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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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des Raumes erblickte, verzog er sein Gesicht zu einer Grimasse, die wie ein ironisches Grinsen aussah. »Hey, Pia. Hast du heute deinen sozialen Tag?«
    »Tom. Davon kann nicht die Rede sein. Wir müssen reden, setz dich doch.«
    »Wir haben wohl nicht viel Zeit zum Reden, oder? Eine Stunde im Monat für Besuche, das ist alles. Wusstest du das? Ich darf es mir aber auch in zwei halbe Stunden aufteilen. Ansonsten habe ich hier jede Menge Zeit, aber die wollen mir nicht erlauben, zu arbeiten. Verdammt, wenn die wüssten, was jetzt bei mir auf den Baustellen los ist ...!«
    »Wie geht es dir?«
    »Ich bin quasi schlaflos. Der Typ, mit dem ich die Zelle teile, schnarcht die ganze Nacht. Ansonsten ist der zum Glück völlig harmlos. Das Verwahrhaus ist nämlich restlos überfüllt, bis an die Stehgrenze. Die legen jetzt auch Strafgefangene mit U-Häftlingen zusammen, was eigentlich nicht der Fall sein sollte. Du siehst, ich bin bereits Fachmann auf diesem Gebiet. Aber was gibt es draußen für Neuigkeiten?«
    »Keine Neuigkeiten über Marlene. Aber in diesem Fall sind keine Neuigkeiten gute Neuigkeiten. Ich war nämlich gestern dabei, als eine Wasserleiche aus der Ostsee gefischt wurde. Es war ein unbekannter Mann, wahrscheinlich ein Angler, jedenfalls war es nicht deine Frau, so viel ist sicher.«
    Tom reagierte unerwartet kühl.
    »Schön, Pia. Ich hatte allerdings auch nicht erwartet, dass Marlene sich in der Ostsee befindet. Sie ist am Leben. Ich würde allerdings momentan alles dafür geben, wenn sie wieder auftaucht. Das Hotel auf Staatskosten ist nichts für mich.«
    »Tom, wir alle wünschen uns, dass Marlene wieder auftaucht. Aber wieso bist du dir so sicher, dass ihr nichts zugestoßen ist?«
    Er beugte sich zu ihr vor.
    »Vielleicht hat sie mich ja angerufen?«
    »Wann?« Diese Neuigkeit war ungeheuerlich. Wieso hatte er bisher nichts davon gesagt?
    »Zum Beispiel in meinem Büro? Vielleicht hat sie mich angefleht, niemandem etwas davon zu sagen. Ich dürfte dir natürlich auch nichts davon sagen, aber so eine Nacht hier im Knast kocht einen irgendwie weich.«
    »Bist du dir sicher, dass es Marlene war? Von wo hat sie angerufen? Und warum ist sie überhaupt weg? Tom, das ist alles wichtig!«
    Er seufzte entnervt. »Ich wusste, dass du so reagieren würdest. Meine einzige Bitte an dich ist, dass du niemandem ein Wort darüber sagst. Ich habe es dir als meiner Schwester anvertraut, nicht als Polizistin.«
    »Die Anrufe, die du im Büro bekommen hast, sind doch schon überprüft worden. Das macht es mir schwer, dir zu glauben, wie du dir vielleicht vorstellen kannst«, sagte sie.
    Sein Gesicht sah blass und müde aus, aber seine Augen erwiderten ihren Blick ungerührt und entschlossen. Jeder weitere Versuch, mehr aus ihm herauszubekommen, war zum Scheitern verurteilt.
    Pia seufzte. »Ich soll dich von Mama fragen, ob du genug zu essen bekommst. Sie ist ziemlich besorgt und würde selbst gern herkommen, aber der Arzt sagt, sie soll das Haus noch nicht verlassen.«
    »Sie soll sich unterstehen, hierher zu kommen.«
    Er sah entsetzt aus bei der Vorstellung.
    »Okay, werde ich ihr ausrichten.«
    »Ich möchte, dass du noch etwas weißt, Pia ...«
    Pia fixierte ihren Bruder erwartungsvoll. »Ja?«
    »Das Blut, das deine Kollegen in der Küche gefunden haben, stammt zwar von Marlene, aber es war nur eine Schnittwunde. Sie hatte sich mit dem Brotmesser in den Finger gesäbelt, und zwar nicht zu knapp. Erinnerst du dich, dass sie neulich das dicke Pflaster an der linken Hand hatte?«
    Pia schüttelte den Kopf. Sie wollte, es wäre so. Aber wie oft hatte sie Marlene in der letzten Zeit denn gesehen?
    »Du kannst ihre Kollegen fragen, die müssen sich daran erinnern. Oder frage ihre Mutter oder Clarissa, wenn es sein muss ...«
    »Ja, das werden wir. Aber dein großes Problem ist das fehlende Alibi, Tom. Niemand hat dich am Strand gesehen. Sie haben über die Zeitung schon nach Zeugen gesucht – ohne Erfolg. Und dann dieser Nachbar, der euren Streit mit angehört haben will.«
    »Ach, der alte Schnacker. Der hat Marlene doch immer nur angeglotzt, wenn er ihr im Treppenhaus oder draußen begegnet ist. Wir haben uns tatsächlich gestritten, aber das war nichts Weltbewegendes.«
    »Worum ging es denn?«
    »Als ich mittags Geld holen wollte, um essen zu gehen, hat der blöde Automat meine Karte eingezogen. Das Konto war überzogen, und ich habe Marlene beschuldigt, obwohl ich selber auch nicht ganz unschuldig daran war. Bevor

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