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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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leuchtete mit einer starken Taschenlampe
in die Segel, überprüfte deren Stellung. Danach nahm ich das Fernglas in die
Hand und absolvierte damit den obligatorischen 360-Grad-Rundblick. Auch jetzt
war kein Schiff in Sicht. Als das alles erledigt war, schaltete ich, um Strom
zu sparen, den Computer auf Stand-by.
    Nun war ein Becher Kaffee fällig, damit ich die nächsten Stunden
durchhielt. Stefan hatte vier Stunden Wache geschoben. Das musste ich auch
schaffen. Bislang hatte er mich immer um Längen geschlagen, wenn es darum ging,
wer die längste Nachtwache bewältigte.
    Im Cockpit öffnete ich die Gasflasche, ging die drei Stufen zur
Küche hinunter und machte mir mit unserer Espressomaschine einen Kaffee.
Während der Kaffee kochte, stellte ich mir mein Handy. Alle fünfzehn Minuten
würde der Wecker klingeln – und mich damit wach machen, sollte ich doch wider
Willen eingeschlafen sein. Alle fünfzehn bis zwanzig Minuten, das hatten wir
vereinbart, war ein routinemäßiger Segelcheck fällig.
    Mit meinem Becher Kaffee setzte ich mich auf den einzigen Stuhl, der
vor der Tür des Cockpits stand. Den Tisch und die anderen Stühle hatten wir
reingeräumt, weil tagsüber starker Wellengang geherrscht und wir mehr Platz zum
Manövrieren gebraucht hatten.
    Auf einmal wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Der Windgenerator
brüllte los. Ein Squall, ein scharfer, plötzlich auffrischender Wind. Fiere das Vorsegel! , gab ich mir in Gedanken selbst die
Kommandos. Roll es über die Winsch ein! Reduziere so die
Segelfläche, um den kurz ansteigenden Mehrwind auszugleichen! Meine
Müdigkeit war im wahrsten Sinne des Wortes wie weggeblasen, ich war hellwach.
Nachts war es schwer, solche Squalls zu erkennen. Tagsüber konnte man sie an
den Wolkenformationen ausmachen, aber nachts war das unmöglich. Baju raste gleichsam in ein schwarzes Loch. So schnell wie
der Squall gekommen war, so schnell löste er sich auch wieder in Wohlgefallen
auf. Nachdem alles vorbei war, rollte ich das Segel wieder aus. Hätte ich das
nicht getan, wir wären viel zu langsam gewesen.
    Ich ließ mich wieder auf dem Stuhl an der Cockpittür nieder, den
Blick hoch zum Himmel gerichtet. Die Milchstraße war ein großer leuchtender
Schweif. Ich fing an, die Sternschnuppen zu zählen. Wie in den Nächten zuvor
fielen sie wie im Märchen einfach vom Firmament. Eine klare, unberührte
Helligkeit, ohne externe Lichteinflüsse. Wunderschön. Da wir uns noch auf der
Nordhalbkugel befanden, konnte ich einige Sternbilder erkennen. Wie wohl der Sternenhimmel auf der Südhalbkugel aussehen wird? ,
überlegte ich.
    Nachdem ich 24 Sternschnuppen gezählt und dreimal meinen Rundumblick
getätigt hatte, war es Zeit für eine Cola. Koffein war für mich zu einer Droge
geworden, die mich wachhielt.
    Schließlich beobachtete ich, wie der Mond langsam hinter einer
großen Wolke zum Vorschein kam. »Hey, schön dich zu sehen«, flüsterte ich ihm
leise zu. In die Stille hinein piepte mein Handy. Drei Stunden waren um. Ich
hätte Stefan jetzt wecken können, aber da der Mond mein Begleiter geworden war,
konnte ich noch lässig eine Stunde aushalten …

    Am 9. Februar 2009 erreichten wir nach rasanten 1800 Seemeilen
in dreizehn Tagen Dominica. Mitten in der Nacht. Bei Mondenschein. In der
Prince Rupert Bay. Man konnte den Dschungel riechen, seine dunklen Umrisse
jedoch nur erahnen.
    Nachdem wir vor Anker lagen, sahen wir uns beide an. »Was für eine
Ruhe!« Stefan sprach aus, was ich im selben Moment gedacht hatte. Wir hatten
gerade realisiert, wie laut es in den letzten Tagen gewesen war. Für einen
Augenblick hielten wir den Atem an und genossen die Stille. Kein Wassergegurgel,
kein Mastklappern, keine Wellenexplosionen, kein Pfeifen im Rigg. Eine weitere
Flasche Sekt musste daran glauben, die wir nach einem nächtlichen Bad in der
Karibik in unserem Netz liegend austranken.
    Endlich hatten wir es geschafft, wir waren tatsächlich in der
Karibik angekommen. Nichts Lebensnotwendiges an Bord war kaputtgegangen, und
Stefan und ich hatten uns trotz gelegentlicher Reibereien nicht voneinander
entfremdet. Im Gegenteil, unsere Gefühle füreinander waren noch intensiver
geworden. Ich war rundum glücklich. Die Strapazen waren vergessen, besonders
nach einer Nacht, in der ich acht Stunden durchschlafen konnte.
    Als wir am Morgen

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