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Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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und fuhr mit veränderter Stimme fort: «Und überhaupt, wenn ich es getan hätte, warum sollte ich die Geschichte dann jetzt wieder aufrühren? Nachdem die polizeilichen Ermittlungen ‹Selbstmord› konstatierten und das ganze Verfahren abgeschlossen und vorbei ist? Das wäre ja verrückt!»
    «Absolut. Deshalb verdächtige ich Sie ja auch nicht ernstlich, mein Lieber. Wenn Sie als Mörder davongekommen wären und ein paar solcher Schreiben erhielten, dann würden Sie sie still und leise ins Feuer werfen und kein Wort darüber verlieren. Und das bringt mich an den Punkt, den ich für den interessantesten bei der ganzen Angelegenheit halte. Wer hat diese Briefe geschrieben?»
    «Hä?», George guckte ziemlich verdutzt. «Ich habe keine Ahnung.»
    «Es hat Sie anscheinend nicht weiter interessiert. Aber mich interessiert es. Es war das Erste, was ich Sie fragte. Wir können wohl davon ausgehen, dass sie nicht vom Mörder selbst stammen. Warum sollte er sich selbst eine Grube graben, nachdem, wie Sie sagen, alles so glatt gelaufen ist und die Selbstmordtheorie von allen geschluckt wurde? Wer also schrieb sie? Wer könnte ein Interesse daran haben, die ganze Sache noch einmal aufzurühren?»
    «Jemand vom Personal?», schlug George aufs Geratewohl vor.
    «Möglicherweise. Wenn ja, wer, und was weiß der Betreffende? Hatte Rosemary vielleicht ein eigenes Dienstmädchen, das ihr besonderes Vertrauen genoss?»
    George schüttelte den Kopf.
    «Nein. Zu der Zeit hatten wir eine Köchin – Mrs Pound – sie ist immer noch bei uns, und zwei Hausmädchen. Ich glaube, sie sind inzwischen beide fort. Sie waren nicht lange bei uns.»
    «Also, Barton, wenn ich Ihnen raten darf – was Sie, glaube ich, wollen –, an Ihrer Stelle würde ich mir das Ganze noch mal sehr gründlich durch den Kopf gehen lassen. Rosemary ist tot, daran gibt es nichts zu rütteln. Was immer Sie auch tun, Sie können sie nicht mehr zum Leben erwecken. Zwar sind die Beweise für Selbstmord nicht sehr überzeugend, aber die Hinweise auf Mord sind auch nicht besser. Angenommen – rein hypothetisch gesprochen – Rosemary wurde ermordet. Wollen Sie wirklich die ganze Sache noch mal aufs Tapet bringen? Das kann eine Menge sehr unangenehmes öffentliches Aufsehen bedeuten – eine Menge schmutzige Wäsche, die Sie dann in der Öffentlichkeit waschen! Die Liebesaffären Ihrer Frau werden praktisch zum Allgemeingut-»
    George Barton zuckte zusammen. Heftig antwortete er:
    «Raten Sie mir wirklich, dass ich das Schwein laufen lasse? Diesen Ekel erregenden Farraday, mit seinen schwulstigen Reden und seiner ach so kostbaren Karriere – und in Wirklichkeit ist er – vielleicht – ein feiger Mörder?»
    «Ich möchte nur, dass Sie sich darüber im Klaren sind, worauf Sie sich einlassen.»
    «Ich will die Wahrheit wissen.»
    «In Ordnung. In dem Fall würde ich mit diesen Briefen zur Polizei gehen. Für die dürfte es vermutlich nicht weiter schwierig sein, herauszufinden, wer sie schrieb und ob der Absender irgendetwas weiß. Aber bedenken Sie, dass Sie sie nicht zurückpfeifen können, wenn Sie sie einmal auf die Fährte gehetzt haben!»
    «Ich gehe nicht zur Polizei. Deshalb wollte ich ja mit Ihnen reden. Ich will dem Mörder eine Falle stellen.»
    «Wovon reden Sie, um Himmels willen?»
    «Hören Sie, Race! Ich lade zu einer Feier ins Luxe m bourg. Und ich hätte gerne, dass Sie auch kommen. Die gleichen Leute wie damals, die Farradays, Anthony Browne, Ruth, Iris und ich. Ich habe alles genau geplant.»
    «Was haben Sie vor?»
    George lachte schwach.
    «Das ist mein Geheimnis. Es würde nicht funktionieren, wenn ich es vorher verrate – selbst Ihnen. Ich bitte Sie nur zu kommen, ganz unvoreingenommen, und einfach abzuwarten – was passiert.»
    Race beugte sich vor. Seine Stimme nahm plötzlich eine schneidende Schärfe an.
    «Das gefällt mir nicht, George. Solche melodramatischen Einfälle mögen in Kriminalromanen funktionieren, in der Realität taugen sie nichts. Gehen Sie zur Polizei – das sind Leute vom Fach! Die wissen, wie man mit diesen Problemen umgeht. Sie arbeiten professionell. Laienspiele sind bei Verbrechen nicht empfehlenswert.»
    «Deswegen möchte ich Sie dabeihaben. Sie sind kein Laie.»
    «Lieber Freund. Bloß weil ich einst fürs M.I.5 gearbeitet habe? Außerdem wollen Sie mich ja über die Sache im Dunkeln lassen.»
    «Das ist wichtig.»
    «Tut mir Leid. Da mache ich nicht mit. Ich halte von Ihrem Stück nichts und will darin keine

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