Blauwasserleben
Wir
näherten uns ihm aber nicht zu sehr, denn in seinen Rückenflossenstacheln
befindet sich ein Gift, das auch für Menschen nicht ganz ungefährlich ist.
Schade, dass unsere Unterwasserkamera nur in einer Tiefe bis zehn Meter funktionierte.
Stefan sah ich an, dass er genau das Gleiche dachte, auch machte er ein Zeichen
für eine Kamera.
Nach 48Â Minuten zeigte ich Stefan einen nach oben gerichteten
Daumen. Das Signal zum Auftauchen. Er nickte . Wir
befolgten die Anweisungen des Tauchcomputers, dank ihm mussten wir nicht
überlegen, was zu tun war, um sicher an die Wasseroberfläche zu gelangen.
Sobald wir unseren Kopf über Wasser hielten, sprudelte es aus Stefan
nur so heraus. »Hast du den Oktopus gesehen? Die Muräne und die vielen Kofferfische?
Und überhaupt erst die Korallen, wie die heute leuchteten â¦Â«
Danach schwammen wir zum Beiboot zurück. Stefan kletterte zuerst
hinein, ich hielt währenddessen seine Ausrüstung. AnschlieÃend liftete er
seine, danach meine Flasche samt Ausrüstung an Bord. Der Wind hatte in der
Zwischenzeit nachgelassen, der Wellengang war eindeutig weniger geworden.
Glücklich schmissen wir den Motor an, um zur Baju zurückzufahren. Nach dem Duschen schmiss Stefan unseren Tauchkompressor an, um
die Pressluftflaschen wieder zu füllen. Das dauerte je Flasche zwanzig Minuten,
in der Zeit kümmerte ich mich um einen Mittagssnack. Der Lärm des Kompressors
war kaum zu ertragen, aber wenn man tauchen wollte, war es undenkbar, keinen an
Bord zu haben. Völlig autark zu sein, das war immer Stefans Motto gewesen â
auch beim Tauchen.
Als wir tags darauf am AuÃenriff vor St. George Caye segelten,
um nach einem geeigneten Schnorchelplatz Ausschau zu halten, verfolgte uns eine
Zeit lang ein Schwarm von drei Delfinen.
»Merkwürdig«, sagte ich, »normalerweise wird denen doch schnell
langweilig, wenn Baju auf Rentnerkurs ist. Die ziehen
von dannen, wenn das Boot nicht Fahrt aufnimmt.«
Noch erstaunter waren wir, als die drei Tiere nach dem Ankermanöver
immer noch in einem äuÃerst gemächlichen Tempo um die Baju herumschwammen.
Wir hatten nichts dagegen, zogen Flossen an und setzten die Schnorchelbrille
auf. Vorsichtig stiegen wir ins »Delfinbecken«. Eine Viertelstunde
schnorchelten wir mit dem Meeressäugertrio, es erschien uns mit den zwei gröÃeren
Tieren und einem kleineren wie eine Familie. Mehrmals tauchten sie direkt unter
uns durch oder holten dicht neben uns Luft. Wir konnten es kaum fassen. Bislang
hatten wir noch nicht das Glück gehabt, mit Delfinen zu schwimmen.
Plötzlich setzten sich die drei verspielten Säuger ein wenig vom
Boot ab â und eines der gröÃeren Tiere stieà seinen Körper ungefähr einen Meter
aus dem Wasser, wobei die anderen beiden ihn nah umkreisten. Dann folgte ein
groÃes Geplansche und wilde Aufregung an der Wasseroberfläche.
Nachdem wir zurück auf dem Schiff waren und geduscht hatten, lieÃen
wir unsere Blicke glücklich übers Wasser gleiten.
»Heike, spinne ich? Siehst du, was ich sehe?« Auf einmal waren die
Delfine wieder aufgetaucht, undes waren nicht mehr
drei Schwanzflossen, sondern vier â die vierte Flosse war sehr viel kleiner als
die drei anderen. Allem Anschein nach waren wir an diesem Tag Zeugen einer
Delfingeburt geworden.
Bei einem anderen Schnorchelgang am AuÃenriff lernten wir
einen Manatee aus nächster Nähe kennen. Mit Walen und Robben zählen Seekühe zu
den gröÃten Meeressäugern. Unsere Seekuh war über drei Meter lang und fast
genauso breit. Mit ihrer Schwanzflosse hätten sie als Meerjungfrau durchgehen
können, doch ihre Trägheit glich der eines Elefanten. Dazu passte auch ihre
graue Farbe.
Als wir uns auf Augenhöhe befanden, mussten wir im ersten Moment
schlucken, zumal sie uns mit ihrer massiven Schnauze â die gar nicht so richtig
zu dem kleinen Kopf passen wollte â beschnupperte. Anscheinend fand sie uns
spannender als Seegräser und Wassersalate. Nach einer Weile machte die Seekuh
immer noch keine Anstalten, ihren Weg fortzusetzen, und fing an, mit uns zu
spielen. Wir schwammen ihr nach, und sie erlaubte es uns sogar, dass wir sie
anfassten. SüÃ, diese raue Haut mit den winzigen Härchen. Ãberhaupt nicht glitschig,
was ich im Wasser nicht erwartet hatte. Ich konnte mit dem Streicheln gar nicht
mehr aufhören.
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