie seit Stunden in feuchten Klamotten umherlief. Außerdem war sie hundemüde, nachdem die Anspannung, ob Marlene gefunden worden war, nachgelassen hatte. Hinnerk war ebenfalls aufgestanden und sah sie mit aggressiv zusammengekniffenen Augen an.
    »Weißt du eigentlich, in was für eine Scheißsituation du mich damit bringst?«, fragte Pia und erkannte ihre eigene, vor Wut entstellte Stimme kaum wieder.
    »Es spielt überhaupt keine Rolle, ob wir den dämlichen Film zusammen gesehen haben oder nicht. Moritz war am Freitagabend hier und ich auch. Wir haben zwar nicht zusammen ferngesehen, sondern jeder war in seinem Zimmer, trotzdem bin ich mir sicher, dass er in der Wohnung war. Das mit den Videos war seine Idee. Er ist ein Freund von mir, deshalb habe ich seine Geschichte nicht dementiert. Wenn du ein Problem damit hast, dann hättest du dir nicht die Mühe zu machen brauchen, um diese Uhrzeit hier aufzukreuzen. Ich komme gern morgen zu dir ins Kommissariat und stelle das richtig.«
    »Darum geht es nicht. Was mich nervt, ist, dass hier wichtige Ermittlungsarbeit behindert und verzögert wird, während mein Bruder ... ach Mist!«
    »Was willst du eigentlich hier, Pia?«
    Gute Frage. Sie betrachtete ihr Gegenüber, als sehe sie es zum ersten Mal. Er war ein Mann, der achselzuckend zugab, in einem Mordfall falsche Alibis zu geben. Leider war er auch der Mann, der ihr seit Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollte.
    »Eigentlich will ich den ganzen Mist einen Augenblick vergessen«, gab sie schließlich zu. Doch eben gerade war sie beim Anblick des Regals wieder in Polizeiroutine verfallen ...
    »Dann hör auf, mich zu verhören.«
    »Ich verhöre dich nicht. Wenn ich dich verhöre, klingt das anders!«
    »Du denkst ständig nur an deine Arbeit. Entspann dich dochmal ...«
    »Spinnst du?«
    »Nein. Es ist ein Versuch, aber du kannst es nicht. Du bist hergekommen, um deinen Job für eine kleine Weile zu vergessen, aber du bringst es nicht fertig, dich einfach mal fallen zu lassen.«
    »Es geht nicht um können. Ich will das vielleicht nur nicht.«
    »Du kannst es nicht.«
    Ha, ha! Pia ging in den Nebenraum, drehte sich um, breitete die Arme aus und ließ sich wie erschossen rücklings auf das breite Bett fallen. Sie federte sanft nach, und der Druck ihres Körpergewichts presste das Regenwasser aus dem Stoff ihrer Jeansjacke ...
    Hinnerk knipste die Schreibtischleuchte aus. Die zwei ineinander übergehenden Räume waren jetzt nur noch von dem Licht erleuchtet, das der Computermonitor verbreitete, der auf Bildschirmschoner-Modus lief. Das Licht einer Straßenlaterne schimmerte matt durch einen Dschungel von Grünpflanzen vor dem Fenster.
    Pia lag reglos da. Sie roch das fremde Bettzeug, fühlte, dass sie eine Gänsehaut hatte, ihr Gesicht aber vor Wärme glühte. Die ungewöhnliche Situation belustigte sie.
    Broders war schwul? Na und? Wenn sie genauer darüber nachdachte, hatte sie es eigentlich schon lange geahnt, ohne es sich je konkret ins Bewusstsein gerufen zu haben.
    Wäre sie überhaupt hierher gekommen, wenn sie nicht so von ihm provoziert worden wäre? Wollte sie hier sein?
    Doch, ja.
    Hinnerk hatte kurz den Raum verlassen. Als er wieder hereinkam, hörte Pia das Klingen von Gläsern. Er kam mit einem Tablett zu seinem Bett, stellte es ab und entkorkte eine Flasche Wein. Da er sich im Gegenlicht befand, war es für Pia mehr ein Hörspiel, als der Wein glucksend in die Gläser lief.
    »Siehst du, ich kann es. Allerdings sind meine Klamotten nass, was ziemlich ungemütlich ist ...«, sagte sie in die Dunkelheit hinein.
    »Das tut mir leid für dich, Pia«, antwortete er mit amüsiertem Unterton in der Stimme.
    »Ich ziehe das nasse Zeug besser aus.«
    »Tu, was du für richtig hältst.« Seine Stimme verriet, dass er nicht ganz so teilnahmslos war, wie seine Worte sie glauben machen wollten. Pia befreite sich aus der nassen Jacke.
    »Willst du auch ein Glas Brunello?«
    »Was ist das? Rotwein?« Pia streifte auch ihre Jeans ab, die an ihren Oberschenkeln geklebt hatte, und schmiss sie auf den Boden. Ebenso ihr T-Shirt, das an den Schultern und am Rücken nass geworden

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