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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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wichtig, die richtige Temperatur zu berücksichtigen,
sonst konnte es geschehen, dass die Kultur starb.
    Der Joghurt musste nun fermentierten, was einfacher war, als es
klingt: Ich musste ihn dazu einfach nur an einen warmen Ort stellen und ihn
zwölf Stunden in Ruhe lassen. Nachdem das erledigt war, begab ich mich zu
unserer Steuerbordkabine und holte unter dem dortigen Bett zwei Tauchflaschen
hervor, Zwölf-Liter-Stahlflaschen, die wir auf Malta gekauft hatten. Die Atemregler
befanden sich gleich daneben, und beides trug ich nacheinander an Deck. Die
Tauchwesten waren in unserem Hobbyraum, Backbord vorne, deponiert. Ebenso
Flossen, Neoprenanzug und Tauchmasken. Zuerst stellte ich Stefans Ausrüstung
zusammen, anschließend meine eigene. Kurz vor Mittag gesellte sich Stefan zu
mir, der inzwischen den Vergaser gesäubert hatte.
    Â Stefan packte die Sachen ins
Dinghi und zog an der Anlasserleine des Motors. Ich sprang hinterher. Kurzer
Check: Flossen, Masken, Bleigurt, alles da. »Roger. Ab zur Boje. Die Tauchboote
sind gerade weg, also werden wir alleine sein. Perfekt!«
    Wir passierten das Riff und befanden uns danach auf dem offenen
Meer. Baby Baju schaukelte auf den großen Wellen.
    Nach einer Weile brüllte Stefan: »Da vorne ist die Mooring.« Und
schon gab er Vollgas. Als wir die Leine der Mooring erreicht hatten, holte ich
sie ins Boot und knotete sie mit der von Baby Baju mit einem Halben Schlag fest – einer Grundform beim Knüpfen von Knoten. Wir
zogen unsere Ausrüstung an, checkten die Tauchcomputer und ließen uns
nacheinander ins Wasser fallen.
    Mühsam hielten wir uns am Dinghi fest. Wir hatten uns keinen
einfachen Startpunkt ausgesucht. Die Wellen waren hoch, und es herrschte eine
starke Strömung. Doch da wir ein eingespieltes Team waren, tauchten wir auf
Kommando schnell ab. An der Mooringkette hangelten wir uns hinunter, es war
gleichzeitig eine Möglichkeit, sie zu überprüfen. Oft hatten wir erlebt, dass
sie nicht gut befestigt war. Und nichts wäre gefährlicher, als nach einem Tauchgang
an die Wasseroberfläche zu gelangen, ohne dass ein Boot in Sicht war. Stefans
Daumen und Zeigefinger bildeten aber einen Kreis, die drei anderen Finger waren
gestreckt. Das Okay-Zeichen. Alles klar, dachte ich erleichtert.
    Ein Blick auf meinen Computer gab mir zu verstehen, dass wir uns in
einer Tiefe von 14,5 Metern befanden und das Wasser eine Temperatur von 28 Grad
hatte. Luft war ausreichend vorhanden. Ich zeigte Stefan an, wohin ich
schwimmen wollte. In dieser Tiefe gab es keine Strömung mehr. Das Wasser war
glasklar. Ich sah nach oben, wo Baby Baju im Wasser
zu tanzen schien. Erst jetzt widmete ich mich meiner Umgebung. Das Riff war
intakt, verschiedenste Korallen leuchteten in der kraftvollen Mittagssonne, und
um uns herum wimmelte es von Fischen, die meisten davon bunte Kofferfische in
verschiedenen Größen.
    Das wunderbare Gefühl der Schwerelosigkeit breitete sich in mir aus,
dazu kam die herrliche Stille. Sogar Stefan schwieg ausnahmsweise. Einmal hatte
er doch tatsächlich gesagt, er hätte gern Mikrofone, so könne man auch beim
Tauchen quatschen. Er konnte wirklich immer reden. Ganz anders als ich. Und
gerade das mochte ich am Tauchen, diese andere Welt, die eine Welt der Stille
war. Stefan ging es eher um Extreme, er wollte lieber so tief wie möglich
tauchen. Immer war er auf der Suche nach dem Tiefenrausch, der ihn faszinierte.
Das brauchte ich nicht, mir reichten fünfzehn, zwanzig Meter, da war es immer
noch sehr hell und die Sicht hervorragend.
    Auch jetzt war Stefan bestimmt acht Meter unterhalb von mir. Nur
gut, dass ich ihn noch erkennen konnte. Ich blieb auch auf meiner Höhe, bei
mir, und vertiefte mich in den Makrobereich mit seinen Kleinstlebewesen.
Seepferdchen wollte ich besonders gern mal wieder sehen. Nur einmal, auf den
Philippinen, hatten wir diese filigranen Geschöpfe beobachten können.
    Zwischendurch checkte ich auf dem Finimeter die Luftanzeige, alles
war im grünen Bereich. Ungefähr die Hälfte des Tauchgangs war vorbei. Selbst
bei diesen warmen Wassertemperaturen bekam ich nach fünfzig Minuten Krämpfe in
den Waden, weil mir zu kalt wurde.
    Wir entdeckten zwar keine Großlebewesen wie Schildkröten oder Haie,
und dennoch war es toll. Stefan, der wieder auf meiner Höhe war, winkte mich zu
sich heran. Ein Steinfisch. Durch seine Tarnung war er kaum zu erkennen.

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