Blauwasserleben
zurückfuhren, kauften wir noch frisches
Brot und warmen Kokosnusskuchen.
Am nächsten Morgen tuckerte ein schwer beladener Fischkutter an die Baju heran, mit drei Männern an Bord, Alberto war einer von
ihnen. Die drei luden einen Sack nach dem anderen aus ihrem Boot, gefüllt mit
Bananenstauden, Kokosnüssen und Papayas. Es wollte kein Ende nehmen, und mit
jedem Blick in einen der Säcke stieà ich einen kleinen Freudenschrei aus.
»Hattest du mit Alberto darüber gesprochen, welche Mengen an
Früchten er uns im Tausch geben wollte?«, flüsterte ich Stefan zu. »Mir kommt
das hier viel zu viel vor.«
Er nickte. »Das ist auf jeden Fall zu viel. Die Nähmaschine war alt,
auf dem Flohmarkt hätten wir so gut wie nichts dafür bekommen.«
Stefan versuchte Alberto zu überreden, einige Säcke wieder
mitzunehmen, doch er weigerte sich. Nur eine eisgekühlte Cola, die würde er
gern annehmen. Wenigstens etwas, mit dem wir uns erkenntlich zeigen konnten.
»Eine grüne Papaya reift schneller«, sagte Alberto in meine
Richtung, nachdem er in groÃen Zügen von seiner Cola getrunken hatte, »wenn ihr
links und rechts die Enden abschneidet und die Frucht danach in die Sonne legt.
Am nächsten Tag kann man sie essen.« Ein Trick der, wie wir später
feststellten, grandios funktionierte. Dann wandte er sich an Stefan: »Willst du
uns zum Langustenfangen begleiten?« Alberto ging davon aus, dass Stefan nicht
Nein sagen würde, denn er erhob sich, ohne die Antwort abzuwarten. Langusten
hatte Stefan bislang nicht harpuniert, also war es auch für ihn keine Frage, ob
er mitging oder nicht.
Gegen Mittag kehrten sie zurück, drei Riesenlangusten hatten sie
mitgebracht. Die Männer zeigten uns, wie man die Langusten zubereitete. Alle
landeten in einem groÃen Kochtopf, dazu servierte ich Reis. Wir lachten viel,
Alberto musste ständig übersetzen.
Nach dem Essen legten sich die drei Männer völlig selbstverständlich
vorne in das Netz unseres Katamarans, um einen Mittagsschlaf zu halten, während
wir das Boot für die groÃe Fahrt vorbereiteten. Das hieÃ: ab in den Mast, das
Vorliek des Vorsegels durchsetzen, wieder einmal das Unterwasserschiff
schrubben.
Kurz vor dem Sonnenuntergang hörten wir Rufe vom Strand. Es waren
die Dorfkinder, die sich von uns verabschieden wollten. Stefan lieà Baby Baju ins Wasser, um unsere kleinen Freunde an Bord zu
holen. Alberto und die beiden anderen Fischer hatten inzwischen ihren
»Mittagsschlaf« beendet und waren nach vielen guten Wünschen wieder mit dem
Kutter losgezogen. Es war ein schönes, warmes Gefühl, zu wissen, dass wir in
den sechs Wochen auf den Kapverden zu einem Teil der Inselgemeinschaft geworden
waren. Alles war so gewesen, wie ich immer leben wollte. Wir waren nur mit
Leben beschäftigt. Etwas Schöneres konnte es nicht geben.
Happy Birthday unter
Palmen
Pechschwarz war es um uns herum. Nirgendwo war Land zu
sehen oder andere Schiffe. Die Monate zuvor hatten wir nicht wirklich auf See
gelebt, das stellten wir jetzt fest. Wir mussten uns erst wieder an die
donnernden Wellen auf dem offenen Atlantik gewöhnen. »Günther junior« versuchte
die Baju gut durch das Getöse zu lenken und unseren
Katamaran auf Kurs zu halten, auch dann, wenn die Wellen von schräg hinten
kamen. 1800 Seemeilen hatte er noch zu bewältigen, bis wir unser nächstes Ziel
erreichen würden: Dominica, eine Karibikinsel, die zu den Kleinen Antillen
gehört.
An einem Mittwoch, es war der 28. Januar 2009, gesellten sich zum
Getöse der Atlantikwellen merkwürdig platschende Geräusche. Jedes Platschen
klang wie ein Peitschenhieb. Was konnte das sein?
»Mich hat was am Bein erwischt! Und jetzt am Rücken!« Ich schrie
auf. Und dann sahen wir die Fliegenden Fische, die wie Querschläger auf dem
Dach unseres Katamarans landeten oder auf uns, wenn sie aus dem Wasser wie
silberne Blitze hochschnellten und wir mitten in ihrer Flugbahn standen. Einige
plumpsten in unseren »Vorgarten«, auf unsere Sonnenterrasse. Die Armen! Da
schwammen sie durch einen riesigen Ozean, erhoben sich glücklich und zufrieden,
um ohne Anstrengung einen eleganten Luftsprung zu machen und pfeilschnell
wieder ins Wasser einzustechen â und landeten ausgerechnet auf den wenigen
Quadratmetern unserer Baju . Wir sammelten die
zappeligen und schleimigen Fische mit ihren
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