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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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Wasserhöhenunterschied
von mehreren Metern war auszugleichen. Genauer gesagt: Unser Katamaran musste
auf die Höhe des Gatúnsees gehoben werden. In dieser Schleuse, die wie die
anderen beiden Miraflores-Schleusen rund 300 Meter lang und 33 Meter breit war,
wurde die Baju mit vier Leinen in der Kammer
festgemacht – deshalb wurden auch vier Leinenhändler benötigt. Nachdem uns
mehrere Boote im Lock folgten, wurde das Schleusentor geschlossen. Es knirschte
mächtig. Knapp 200 Millionen Liter Wasser werden für einen einzigen Schleusengang
gebraucht. Danach wurde geflutet. Das war richtig anstrengend, denn durch das
Fluten entstanden Wasserwirbel, und das Boot schlingerte hin und her. Aus
diesem Grund war es vorher mit Autoreifen als Schutz ausstaffiert worden,
sollte es einmal gegen eine Schleusenwand knallen.
    Als ich später bei einem anderen Boot als Leinenhändler half, hatte
ich keine Chance, meine Leine zu halten. Durch den gewaltigen Druck rutschte
sie mir aus der Hand, und da ich keine Handschuhe trug, brannte anschließend
meine rot aufgerissene Haut höllisch. Segler helfen sich im Panamakanal oft
untereinander, nach dem Motto: »Du hilfst bei mir als Leinenhändler, dann helfe
ich bei dir als Leinenhändler.« Natürlich konnte man sich diese Dienste auch
erkaufen. Wir nutzten die Eine-Hand-wäscht-die-andere-Methode.
    Als am nächsten Morgen die Sonne schien, sahen wir eine wunderschöne
Dschungellandschaft. Gern wären wir langsamer gefahren, um die Natur genießen
zu können, aber wir mussten laut Verordnung mit acht Knoten durch die Passage
jagen. Anhalten war verboten. Der Lotse ließ die Webcam des Towers auf uns
richten, damit Familie und Freunde in Deutschland alles live mitverfolgen
konnten. Wir holten unsere Deutschlandflagge heraus und winkten ihnen zu. Sie
konnten miterleben, wie wir jubelnd in den Pazifik einfuhren. Eine neue Etappe
begann. 160 Tage waren wir mit der Baju im Mittelmeer
gewesen, 971 Tage im Atlantik. Wie lange würden wir im Pazifik sein?

    In Panama City angekommen, wussten wir: In den nächsten
zwei, drei Jahren würde das unsere letzte Großstadt sein. »Jetzt wird
ordentlich proviantiert«, sagte Stefan fröhlich. »Wir kaufen so viel Alkohol
wie möglich. Später soll er ja verdammt teuer sein.« Allein über tausend US -Dollar gaben wir in einem Duty-free-Laden für 130 Liter Rum aus. Im Pazifik war Alkohol eine Tauschwährung, ein inoffizielles Zahlungsmittel.
Dies war nicht gerade die feinste Art, um etwas zu erwerben, aber bei einer
Inflation von manchmal tausend Prozent eine große Versuchung. Aber wir
bunkerten nicht nur Rum, sondern wir schleppten auch 180 Liter Wein, Wodka und
zehn Paletten Bier an Bord. »Alkohol, bis der Arzt kommt«, sagte ich trocken.
Weiterhin umfasste unser Großeinkauf: Cola-Dosen, Zahnpasta, Sonnencreme,
Schokolade, in Öl eingelegte getrocknete Tomaten, Unmengen von Fleisch, das wir
einkochten, und viele andere Leckereien.
    Die Baju wurde immer schwerer. Klar, dass
wir Vorher-Nachher-Bilder machten. Der Unterschied war nicht zu übersehen. Eine
Tonne hatte das Boot bestimmt zugeladen. Wobei ein Katamaran-Segler es
überhaupt nicht mag, wenn sein Boot so viel an Gewicht zulegt: Je schwerer es
ist, destounsicherer wird es. Der Katamaran surft dann
nicht mehr auf den Wellen, sondern gräbt sich ein. Das ist ein Nachteil dieses
Schiffstyps, Einrumpfboote können viel mehr zuladen.
    Wir horteten aber nicht nur Lebensmittel, sondern alle möglichen
Schiffsersatzteile, Filter, Popnieten, Motorenöle, eine neue Ankerkette und
vieles mehr. Wir hatten Listen gemacht, die wir abhakten, um nichts zu
vergessen. Zwei, drei Wochen dauerte unser Einkaufsbummel, danach waren wir
richtig geschafft.
    Â»Was bin ich froh, dass wir uns auf den Galapagos-Inseln ausruhen
können«, stöhnte ich, als wir einen weiteren Einkauf auf der Baju verstaut hatten.
    Â»Hast du eigentlich eine Genehmigung bekommen?«, fragte Stefan,
nachdem er sich eine Dose Bier mit einem lauten Zischen geöffnet hatte.
    Ich nickte. Über das Internet hatte ich zu einem Agenten E -Mail-Kontakt aufgenommen. Um einen »Autografen« zu
erhalten, die Erlaubnis, Charles Darwins Forschungsinseln betreten zu dürfen,
hatten wir unsere Pässe und die Bootspapiere scannen und dem Agenten schicken
müssen. Weiter hatten wir genaue Ankunfts- und

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