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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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mir Stefan zu, »dass man mit hundert keinen Sex mehr
haben darf?« Irgendetwas ging aber schief, denn er hielt sich nicht lange oben
auf ihr. »Wahrscheinlich hat er Erektionsprobleme oder sie Kopfschmerzen«,
bemerkte ich leise zu Stefan. Von uns konnten sie sich keinesfalls gestört
fühlen. Wir hielten uns dezent im Hintergrund und machten – typisch Spanner! –
Fotos.
    Ãœberhaupt war es jeden Tag beeindruckend, wie nah die Tiere einen
Menschen herankommen ließen. Nie fühlten sie sich von Zweibeinern gestört, wenn
sie sich in der Sonne aalten (Meerechsen), faul am Strand lagen (Seelöwen) oder
in den Wellen spielten (Meeresschildkröten). Ständig schwebten die
verschiedensten Vögel um uns herum.
    Der 6. August 2011 war unser letzter Tag auf den Galapagosinseln,
die wir nur sehr widerwillig hinter uns ließen.

Ka’oha nui – »Hallo« auf
Marquesanisch
    Vor uns lag die längste Segelstrecke der klassischen Barfußroute.
Während Stefan unter strahlend blauem Himmel ins Logbuch schrieb, hatte ich nur
einen Wunsch: die Sonne auf meiner Haut zu spüren. Ich zog mich aus und lief
nach vorne zum Netz. Das Netz war überhaupt das Beste am Katamaran, das hatte
ich schon empfunden, als ich das erste Mal auf einem solchen Boot war. Hatten
wir keine Chartergäste, nahmen wir fast jede Mahlzeit auf dem Netz ein. Dazu
spannten wir ein Sonnensegel auf und saßen im Schneidersitz auf den schönen
Kissen. Nach dem Essen konnte man sich einfach ausstrecken und bei einem leicht
kühlenden Wind Siesta machen.
    Jetzt legte ich mich auf den Rücken, sofort spürte ich die intensive
Sonne. Ich schloss meine Augen und hörte unter mir das Meer rauschen. Die Baju rockte, und ab und zu bekam mein Rücken eine
erfrischende Abkühlung durch ein paar Wasserspritzer, immer dann, wenn wir in
ein Wellental eintauchten und bald danach das Schiff wieder in die Höhe gehoben
wurde. Als ich kurz die Augen öffnete, blendeten mich die weißen Segel. An dem
Anblick, wie sich das blitzende Weiß gegen den blauen Himmel abhob, konnte ich
mich nie sattsehen. Unzählige Fotos hatte ich schon von diesem Motiv gemacht.
Einmal hatte ich meiner Schwester einige solcher Blau-Weiß-Aufnahmen geschickt.
Sie schrieb zurück, das seien doch etwas langweilige Fotos. Danach wurde mir
klar: Erst wenn man selber spürt, wie nahe man der Natur in diesem Moment der
Aufnahme ist, kann man ein solches Foto verstehen. Zeigte man mir Bilder von
großen weißen Segeln gegen einen leuchtend blauen Himmel, stieg in mir sofort
dieses unbeschreibliche Freiheitsgefühl auf. Unweigerlich nahm ich den
kühlenden Wind wahr, die brennende Sonne, roch das Salz. Plötzlich fiel ein
Schatten auf mein Gesicht.
    Â»Hey, wer steht mir da in der Sonne? Frechheit!«
    Stefan stand vor mir und betrachtete mich. Er selber war nur mit
Shorts bekleidet. Wow, was für ein durchtrainierter Körper. Wir sahen uns beide
an, und unsere Blicke wurden intensiver und intensiver. Er beugte sich zu mir
runter und begann mich zu küssen.
    Â»Okay, der Ausblick ist auch nicht schlecht«, sagte ich.
    Wir genossen unsere Zweisamkeit. Die Baju hatte ihren Rhythmus, wir unseren eigenen.

    Wenige Tage später, ich lag lesend im Salon, hörte ich
Stefan draußen rufen. »Da vorne, Land!«
    Schnell rannte ich an Deck und stellte mich zu Stefan. »Das sind die
Marquesas«, sagte er und vor Freude und Erleichterung fielen wir uns in die
Arme. Siebzehn Tage hatten wir nur auf Wasser geschaut, ein ewiges tiefes Blau,
eine leuchtend blaue Welt, die unablässig auf und nieder wogte. Links vom Boot
war es blau, schaute man nach steuerbord, war es auch blau. Es war unsere
längste Segelstrecke nonstop auf dem Meer gewesen, doch war sie viel
entspannter als die Atlantiküberquerung. Die See war glatt, oft herrschte
Flaute, und auf dem Pazifik gab es viel weniger Schiffe als auf dem Atlantik.
Eigentlich war weit und breit nie ein Schiff zu sehen, ein einziges Mal
entdeckten wir einen chinesischen Frachter. Immerhin hatten wir ein neues
automatisches Identifikationssystem installiert, AIS genannt, das vor anderen Booten in einem Umkreis von dreißig Seemeilen warnte.
Doch nie piepte es. Eine Kollision schien nahezu unmöglich. Und vor Zwischenfällen
mit Piraten mussten wir auch keine Angst haben. Man hatte uns versichert, im
pazifischen Raum seien Überfälle dieser Art

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