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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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pinkfarbenen
Blumenmustern. Ihre schulterlangen Haare waren kunstvoll zu Zöpfen geflochten,
auf ihrer Wange hatte sie unzählige Sommersprossen. Ihre tiefbraunen Augen
leuchteten auf, als sie Stefan und mich sah.
    Alicia kannte viele Funktionen der elektrischen Nähmaschine bereits
und beherrschte die Einfädelprozedur. Nur der Unterfaden war ihr neu. Aber
nachdem ich ihr gezeigt hatte, wie damit umzugehen war, hatte sie das Prinzip
schnell verstanden und war total begeistert.

    Bevor wir wieder in See stachen, wollten wir im Internet recherchieren,
wie die Großwetterlage über dem Atlantik aussah. Die hohen Felsen in der Bucht,
in der wir lagen, verhinderten jegliche Funkverbindung.
    Alberto nickte eifrig, nachdem sich Stefan bei ihm nach einem
Internetzugang erkundigt hatte. »In der Hauptstadt Vila Nova Sintra kenne ich
ein kleines Café, das einen Computer mit Internet hat. Mit dem Bus kommt ihr
dort gut hin.«
    Der öffentliche »Bus« war ein uralter Pick-up. Die Ladefläche war
von Frauen bevölkert, die die von ihren Männern frisch gefangenen Fische in
Plastikkörben dabeihatten. Der Fisch sollte in Vila Nova Sintra verkauft werden,
aber schon auf dem Weg riefen die Frauen immer wieder: »Fisch! Frischer Fisch!«
Die Menschen kamen aus ihren Häusern gelaufen, in den Händen hielten sie
Schüsseln. Dies wurde auf der Fahrt zu einem vertrauten Ritual. Der Pick-up
stoppte– und es wurde erst einmal das Mittagessen
eingekauft, bevor die Fahrt fortgesetzt werden konnte. Danach ging es weiter
über dicht bewachsene Hügel, überall blühten Hibiskussträucher, Bougainvilleen,
Mandelbäume. Unterwegs begegneten wir Männern, die auf Maultieren ritten, und
Frauen, die auf ihren Köpfen gewaltige Körbe trugen. »Oft schleppen die Frauen
in ihren Körben bis zu dreißig Kilogramm«, erklärte Zip, ein Freund von
Alberto.
    Von ihm hatten wir auch erfahren, dass die Kapverden erstmalig durch
Portugiesen besiedelt wurden. Darunter mischten sich weitere europäische
Siedler und afrikanische Sklaven – die Kapverden waren einst ein Handelsweg für
den Verkauf von Sklaven nach Amerika, was am Ende zu der kreolischen
Gesellschaft führte, wie wir sie heute kennen.
    Schließlich erreichten wir die Hauptstadt der Insel Brava, die auf
einem der vielen Bergrücken liegt. Am Eingang des Ortes entdeckten wir ein
kleines Monument, eine Nachbildung der Santa Maria ,
jenes Dreimasters, mit dem Christoph Kolumbus loszog, um einen Seeweg nach
Indien zu entdecken, und am Ende in Amerika landete. Welche
überraschenden Ziele würden wir noch ansteuern? , überlegte ich, als wir
an dem steinernen Denkmal vorbeifuhren.
    Â»Da wären wir«, sagte Zip, als wir nach einem kurzen Spaziergang vor
einem Gebäude standen, umringt von rot und weiß blühendem Oleander. »Sieht so
aus, als wäre das Café heute geschlossen. Die Tür ist zu, drin ist alles
dunkel.«
    Â»Und was nun?«, fragte Stefan.
    Zip dachte angestrengt nach. Dann erhellte sich sein Gesicht. »Der
Bürgermeister«, rief er aus. »Der Bürgermeister hat einen PC .«
    Â»Aber wir können doch wegen unseres Wetterberichts nicht den
Bürgermeister behelligen«, warf ich ein.
    Â»Doch, doch.« Unser Begleiter war voller Tatendrang. »Hier kommen
nur wenige Touristen her. Das ist für ihn garantiert eine nette Abwechslung.«
    Und Zip sollte recht behalten.
    Der Bürgermeister residierte in einem Herrenhaus am Marktplatz, der
mit wunderschönen alten Backsteinen gepflastert und von sorgfältig angelegten
Palmenalleen umringt war. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Sintra,
das würdevolle Oberhaupt von Vila Nova Sintra, trug Jeans und ein helles Hemd,
das er wie Alberto nicht in die Hose gesteckt hatte. Ganz leger. Als wir sein
Büro betraten, sprang er sofort von seinem Stuhl auf und strahlte uns an – so
wie uns jeder Mensch auf den Kapverdischen Inseln bislang angestrahlt hatte.
Zip erklärte ihm, wer wir seien, und fragte, ob wir seinen Computer benutzen
dürften.
    Selbstverständlich durften wir.
    Â»Und wie sieht es aus?«, fragte ich, nachdem Stefan eingehend einige
Wetterkarten studiert hatte.
    Â»Keine Sturmwarnung. Das heißt: Wir können starten.« Wir dankten und
verabschiedeten uns vom Bürgermeister, der uns alles Gute für unsere
Weiterfahrt wünschte.

    Bevor wir nach Tantum

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