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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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sollen sich hier viele Tagestouristen herumtreiben.«
    »Der Täter könnte auf der Durchreise von sonst wo gewesen sein. Ein Vertreter vielleicht. Ich habe auch gehört, dass die Straßen über den Deister sehr beliebt bei Motorradfahrern sind.« Broders zog seine Geldbörse aus der Tasche. Der Kellner sprang hinzu, als hätte er die ganze Zeit für diesen Moment auf der Lauer gelegen. Sie zahlten und verließen das Restaurant.
    »Ich bin zu müde, mir noch weiter den Kopf zu zerbrechen«, knurrte Broders, als sie wieder in der Fußgängerzone standen. »Heute Abend können wir nichts mehr ausrichten.«
    »Weshalb bist du mitgekommen?«, fragte Pia neugierig. »Du musstest das nicht tun. Heidmüller wäre dran gewesen, oder Kürschner.«
    »Ich weiß. Aber der Fall interessiert mich. Außerdem ist es mit Außenermittlungen ein bisschen wie mit in den Zoo gehen. Man sieht mal andere Nasen, das tut auch ganz gut.«
    »In den Zoo gehen? Ja, manchmal trifft es das«, sagte sie. Pia kannte dieses Gefühl aus eigener Erfahrung. Eine Art Fluchtinstinkt, wenn sich die Wände des Büros auf sie zu zu bewegen drohten und jeder altbekannte Mitarbeiter nur dazu angestellt worden zu sein schien, ihr auf den Nerven herumzutrampeln. Das kam wie der alljährliche Schnupfen und verging auch wieder. Meistens half es, wenn sie dann das Polizeihochhaus verließ, andere Menschen traf, eine neue Umgebung aufsuchte.
    Meistens, nicht immer. Manchmal befürchtete sie auch, dass dieser Fluchtinstinkt irgendwann einmal zu groß sein würde, als dass solch verhältnismäßig geringfügige Veränderungen ausreichten, ihn zu befriedigen.
    Broders, der neben ihr herstapfte, schien mit seinen Gedanken ebenfalls ganz woanders zu sein. Mit einem Seitenblick erfasste sie seine kräftige Gestalt, den gesenkten Kopf und die hochgezogenen Schultern. Er wirkte kampflustig und entschlossen. Mit einem Mal war Pia froh, dass ausgerechnet er mitgekommen war.
 
    Die letzte Nachtschicht in diesem Monat: Gesa Widmann war spät dran, denn das Treffen mit der Frau Schwarz hatte länger gedauert, als sie geplant hatte.
    Sie fühlte sich beschwingt, fast euphorisch, als sie die Glastür zum Pflegeheim aufstieß. Der Geruch nach Urin und Zitronenreiniger störte sie heute nicht. In ihrer Tasche knisterten drei 100-Euro-Scheine, die Anzahlung, und bald würden sie von ihresgleichen Gesellschaft bekommen.
    Gesa fand, dass sie es ausgesprochen gut hinbekommen hatte. Diese Frau Schwarz war etwas jünger gewesen, als sie sie sich nach dem Telefonat vorgestellt hatte. Eine attraktive Frau, die auffiel in einem Ort wie diesem, aber mit einem ungesund fahlen Hautton, der vielleicht auch auf den Kontrast zu den etwas zu blonden Haaren zurückzuführen war. Die Bewegungen der Frau waren fahrig gewesen, so als stünde sie unter großem Druck.
    Nachdem Frau Schwarz Gesa begrüßt hatte, hatte sie einen schmalen Ordner vor sich auf den Tisch gelegt, Gesa sorgenvoll gemustert und sich trotz der späten Stunde noch einen Kaffee bestellt.Dann hatte sie von ihrer Auftraggeberin aus Kanada berichtet, deren Interesse an ihrer Heimat und verwandtschaftlichen Banden beteuert, bevor sie mit ihrer eigentlichen Frage herausgerückt war.
    Manchmal hat man einfach Glück, dachte Gesa, als sie an den Zufall dachte, der sie genau mit den Informationen gesegnet hatte, die Frau Schwarz bares Geld wert gewesen waren.
    Es ging um die lebenden Verwandten der Kanadierin, genau genommen um einen Neffen, der irgendwann mal zur Adoption freigegeben worden war und dessen Spur sich dann verloren hatte. Der einzige, noch lebende Verwandte, von dem sich diese Grete Pollack wohl das Unmögliche erhoffte. Zeit- und Geldverschwendung waren die Schlagworte, die Gesa für diese Art von Nachforschungen einfielen. Aber auch Genealoginnen, oder wie das hieß, wollten leben ...
    Das Einzige, was Frau Schwarz sicher wusste, war, dass der kleine Junge ein besonderes Kennzeichen gehabt hatte. Gesa hätte fast laut losgeprustet, als sie hörte, dass der verlorene Neffe ein Feuermal trug. Frau Müller hatte ihr eine abgegriffene Zeichnung vorgelegt, auf der es jemand mit geübter Hand skizziert hatte: den Totenschädel oder die Silhouette Afrikas, wie sie es nannte. Das Feuermal, das sie schon des Öfteren hatte bewundern dürfen: auf dem Hintern von Alfred Heck!
    Gesa hatte sich vor vorschnellen Reaktionen gehütet, denn die Information war allem Anschein nach kostbar. Nur wie kostbar? Sie hatte sich herangetastet: 1
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