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Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Rolle spielen. Lassen Sie die Finger davon, George, in Ihrem eigenen Interesse!»
    «Nichts lasse ich sein. Ich habe alles vorbereitet.»
    «Seien Sie doch nicht so verdammt stur! Ich verstehe ein bisschen mehr von diesen Inszenierungen als Sie. Der Plan gefällt mir nicht. Er wird nicht funktionieren. Vielleicht ist er sogar gefährlich – haben Sie daran gedacht?»
    «Natürlich wird es gefährlich werden für jemanden.»
    Race seufzte.
    «Sie wissen nicht, was Sie tun. Aber sagen Sie hinterher nicht, dass ich Sie nicht gewarnt hätte! Zum letzten Mal, ich bitte Sie! Geben Sie diese hirnrissige Idee auf!»
    Doch George Barton schüttelte nur den Kopf.

Fünf
     
    D er Morgen des zweiten November dämmerte düster und nass heran. Im Esszimmer des Hauses am Elvaston Square war es so dunkel, dass beim Frühstück das Licht angemacht werden musste.
    Iris war heruntergekommen, anstatt wie sonst ihren Kaffee und etwas Toast im Bett zu sich zu nehmen. Leichenblass und verhuscht saß sie da und schob ihr Essen auf dem Teller hin und her. George raschelte nervös mit der Times, und am anderen Ende des Tisches heulte Lucilla Drake hemmungslos in ein Taschentuch.
    «Ich weiß, dass der liebe Junge sich etwas Schreckliches antun wird. Er ist so sensibel – und er würde nicht sagen, es ginge auf Leben und Tod, wenn es nicht so wäre.»
    Mit scharfer Stimme sagte George hinter seiner Zeitung:
    «Bitte mach dir keine Sorgen, Lucilla! Ich hab dir doch gesagt, dass ich mich darum kümmere.»
    «Ja, lieber George, du bist immer so gut! Aber ich fühle ganz sicher, dass jedes Zögern tödlich sein könnte. Diese ganzen Nachforschungen, die du erst noch anstellen willst – dadurch verlieren wir kostbare Zeit.»
    «Nein, nein, das geht ganz schnell.»
    «Er schreibt: ‹unbedingt bis zum Dritten›, und morgen ist der Dritte. Ich könnte mir nie verzeihen, wenn meinem lieben Jungen etwas zustieße.»
    «Wird schon nicht so schlimm sein.»
    George nahm einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse.
    «Und ich habe ja auch noch diese Konversionsanleihe – »
    «Bitte, Lucilla, überlass das alles schön mir!»
    «Mach dir keine Sorgen, Tante Lucilla!», mischte sich nun auch Iris ein. «George wird alles richtig machen. So etwas ist doch schon mal vorgekommen.»
    «Schon lange nicht mehr – »
    «Zuletzt vor drei Monaten», sagte George.
    «– nicht mehr, seit der arme Junge von seinen schrecklichen Schwindlerfreunden auf dieser abscheulichen Ranch betrogen wurde.»
    George tupfte seinen Schnurrbart mit der Serviette ab und stand auf. Beim Hinausgehen klopfte er Mrs Drake freundlich auf den Rücken.
    «Kopf hoch, meine Liebe. Ich sage Ruth, dass sie gleich telegrafieren soll.»
    Iris folgte ihm hinaus in die Halle.
    «George, lass uns die Feier heute Abend absagen! Tante Lucilla hat sich so aufgeregt. Wir sollten lieber zu Hause bei ihr bleiben.»
    «Auf keinen Fall!»
    Georges Gesichtsfarbe wechselte von Rosa zu Violett.
    «Wir lassen uns von diesem verdammten Nichtsnutz doch nicht unser Leben durcheinander bringen! Das ist Erpressung – die reine Erpressung. Wenn’s nach mir ginge, bekäme er keinen Pfennig zu Gesicht.»
    «Damit wäre Tante Lucilla niemals einverstanden.»
    «Lucilla ist ein Schaf – immer gewesen. Diese Frauen, die erst jenseits der vierzig ein Kind kriegen, scheinen nie Vernunft annehmen zu wollen. Verwöhnen die Blagen von der Wiege an – erfüllen ihnen jeden verdammten Wunsch. Wäre Victor, als er jünger war, nur ein einziges Mal mitgeteilt worden, dass er selbst sehen müsste, wie er sich aus seinem Schlamassel befreit, dann wär vielleicht was aus ihm geworden. Widersprich mir nicht, Iris! Ich arrangiere im Laufe des Tages etwas, so dass Lucilla sich heute Abend friedlich schlafen legen kann. Und falls es sein muss, nehmen wir sie eben mit.»
    «O nein, sie hasst Restaurants – und wird immer so früh müde. Außerdem sind die Hitze und der Rauch nicht gut für ihr Asthma.»
    «Ich weiß. Ich hab’s nicht ernst gemeint. Geh zu ihr, Iris, und muntere sie ein bisschen auf. Sag ihr, alles wird gut.»
    Damit wandte er sich zum Gehen. Die Haustür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Langsam ging Iris in Richtung Esszimmer zurück, da klingelte das Telefon. Sie nahm selbst den Hörer ab.
    «Hallo – wer?»
    Die bleiche Hoffnungslosigkeit verschwand aus ihrem Gesicht und wich freudiger Erregung.
    «Anthony!»
    «Persönlich. Ich habe es gestern schon mal versucht, aber kriegte dich nicht an die Strippe. Hast

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