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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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Polizeihochhaus. Sie schilderte kurz, was sie vermutete, und er versicherte ihr, dass sie sofort mit Frau Bauer in Kontakt treten würden.
    Als Pia wieder aufgelegt hatte, fühlte sie eine unangenehme Unruhe. Sie verließ ebenfalls den Besprechungsraum und ging den Gang hinunter, nach vorn in den Wachraum. Ein älterer Herr stand vor dem Tresen und berichtete einem jungen Beamten in Uniform aufgeregt von irgendeinem Vorfall. Dieser hörte sich seine Ausführungen geduldig an. Auch Pia folgte der Debatte mit halbem Ohr.
    »Wo liegt denn eigentlich das Problem? Fragen sind doch erlaubt«, meinte der wachhabende Kollege gerade beschwichtigend. »Vorgestern im Vereinslokal des örtlichen Fußballvereins war das? Altherrenliga? Ach so, Sie sind gar nicht mehr aktiv.«
    »Indiskrete Frage ... Privatleben, wo kämen wir hin«, hörte sie den Mann erregt murmeln. Es amüsierte sie zu beobachten, wie der junge Kollege mit der Situation fertig wurde.
    »Was werfen Sie dieser Frau denn konkret vor? Neugier?«
    »Es kann doch wohl nicht sein, die Leute einfach so nach den privaten Angelegenheiten ihrer Mitmenschen auszufragen, wo kämen wir denn da hin?«, ereiferte sich der Besucher weiter.
    Pias Aufmerksamkeit wurde von dem Gespräch abgelenkt, als sie aus dem Hintergrund jemanden ihren Namen rufen hörte.
    »Frau Korittki, ich habe gerade eine ehemalige Kollegin am Apparat – Frau Tietge. Sie hat damals am meisten mit dem jungen Mädchen des Vergewaltigungsfalles zu tun gehabt. Sie ist bereit, sich mit Ihnen zu treffen, sagen wir in einer guten Stunde?«
    Der Kommissar sah sie erwartungsvoll an. Er hielt den unteren Teil des Telefonhörers mit der Hand zu, während er mit ihr sprach.
    »Das würde gut passen. Sollen wir zu ihr kommen?«
    »Frau Tietge? Die Kollegen aus Lübeck kommen in einer Stunde zu Ihnen. Wie bitte? Ja, ich habe die Adresse notiert, alles klar.«
    Er legte auf und kritzelte die Adresse auf einen Notizzettel, den er Pia reichte.
    »Sie ist manchmal etwas schwierig, hat vor einiger Zeit wegen eines psychischen Leidens bei uns aufgehört. Aber ihr Gedächtnis ist tipptopp. Der Fall Bauer hat sie damals sehr beschäftigt. Es ist quasi in ihrer Nachbarschaft passiert. Wenn sich hier noch jemand an Einzelheiten erinnert, dann Frau Tietge.«
    Pia bedankte sich für seine Hilfsbereitschaft. Sie glaubte zwar nicht, dass die ehemalige Polizeibeamtin wesentliche Neuigkeiten würde beisteuern können, aber ein Versuch konnte nicht schaden. Mehr Hoffnung setzte sie auf die Auskünfte von Frau Bauer in Lübeck, die, wenn sie denn dieselbe war wie Dorothea Bauer aus der Akte, ihren Kollegen in Lübeck einfach weiterhelfen musste! Im Geiste ging sie nochmals die Theorien durch, die sie sich gestern zurechtgelegt hatten.
    Alles schien sich auf Marlenes Firmenkontakte zu zu bewegen. Gab es dort jemanden, den Marlene wiedererkannt hatte? War Erpressung im Spiel oder einfach nur Rache?
    Sie sah aus dem Fenster. Draußen auf dem Vorplatz rollte gerade ein Feuerwehrfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Barsinghausen aus der Halle. Der Mann, der sich auf der Wache beschwert hatte, fuhr gerade auf dem Fahrrad seiner Wege. Alles hier ging seinen alltäglichen Gang, doch unter der Oberfläche war mehr. Das Gefühl, die Wahrheit erkennen zu können, wenn sie nur noch eine Gehirnwindung mehr zur Verfügung hätte, wurde übermächtig. Pia konnte das Gesamtbild noch nicht erfassen. Ihre Unruhe verstärkte sich. Mit einem Blick auf ihre Uhr stellte sie fest, dass noch eine knappe Stunde Zeit bis zu ihrer Verabredung war. Und da war die Skizze vom Tatort in der Akte.
    »Können Sie Herrn Broders etwas ausrichten?«, fragte sie den Kommissar, der den Kontakt zu Frau Tietge für sie hergestellt hatte.
    »Ja. Was denn?«
    »Sagen Sie ihm bitte, dass wir uns vor dem Haus von Frau Tietge treffen. Um elf Uhr. Ich möchte vorher noch etwas anderes erledigen.«
 
    Im Wald war es still. Unter dem geschlossenen Blätterdach der hohen Bäume war es dunkel, und die Luft erschien kühl und feucht. Unter den aromatischen Geruch nach frischem Grün mischte sich ein modriger Unterton, der dem federnden Waldboden entströmte.
    Von dem Moment an, als Pia den Waldparkplatz verlassen hatte und sich die Baumreihen hinter ihr geschlossen hatten, fühlte sie sich allein. Sie war es nicht gewohnt, im Wald herumzulaufen, zog, wenn sie mal spazieren gehen wollte, den Ostseestrand vor.
    Pia versicherte sich, dass es richtig gewesen sei, diesen Erkundungsgang
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