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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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Abfahrtszeiten anzugeben, ebenso
die Namen der Inseln, die wir besuchen wollten. Drei größere Inseln standen zur
Auswahl, keineswegs durfte man vor unbewohnten Inseln vor Anker gehen.
    Das ganze Verfahren war etwas aufwendig, aber allemal besser, als an
einer gebuchten Tour teilzunehmen und hinter Touristen herzustapfen. Die
einzigartige Tierwelt der Galapagosinseln wollten wir ganz allein beobachten,
uns Zeit dafür nehmen, mit dem Fahrrad über die Inseln radeln, auch nach einem
eigenen Rhythmus einen grünen Leguan, einen Iguana, beobachten oder die
berühmten Schildkröten.

    Fast drei Monate blieben wir auf den Galapagosinseln, von
Juni bis August 2011. Und wir haben sie tatsächlich gesehen, die
Riesenschildkröten mit ihren verschiedenen Panzerformen und die Meeresechsen,
die nur dort leben. Millionen von Fotos machten wir, wie sie Algen fraßen, wie
sie im Wasser schwammen, wie sie an Land gingen oder langsam über das schwarze
Lavagestein zogen oder flink hinüber huschten. Mir kam es vor, als würden wir
in einer Mondlandschaft, in einer vollkommen fremden Welt umherwandeln, über
uns ein blauer Himmel von intensiver Leuchtkraft.
    San Cristóbal war unsere erste Anlaufstelle gewesen, die östlichste
der Galapagosinseln. Und noch bevor wir den Anker geschmissen hatten, bekamen
wir einen unerwarteten Chartergast. Ein Seelöwe stemmte sich auf unsere hintere
Badeplattform und machte es sich auf ihr gemütlich.
    Nachdem der Seelöwe Augenkontakt mit uns aufgenommen hatte,
inspizierte er erst einmal den Katamaran, wobei das Tier etwas ungeschickt über
das Deck watschelte. Es gefiel ihm wohl das, was er da sah, denn am Ende wollte
er gar nicht mehr zurück ins Wasser. Die Baju war ein
optimaler Sonnenplatz, warum sollte man den auch verlassen?
    Verspielt, wie der Seelöwe war, ließ er sich dann doch hin und
wieder ins Wasser, um mit uns zu schnorcheln oder zusammen mit anderen Artgenossen
durchs Wasser zu fetzen.
    Von einem Mitarbeiter einer Tauchschule hatten wir erfahren, dass
man Seelöwen, sollte man sie loswerden wollen, mit Süßwasser bespritzen müsse,
das würden sie nicht mögen und freiwillig ihren angestammten Platz räumen. Den
Ratschlag testeten wir erst aus, als wir nach zwei Wochen zu einer nächsten
Insel segeln wollten, nach Santa Cruz. Den Seelöwen, den wir inzwischen auf den
Namen Fritzi getauft hatten, konnten wir nicht mitnehmen, das war klar. Das
Meer vor Sankt Cristóbal war seine Heimat.
    Santa Cruz war die zweitgrößte Insel des Galapagos-Archipels. Der
wichtigste Ort dieses Eilands ist Puerto Ayora, Heimat der Charles Darwin
Forschungsstation, ein großes Gelände mit vielen einzelnen Bauten. Noch heute
wird die spezielle Lage der Galapagosinseln genutzt, um zu forschen. So wie wir
es verstanden, ging es weiterhin darum, Darwins Theorie über die Evolution der
Arten durch Mutation und Selektion zu stützen. Auf den Galapagosinseln konnte
man Darwins Theorie »beweisen«, weil dieses Archipel nie mit einer Landmasse
verbunden, durch die exponierte Lage schwer zugänglich, zu keiner Zeit von
Menschen besiedelt und erdhistorisch ziemlich jung war. Hatte es ein Tier
einmal auf diese Vulkaninseln geschafft, lebte es vollkommen isoliert und hatte
quasi keine Feinde, musste aber dennoch in diesem kargen Klima das Überleben
lernen. Alle Anpassungsänderungen waren dadurch in diesem Biotop
nachzuvollziehen – die bekanntesten Beispiele dafür sind neben den Galapagos-
oder Darwinfinken die von uns bestaunten Riesenschildkröten.
    Dadurch, dass sich die Nahrungsbeschaffenheit auf den einzelnen
Inseln unterschiedlich darstellte, entwickelten jene Schildkröten, die
gemütlich am Boden grasen konnten und keine Mangelprobleme hatten, runde, also schildkrötenübliche
Panzer. Auf den trockeneren Inseln, auf denen sich die Nahrungssuche
schwieriger gestaltete und die Reptilien sich auch vom Buschgestrüpp ernähren
mussten, setzte sich die vorn hoch aufgestellte Sattelform durch. Auf diese
Weise konnten die Tiere ihren langen Hals besser nach oben recken.
    Einmal entdeckten wir im struppigen Gehölz zwei große
Schildkrötenexemplare und waren überrascht, wie schnell diese Urtiere auf den
Beinen waren. Auf einer kleinen Lichtung machten die beiden halt – und der eine
der beiden kletterte in Zeitlupe auf den Panzer seiner Partnerin. »Wer sagt
eigentlich«, flüsterte

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