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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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einfach über diese Gegend
hinwegblasen. Es gibt Spezialversicherungen für Boote gegen Hurrikanschäden,
aber die meisten Policen verbieten es regelrecht, während der Sturmzeiten in
den Gefahrengebieten zu segeln. Außer unserer Bootshaftpflicht hatten wir keine
Versicherungen – und niemals hätten wir die Baju unnötig einer Gefahr ausgesetzt. Der Katamaran war unser Zuhause. Das erste Mal
hatten wir die Hurrikansaison auf Inseln vor Venezuela hinter uns gebracht,
jetzt wollten wir die Wartezeit in einer Marina auf dem Río Dulce verbringen.
    Es herrschte Windstille. Wir mussten bis zur Mündung des Río Dulce
motoren, die Segel hatten wir eingezogen. Am Nachmittag kam leichter
Schiebewind auf, den wir gut gebrauchen konnten, denn wir mussten zusehen, dass
wir noch rechtzeitig vor 17 Uhr in Livingston einklarieren konnten, dem
Verwaltungssitz an der Karibikküste Guatemalas. Andernfalls hätten wir
Überstundengebühren zahlen müssen.
    Wir liefen gerade noch rechtzeitig ein. Eine Beamtenschar fiel über
uns her, die aber – anders als in Kuba – schnell wieder verschwunden war. Das
Einklarieren verlief unkompliziert, bald hielten wir unsere gestempelten
Papiere in den Händen.
    Von Livingston aus folgten wir dem Flusslauf bis zum Einbruch der
Dunkelheit. Nach einer einzigen Biegung waren wir bereits inmitten eines
dichten, spektakulären Dschungelgebiets. Uns umgab eine Kulisse von fast
senkrecht aufstrebenden Dschungelwänden in allen erdenklichen Grünfarben, wilde
Pflanzen, die mit ihren Formen und Farben surrealen Gemälden entsprungen zu
sein schienen, dazwischen auf Stelzen gebaute kleine Bambushütten in warm
schimmernden Honigtönen.
    Bis zum Sonnenuntergang verfolgten wir dieses faszinierende
Farbenspiel und konnten uns daran nicht sattsehen. Die Brüllaffen waren weder zu
übersehen noch zu überhören, und doch wurden sie gelegentlich von dem Geschrei
unzähliger Papageien übertönt. Unsere erste Flussfahrt mit der Baju wurde zu einem Highlight unserer bisherigen Reise.
    Die Nacht ankerten wir in dem ungewohnt feuchten Klima auf dem Río
Dulce, weshalb wir vorne im Netz schliefen. Geweckt wurden wir am nächsten
Morgen von Motorengeräuschen. Der Fluss ist der einzige Transportweg in dieser
Gegend, und so ging es manchmal zu wie zur Rushhour in Bangkok. Neben den
vielen Motorbooten paddelten Einheimische in einem Einbaum nach Livingston oder
kehrten mit Einkäufen von der Stadt zurück. Nur gab es keine roten Ampeln.
    Ãœberall stießen wir auf Marinas, die an kleinen Holzstegen, an denen
drei bis sechs Boote andocken konnten, erkennbar waren. Sie waren mit
Warmwasserduschen und offenen Aufenthaltsräumen ausgestattet, in deren Nähe
Hängematten zwischen Bäumen gespannt waren.
    Sie wirkten auf mich sehr einladend, und ich freute mich, dass der
Río Dulce nicht nur ein sicheres Hurrikan-Schlupfloch zu sein schien, sondern
auch noch ein besonders angenehmes. An einem solchen Steg brauchten wir nicht
einmal unser Dinghi, um an Land zu gehen. Und mit dem Süßwasser konnten wir
unseren Motor durchspülen.
    Â»Vergiss bei deinem Süßwasserglück nicht, dass wir neue Segel
anfertigen lassen müssen«, bremste Stefan ein wenig meinen Eifer. »Das ist viel
wichtiger. Die Baju muss wieder richtig auf
Vordermann gebracht werden. Und denk auch daran, wir werden in unserer Marina
für die nächsten Monate Nachbarn haben!«
    Â»Seid wann bist du auf einmal menschenscheu?«
    Â»Nicht menschenscheu, aber wenn Seglernomaden sesshaft werden, muss
es nicht unbedingt lustig zugehen.«
    Am Nachmittag erreichten wir unser vorläufiges Ziel, die Mango
Marina. Ich hatte hier einen Platz reserviert – den Tipp hatte ich von Seglern
bekommen, die die letzte Saison in diesem kleinen »Hafen« verbracht hatten. Es
war ein echter Glücksgriff, 230 US -Dollar hatten
wir pro Monat an Liegegebühren zu bezahlen.
    Â»Willkommen«, begrüßte uns eine Frau auf Spanisch, als wir die Baju festgemacht hatten. »Ich leite die Marina, der Boss
ist aber Luis, ein Kanadier, der momentan in seiner Heimat ist.« Sie lachte,
und strahlend weiße Zähne blitzten in ihrem runden Gesicht auf, das von einer
Unmenge von lockigen schwarzen Haaren umrahmt war. Trotz der Hitze trug sie
lange Hosen und ein T-Shirt. »Ich heiße übrigens Carmen, und ihr?«
    Â»Ich bin Heike, und das

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