Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
schön! Ich spiele mit.»
    Mrs Rees-Talbot, eine lebhafte Neunundvierzigjährige mit beinahe brünetten Haaren, klingelte und gab ihrem attraktiven Stubenmädchen den Auftrag, Colonel Race mit Whisky und Soda zu versorgen.
    Als Betty Archdale mit einem Tablett und einem Glas darauf zurückkehrte, stand Mrs Rees-Talbot schon an der Tür, die am anderen Ende des Zimmers in ihr privates Wohnzimmer führte.
    «Colonel Race möchte Ihnen ein paar Fragen stellen», sagte sie und ging hinaus.
    Als Betty den großen, grauhaarigen Colonel ansah, leuchteten in ihren frechen Augen einige Alarmlämpchen auf. Er nahm das Glas vom Tablett und lächelte.
    «Schon die Zeitungen gesehen?», fragte er.
    «Ja, gnädiger Herr.» Betty sah ihn argwöhnisch an.
    «Haben Sie gelesen, dass George Barton letzte Nacht im Restaurant Luxembourg gestorben ist?»
    «O ja, gnädiger Herr.» Bettys Augen glänzten vor Freude über die schreckliche Sensation. «Ist es nicht entsetzlich?»
    «Sie waren doch dort in Stellung?»
    «Ja, gnädiger Herr. Ich bin letzten Winter fort, bald nach dem Tod von Mrs Barton.»
    «Sie starb auch im Luxembourg. »
    «Eigentlich witzig, nicht wahr, gnädiger Herr?», nickte Betty.
    Race fand es nicht gerade witzig, aber er verstand, was sie andeuten wollte.
    «Ich sehe, Sie haben Grips», sagte er ernst. «Sie können eins und eins zusammenzählen.»
    Betty faltete die Hände und beschloss, auf die Diskretion zu pfeifen.
    «Ist er auch abgemurkst worden? Aus der Zeitung wurde man nicht direkt schlau.»
    «Warum ‹auch›? Im Falle von Mrs Bartons Tod haben die Behörden Selbstmord ermittelt.»
    Sie warf ihm einen schnellen Blick aus den Augenwinkeln zu. Ein alter Mann, dachte sie, aber sieht nett aus. So eine ruhige Art. Ein richtiger Gentleman. Die Sorte, die einem, als er jung war, einen goldenen Sovereign zugesteckt hätte. Witzig, ich weiß nicht einmal, wie ein Sovereign aussieht! Worauf will er eigentlich hinaus?
    «Ja, gnädiger Herr», sagte sie zurückhaltend.
    «Aber vielleicht haben Sie es nie für Selbstmord gehalten?»
    «Also – eigentlich – nein, gnädiger Herr. Ich habe es nicht geglaubt – nicht wirklich.»
    «Das ist sehr interessant – äußerst interessant. Warum nicht?»
    Sie zögerte, und ihre Finger spielten an der Schürze herum.
    Nett hatte er das gesagt, so ernst. Gab einem ein Gefühl von Wichtigkeit und dass man ihm helfen wollte. Und es stimmte ja, sie war gescheit gewesen, was Rosemary Bartons Tod anging. Ihr hatte man nichts vormachen können, niemals!
    «Sie wurde abgemurkst, nicht wahr, gnädiger Herr?»
    «Es scheint eventuell im Bereich des Denkbaren zu liegen. Aber was hat Sie veranlasst, das zu denken?»
    «Nun», sagte Betty zögernd. «Es war, weil ich eines Tages etwas gehört habe.»
    «Ja?»
    Seine Stimme klang ruhig und ermutigend.
    «Die Tür war überhaupt nicht geschlossen oder so. Also ich würde ja nie an einer Tür horchen. So was mag ich überhaupt nicht», sagte Betty im vollen Bewusstsein ihrer Rechtschaffenheit. «Aber ich war gerade auf dem Weg durch die Halle zum Esszimmer, mit dem Tafelsilber auf einem Tablett, und sie sprachen ziemlich laut. Sie sagte etwas zu ihm – Mrs Barton, meine ich –, also dass Anthony Browne nicht sein richtiger Name wäre. Und da wurde er ganz widerlich, der Mr Browne. Ich hätte nicht gedacht, dass er so widerlich sein könnte – wo er doch so sympathisch aussah und sonst immer so liebenswürdig war. Er sagte etwas davon, ihr hübsches Gesicht aufzuschlitzen – auweia! –, und wenn sie nicht täte, was er ihr sagte, dann würde er sie umlegen, sagte er. Genau so! Mehr habe ich nicht gehört, denn Miss Iris kam die Treppe herunter, und natürlich habe ich damals nicht viel darüber nachgedacht. Aber als es die ganze Aufregung gab wegen ihres Selbstmords in diesem Restaurant, und als ich hörte, dass er auch bei der Feier war – nun, mir ist es kalt den Rücken heruntergelaufen – das kann ich Ihnen sagen!»
    «Aber Sie haben niemandem etwas davon gesagt?»
    Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    «Ich wollte nichts mit der Polizei zu tun haben – und schließlich wusste ich ja nichts – nichts Genaues. Und wer weiß, wenn ich etwas verraten hätte, dann wäre ich vielleicht auch umgelegt worden. Oder auf die große Reise geschickt, wie es so schön heißt.»
    «Ich verstehe.»
    Race ließ einen Augenblick verstreichen und sagte dann in seiner sanftesten Stimme:
    «Deshalb haben Sie also den anonymen Brief an Mr George

Weitere Kostenlose Bücher