Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
Vom Netzwerk:
Sie die Kneipe?«
    »Ja, die gibt’s doch schon Ewigkeiten.«
    »Und noch etwas, Frau Schwarz.«
    »Und zwar?«
    »Ich möchte nicht, dass mein Name erwähnt wird. Sagen Sie niemandem, dass Sie mit mir gesprochen haben. Sonst gebe ich Ihnen keinerlei Informationen. Ich muss schließlich hier in Barsinghausen weiterleben, nicht wahr?«
    »Ich verstehe, Frau Widmann. Vollkommen klar. Sie können sich auf mich verlassen. Dann heute Abend um halb sieben im Deister Treff?«
    »Genau.«
    »Moment noch. Wie erkenne ich Sie denn, Frau Widmann?«
    »Ach, das ist einfach. Ich hab rote Haare.«
    »Vielen Dank, dass Sie sich gemeldet haben. Bis nachher dann.«
    Knack. Sie hatte aufgelegt. Gesa fühlte sich unbehaglich. Nicht einmal der Gedanke an das in Aussicht stehende Geld vermochte ihre Stimmung zu heben. Was sollte sie dieser Frau, dieser Ahnenforscherin, nur sagen. Außerdem sah sie zu jung aus, um 1982 schon gearbeitet zu haben. Wenn sie damals mindestens 16 gewesen wäre, dann müsste sie heute 36 Jahre alt sein. Sie war 27. Selbst wenn sie davon ausging, dass Nachtschichten alt machten, wenn sie sich so spießig anzog wie Tia Maria und im Schummerlicht blieb ...
    Sie würde behaupten, sie hätte damals ein Praktikum in der Praxis gemacht. Mit etwas Glück würde die Frau das schlucken. Die Stimme von Frau Schwarz hatte sich allerdings sehr bestimmt angehört. Mit einem Anflug Panik darin, als ginge es um mehr, als eine reiche Kanadierin zu befriedigen, die auf ihre alten Tage Heimweh oder was auch immer bekommen hatte.
    Gesa versicherte sich, dass sie es einfach versuchen musste. Irgendwie sollte etwas Geld aus dieser kuriosen Geschichte zu schlagen sein, und wenn sie das Blaue vom Himmel herunterlügen musste.

21. Kapitel
 
    P ia Korittki war aus beruflichen Gründen schon ein paarmal in der Justizvollzugsanstalt in Lübeck-Marli gewesen. Dass sie aus privatem Anlass hier war, mit Besuchsschein vom Haftrichter und vorgegebener Besuchszeit, war eine Premiere. Sie hatte recht düstere Befürchtungen, was den psychischen Zustand ihres Bruders in dieser Situation anbetraf.
    Die Frau in der Pförtnerloge, die ihren Ausweis überprüfte, nahm ebenso wenig Notiz von Pias innerer Anspannung wie der Beamte, der sie anschließend durch den von Mauern umschlossenen Innenhof, einen langen Gang hinunter und zu den Besuchsräumen führte. Er schloss diverse Metallgittertüren auf und wieder zu, und das Metall klirrte in den kahlen Gängen, während er sie immer tiefer in das streng bewachte Gebäude führte.
    Der Bedienstete bewegte sich routiniert, aber auch mit spürbarer Wachsamkeit. Pia musste daran denken, was einer der JVA-Mitarbeiter einmal zum Thema Sicherheit zu ihr gesagt hatte: »Hier kommt man nicht mehr hinaus, es sei denn mit uns ...« Die Arbeitsroutine, die unterschwellig immer auch mit Gefahr verbunden war, schien ihre Spuren zu hinterlassen.
    Nachdem sie von einer Vollzugsbeamtin mit einem Metalldetektor überprüft und abgetastet worden war, wurde sie in die Anstaltskirche geführt, wo Besuche stattfanden, die nach richterlicher Anordnung nur visuell überwacht wurden.
    Tom war noch nicht da. Pia setzte sich an den quadratischen Tisch, zu dem sie geführt worden war, und musterte die übrigen Anwesenden. Die meisten waren in leise Gespräche vertieft, am Tisch nebenan schwiegen sich ein Mann in Anstaltskleidung und eine Frau mit verschlossenen Gesichtern an. Nur das nicht!
    Ungeduldig sah sie hinüber zur gegenüberliegenden Tür, aus der Tom gleich treten musste. Sie durfte ihn hier weder umarmen noch mit hinausnehmen, sie durfte nur mit ihm reden, was sie, so war sie sich schmerzlich bewusst, mit Tom noch nie besonders gut gekonnt hatte.
    Fürs Reden war ihrer beider Schwester Nele zuständig, Toms Zwillingsschwester. Die weilte seit ein paar Monaten aus beruflichen Gründen in Italien, würde aber wohl, wenn sich die Situation in der Familie nicht entspannte, bestimmt bald nach Hause kommen. Nele Liebig würde selbst hier, in dieser Situation und in diesem Raum, einen leichten Ton anschlagen und Tom ein Lächeln entlocken können.
    Unbehaglich rutschte Pia auf der glatten Sitzfläche des Stuhls hin und her, legte ihre Arme auf die harte Tischfläche, nahm sie wieder herunter. Endlich wurde die Tür aufgeschlossen, und Tom kam herein, begleitet von einem weiteren Vollzugsbeamten.
    Tom Liebig sah im Grunde aus wie immer, nur dass er heute verwaschene Anstaltsklamotten trug. Als er seine Schwester in der Mitte

Weitere Kostenlose Bücher