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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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000 Euro ... ungläubiges Kopfschütteln. 800 ... erste Zeichen der Verunsicherung. Sie hatten sich auf 700 Euro geeinigt, wenn Gesa Frau Müller zu dem Mann mit dem Feuermal führen konnte. 700 Euro, und es war ein Kinderspiel! Die 300 Euro waren erst die Anzahlung, morgen, bei Auftragserfüllung, würde sie die restlichen 400 bekommen.
    Wenn Tia Maria das gewusst hätte! Frau Schwarz hatte ihr erzählt, dass sie systematisch alle Arztpraxen in der näheren Umgebung abgeklappert hatte, auf der Suche nach dem Mann mit dem Feuermal. Sie hatte auch versucht, an frühere Sporttrainer heranzukommen und im örtlichen Fußballverein herumgefragt. Konnte jemand ein Leben lang in einem Ort wie Barsinghausen mit so einem Hautmal auf dem Hinterteil herumrennen, ohne dass Außenstehende davon erfuhren? Früher oder später hatte diese Frau Schwarz einfach auf jemanden stoßen müssen, der dieses auffällige Feuermal kannte. Mit Pflegeheimpersonal hatte sie aber offensichtlich nicht gerechnet. Sie schien etwas enttäuscht gewesen zu sein, dass der Mann, den sie suchte, schon so alt war.
    »Wie geht’s denn so?«, fragte Gesa aufgeräumt, als sie ihre Station betrat, »irgendwelche Vorkommnisse?«
    »Hallo, Gesa. Dumme Frage, was soll hier schon passieren? Nein, alles wie immer. Du bist spät dran.«
    »Wie geht es Heck?«
    »Weshalb willst du das wissen? Gut. Zu gut, wenn du mich fragst. Heute Nachmittag hat er einen Heidenaufstand gemacht, weil er unbedingt raus wollte. Als ob wir nichts Wichtigeres zu tun hätten? Der Olaf, unser neuer Zivi, hat ihn schließlich in einen Rollstuhl gesetzt und auf die Terrasse gefahren. Du hättest Heck grölen hören sollen. Er wolle weiter, bis in den Wald ... der Spinner.«
    »Wenn er draußen war, dann schläft er heute Nacht wenigstens gut«, meinte Gesa hoffnungsvoll, denn der Schreck darüber, dass er sie während ihrer Nachtschicht plötzlich gepackt und obszön beschimpft hatte, saß ihr noch in den Knochen. Es wäre zu schade, wenn er etwas von dieser kanadischen Tante erben sollte, dachte sie plötzlich. Das käme definitiv zu spät für ihn. Aber vielleicht konnte sie ihn überreden, ihr etwas davon zukommen zu lassen. Wo sie dem Mädchen aus seiner Erinnerung doch scheinbar so ähnlich sah. Bei dem Gedanken an seine Sprüche fühlte Gesa wieder den Ekel, und sie bezweifelte, dass sie überhaupt mit Heck würde reden können. Die 700 Euro waren auch schon nicht schlecht.
    Als Gesa später ihre erste Runde auf ihrer Station drehte, erlebte sie eine unangenehme Überraschung. Alfred Heck sah heute ausgesprochen schlecht aus. Nie hätte sie gedacht, dass sie sich einmal ernsthafte Sorgen um sein Wohlbefinden machen würde. Aber so wie die Dinge lagen, konnte es durchaus passieren, dass ihr die 400 Euro noch durch die Lappen gehen würden.
    Mit den Erfahrungen, die sie hier gesammelt hatte, stand zu befürchten, dass der alte Mann im Sterben lag. Wenn sie es genau bedachte, war sogar sein plötzlicher Energieschub am Nachmittag typisch dafür. Heck hatte vorher nie rausgewollt, es konnte eine Art letztes Aufbäumen gewesen sein.
    Gesa musterte ihn beunruhigt, suchte nach Anzeichen dafür, dass ihre Vorahnung falsch war. Er schlief momentan nicht richtig, war aber auch nicht richtig wach. Seine Atmung ging schwer und unregelmäßig, seine Augenlider zuckten und seine trüben Augen starrten an die Zimmerdecke. Eigentlich gab es keinen Zweifel daran, dass es mit ihm zu Ende ging.
    Gesa verständigte ihre Vorgesetzte in der Verwaltung über Hecks Zustand. In Hecks Patientendaten musste verzeichnet sein, wie in einem solchen Fall bei ihm zu verfahren sei. Gesa glaubte nicht daran, dass verfügt worden war, dass man in diesem Fall eine Reanimation durch einen Arzt veranlassen musste, aber sie wollte sichergehen.
    Die anderen Patienten im Raum schliefen. Wenn sie Heck jetzt aus dem Zimmer ins Sterbezimmer brachte, würden sie aufwachen und wüssten sofort Bescheid. Also beließ sie erst einmal alles, wie es war, und setzte den Rundgang fort. Wieder im Personalraum angekommen, fragte sie sich, ob sie Frau Schwarz informieren sollte?
    Aber was würde das nützen? Vielleicht berappelte sich Heck ja auch wieder. Hier auf Station war alles möglich, Leben und Tod, von einer Minute zur nächsten. So war es eben.
    Die ganze Nacht über blieb Hecks Zustand unverändert, und bei Morgengrauen schöpfte Gesa neue Hoffnung. Als sie ihre letzte Runde begann, kam es ihr mit einem Mal so vor, als würden
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